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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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»aber bei dem Frost und Nieselregen und wieder Frost sind ja die Straßen in einem Zustand, daß ich es für besser halte, zu bleiben, wo ich bin.«
    »Geht mir genauso«, sagte Mr. Egg, indem er sich der Servierluke näherte. »Ein kleines Mild-und-Bitter, wenn ich bitten darf. Und kalt ist es, nicht?«
    »Sehr kalt«, bestätigte der Polizist.
    »Ha«, sagte der alte Mr. Faggott.
    »Widerlich«, meinte der Mann im Regenmantel, als er von der Durchreiche zurückkam und sich zu dem Handlungsreisenden setzte. »Ich muß es ja wissen. Bin zwei Meilen von hier gegen einen Telegraphenmast geschleudert. Sie sollten mal meine Stoßstange sehen. Na ja! Aber mit so was muß man um diese Jahreszeit wohl rechnen.«
    »Ha!« sagte der alte Mr. Faggott. Eine Pause trat ein.
    »Nun«, meinte Mr. Egg, indem er seinen Krug hob, »auf Ihr Wohl allerseits.«
    Die Gesellschaft quittierte die höfliche Geste in angemessener Weise, und es folgte eine neue Pause. Der Handlungsreisende unterbrach sie.
    »Kennen Sie sich in diesem Teil des Landes aus, Sir?«
    »Hm, nein«, sagte Monty Egg. »Das ist nicht meine übliche Tour. Bastable macht sie normalerweise – Henry Bastable – vielleicht kennen Sie ihn? Er und ich reisen für Plummet & Rose, Weine und Spirituosen.«
    »So ein Großer mit roten Haaren?«
    »Das ist er. Hat sich mit einer Erkältung hingelegt, der Arme, darum habe ich vorübergehend hier übernommen. Egg ist mein Name – Montague Egg.«
    »Ah ja, ich glaube, von Ihnen habe ich schon gehört. Taylor von Harrogate Brothers hat Sie mal erwähnt. Mein Name ist Redwood. Fragonard & Co. Parfüms und Toilettenartikel.«
    Mr. Egg verneigte sich und erkundigte sich taktvoll und allgemein, wie das Geschäft denn so gehe.
    »Könnte schlechter sein. Das Geld ist natürlich ein bißchen knapp, wie zu erwarten. Aber alles in allem könnte es schlechter sein. Hier habe ich übrigens etwas, das geht ganz gut und könnte auch für Sie recht interessant sein.« Er bückte sich, öffnete seine Tasche und holte ein hohes Fläschchen heraus, dessen gläserner Stöpsel mit einer feinen Kordel gesichert war. »Sagen Sie mir mal, was Sie davon halten.« Er entfernte die Kordel und reichte die Probe Monty.
    »Parmaveilchen?« meinte dieser nach einem Blick auf das Etikett. »Das müßte die junge Dame am besten beurteilen können. Gestatten Sie, Miss? Süßes für die Süßen«, fügte er galant hinzu. »Sie haben doch nichts dagegen?«
    Das Mädchen kicherte.
    »Na los, Gertrude«, sagte ihr Begleiter. »Ein gutes Angebot soll man nie ausschlagen.« Er zog den Stöpsel heraus und schnupperte ausgiebig an der Flasche. »Das ist erstklassig, wirklich. Nimm mal einen Tropfen auf dein Taschentuch. Komm – ich mach’s dir!«
    »O ja, wunderbar!« sagte das Mädchen. »Richtig vornehm, würde ich sagen. Hör auf damit, Arthur! Laß mein Taschentuch in Ruhe – was sollen denn die Leute von dir denken? Dieser Herr hat bestimmt nichts dagegen, wenn du dir selbst was davon aufs Taschentuch tust, wenn du magst.«
    Arthur beehrte die Gesellschaft mit einem verschmitzten Augenzwinkern und besprenkelte großzügig sein Taschentuch. Monty brachte die Flasche in Sicherheit und reichte sie dem Mann im Regenmantel weiter.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte Mr. Redwood, »aber wenn ich mir den Hinweis erlauben darf, es scheint nicht jeder zu wissen, wie man Parfüm richtig probiert. Man tupft sich ein wenig davon auf die Hand, wartet, bis die Flüssigkeit verdunstet, und hält die Hand dann unter die Nase.«
    »Etwa so?« fragte der Mann im Regenmantel, indem er geschickt den Stöpsel mit dem kleinen Finger herauszog, etwas Parfüm auf die linke Handfläche tropfen ließ und die Flasche wieder verschloß, alles in einer einzigen Bewegung.
    »Ja, ich verstehe, wie Sie das meinen.«
    »Sehr interessant«, sagte Monty zutiefst beeindruckt, indem er dem Beispiel folgte. »Etwa so, wie man einen alten Kognak in ein dünnwandiges Glas einschenkt und dieses in die hohle Hand nimmt, um das Aroma freizusetzen. Die Wärme der Hand läßt die ätherischen Bestandteile verdunsten. Es freut mich sehr, von Ihnen zu erfahren, Mr. Redwood, wie man das bei Parfüms richtig macht. ›Nur wer stets zu lernen bereit, bleibt auch auf der Höhe der Zeit‹ – das ist Monty Eggs Devise. Wirklich ein feines Parfüm. Möchten Sie es einmal probieren, Sir?«
    Er bot die Flasche zuerst dem betagten Landmann an (der den Kopf schüttelte und brummig bemerkte, er könne »so’n

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