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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Beschreibungen sind ja derart irreführend. Und ich wollte natürlich auch nicht so gern mit der Polizei zu tun bekommen. Die Schule, wissen Sie – die Eltern sehen so etwas nicht gern. Aber ich habe mir gedacht, wenn ich hierherkomme und den Herrn mit eigenen Augen sehe, habe ich Gewißheit. Und Miss Wagstaffe – unsere Rektorin – hat mir freundlicherweise frei gegeben, damit ich herkommen kann, obwohl es heute sehr ungelegen kommt, denn heute nachmittag habe ich am meisten zu tun. Aber ich sagte mir, es könne doch schließlich um Leben und Tod gehen, und so ist es ja auch, nicht wahr?«
    Das Gericht dankte Miss Queek für ihr verantwortungsbewußtes Eingreifen und vertagte auf Drängen beider Parteien die Verhandlung bis zur Klärung der neuen Lage.
    Da es von größter Wichtigkeit war, daß Miss Queek die fragliche Tankstelle so bald wie möglich identifizierte, wurde abgemacht, daß sie sofort mit Inspektor Ramage und seinem Sergeanten losfahren solle; Mr. Bartons Anwalt solle mitfahren, um darauf zu achten, daß im Sinne seines Mandanten alles mit rechten Dingen zuging. Daraus ergab sich indessen eine kleine Schwierigkeit: Das Polizeiauto war nicht groß genug, um die ganze Gesellschaft bequem befördern zu können, und so kam es, daß Mr. Montague Egg, als er gerade in seinen Wagen steigen wollte, von Inspektor Ramage gebeten wurde, ihn mitzunehmen.
    »Aber selbstverständlich«, sagte Monty, »es soll mir ein Vergnügen sein. Außerdem können Sie dabei ein Auge auf mich haben, denn wenn’s der andere nicht war, sieht es ja wohl ganz so aus, als ob ich der Bösewicht wäre.«
    »Das würde ich nicht sagen«, antwortete der Inspektor, offensichtlich bestürzt, daß man seine Gedanken lesen konnte.
    »Ich könnte es Ihnen nicht verübeln«, sagte Monty vergnügt, weil ihm gerade sein Lieblingsmotto im Handbuch des Reisenden eingefallen war: »Mit freundlichem Lächeln und offenem Blick, machst du als Reisender stets dein Glück.« Und so folgte er fröhlich dem Polizeiauto auf der Straße von Beachampton nach Ditchley.
    »Wir müßten jetzt allmählich in die Nähe kommen«, bemerkte Ramage, als sie Helpington hinter sich ließen. »Wir sind zehn Meilen vor Ditchley und rund fünfundzwanzig Meilen von Pinchbecks Cottage entfernt. Mal sehen – es muß auf der linken Straßenseite sein, wenn man in diese Richtung fährt. Hoppla! Sieht ganz so aus, als ob wir schon da wären«, fügte er Augenblicke später hinzu. »Sie bleiben stehen.«
    Das Polizeiauto hatte vor einem häßlichen Wellblechschuppen angehalten, der ziemlich isoliert auf der linken Straßenseite stand und mit einer wahllosen Kollektion emaillierter Reklameschilder und etlichen Zapfsäulen verziert war. Mr. Egg stellte seinen Morris an den Straßenrand.
    »War es hier, Miss Queek?«
    »Hm, ich weiß nicht. Es sieht genauso aus, und es muß hier in der Nähe gewesen sein. Aber ganz sicher bin ich mir nicht. Diese häßlichen Dinger sehen einander ja alle so ähnlich, aber – ach Gott, wie dumm von mir! Das kann es doch gar nicht sein. Es ist ja keine Uhr da. Die Uhr müßte nämlich direkt über der Tür hängen. Wie konnte ich aber auch so dumm sein! Wir müssen noch ein Stückchen weiter fahren. Aber weit kann es nicht mehr sein.«
    Die kleine Prozession setzte sich wieder in Bewegung und kam fünf Meilen weiter erneut zum Stehen. Diesmal konnte es keinen Irrtum mehr geben. Es war wieder so eine häßliche knallrote Wellblechkonstruktion, wieder mit vielen Emailleschildern, Reklametafeln und Zapfsäulen – und diesmal mit einer Uhr, deren Zeiger (völlig korrekt, wie der Inspektor durch einen Blick auf seine Armbanduhr feststellte) auf 19.15 Uhr standen.
    »Das muß es ganz bestimmt sein«, sagte Miss Queek. »Ja, ich erkenne auch den Mann«, fügte sie hinzu, als der Garagenbesitzer herauskam, um sich nach ihren Wünschen zu erkundigen.
    Der Garagenbesitzer konnte auf Befragen nicht mit Sicherheit beschwören, daß er am 18. Juni Miss Queeks Tank gefüllt habe. Er habe davor und danach so viele Tanks gefüllt. Aber bei der Uhr war er sich ganz sicher. Sie gehe immer richtig und sei noch nie stehengeblieben oder kaputt gewesen, seit sie an ihrem Platz hänge. Wenn seine Uhr 10.20 gezeigt habe, dann sei es 10.20 Uhr gewesen, darauf könne er vor jedem Gericht im Vereinigten Königreich jeden Eid schwören. An einen Wagen mit der Nummer WOE 1313 könne er sich nicht erinnern, und dazu habe er ja auch keinen Anlaß, da er ihm nicht zur Wartung

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