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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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gebracht worden sei. Autofahrer, die etwas an ihrem Auto machen wollten, stellten sich dazu oft in die Nähe einer Werkstatt, damit sie nötigenfalls kundige Hilfe herbeirufen könnten, aber das sei etwas so Alltägliches, daß er schon gar nicht mehr darauf achte, erst recht nicht an so einem arbeitsreichen Vormittag.
    Miss Queek war sich ihrer Sache jedoch sicher. Sie erkenne den Mann, die Garage und die Uhr. Vorsichtshalber fuhr man noch bis nach Ditchley weiter, doch obwohl sich auf diesem Wege praktisch eine Tankstelle neben der andern befand, war keine darunter, die der Beschreibung so genau entsprach. Entweder stimmte die Farbe nicht, oder das Baumaterial war anders, oder es war keine Uhr da.
    »Tja«, meinte der Inspektor ziemlich bedrückt, »wenn wir hier kein abgekartetes Spiel nachweisen können (was ziemlich unwahrscheinlich ist, wenn man sich diese Frau ansieht), wäre die Anklage somit hinfällig. Diese Tankstelle, wo sie Barton gesehen hat, befindet sich achtzehn Meilen von Pinchbecks Cottage entfernt, und da wir wissen, daß der alte Mann um 10.15 Uhr noch lebte, kann Barton ihn nicht umgebracht haben – sonst hätte er mit einem Stundendurchschnitt von 200 Meilen fahren müssen, und das ist vorerst noch nicht möglich. Das heißt, wir müssen wieder ganz von vorn anfangen.«
    »Sieht ziemlich düster für mich aus«, meinte Monty liebenswürdig.
    »Das weiß ich nicht so sicher. Immerhin sind da noch diese Stimmen, die der Bäcker in der Küche gehört haben will. Daß Sie das nicht gewesen sein können, weiß ich, denn ich habe Ihre Zeitangaben überprüft.« Mr. Ramage grinste.
    »Vielleicht taucht irgendwo das restliche Geld auf. Das ist alles möglich. Am besten fahren wir jetzt wieder zurück.«
    Monty fuhr die ersten achtzehn Meilen in nachdenklichem Schweigen. Sie waren gerade an der Tankstelle mit der Uhr vorbeigekommen (gegen die der Inspektor im Vorüberfahren eine ohnmächtige Faust schüttelte), als Mr. Egg plötzlich einen Schrei ausstieß und anhielt.
    »Nanu!« sagte der Inspektor.
    »Mir ist gerade eine Idee gekommen«, sagte Monty. Er zückte einen Taschenkalender und sah etwas darin nach.
    »Ja – das dachte ich mir doch. Ich habe da ein zufälliges Zusammentreffen entdeckt. Das sollten wir nachprüfen. Ist es Ihnen recht? ›Nimm’s stets genau, laß dich auf keinen Zufall ein, die kleinste Kleinigkeit kann oft entscheidend sein.‹« Er steckte den Kalender wieder ein und fuhr weiter. Er überholte den Polizeiwagen, und nach einer Weile kamen sie an die Tankstelle, die zuerst ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte – die zwar der Beschreibung entsprach, aber ein wichtiges Detail vermissen ließ: die Uhr. Hier hielt Monty an, und der Polizeiwagen, der ihnen nachgefahren war, hielt ebenfalls.
    Der Besitzer kam erwartungsvoll heraus, und das erste, was an ihm auffiel, war seine große Ähnlichkeit mit dem Mann an der anderen Tankstelle. Monty machte diesbezüglich eine freundliche Bemerkung.
    »Na klar«, sagte der Mann, »das ist ja auch mein Bruder.«
    »Auch Ihre Tankstellen sehen sich sehr ähnlich«, sagte Monty.
    »Sie sind von derselben Firma«, antwortete der Mann.
    »Vorgefertigte Teile. Massenproduktion. Die kann jeder mit ein bißchen Geschick ganz leicht über Nacht zusammenbauen.«
    »So ist es recht«, sagte Mr. Egg beifällig. »Standardisierung bedeutet große Einsparungen an Arbeitskraft, Zeit und Kosten. Aber eine Uhr haben Sie nicht.«
    »Noch nicht. Ich habe eine bestellt.«
    »Hatten Sie auch noch nie eine?«
    »Nein.«
    »Haben Sie diese Dame schon einmal gesehen?«
    Der Mann musterte Miss Queek eingehend von Kopf bis Fuß.
    »Doch, ich glaube ja. Sie waren neulich mal morgens zum Tanken hier, nicht wahr, Miss? Samstag vor vierzehn Tagen oder so. Ich habe ein gutes Personengedächtnis.«
    »Um welche Zeit könnte das gewesen sein?«
    »Zehn vor elf, wenn’s auf ein paar Minuten nicht ankommt. Ich weiß noch, daß ich gerade das Wasser für meinen Elfuhrtee aufgesetzt hatte. Um die Zeit trinke ich immer eine Tasse Tee.«
    »Zehn Uhr fünfzig«, fiel der Inspektor eifrig ein. »Und es sind –« er rechnete schnell nach – »ungefähr zweiundzwanzig Meilen vom Cottage bis hier. Sagen wir eine halbe Stunde nach dem Mord. Vierundvierzig Meilen pro Stunde – das könnte er mit einem schnellen Sportwagen leicht geschafft haben.«
    »Ja, aber –«, mischte sich nun der Anwalt ein.
    »Einen Moment«, sagte Monty und wandte sich wieder an den

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