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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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zu dem jungen Mann, »aber was ist ein Phi-Buch?«
    »Ein Phi-Buch«, antwortete Radeott erstaunt, »ist ein Buch, das von den Bibliothekaren der Bodleiana als leicht anstößig betrachtet wird und dementsprechend von irgendeinem humorvollen Altvorderen unter dem griechischen Buchstaben Phi eingeordnet wurde. Wozu die Frage?«
    »Wissen Sie«, sagte Mr. Egg, »mir ist eben der Gedanke gekommen, wie leicht es für jemanden wäre, in die Bibliothek zu gehen, sich in einer entlegenen Ecke zu verkleiden
    – zum Beispiel in Duke Humphreys Bibliothek –, wieder hinauszugehen, einen Mord zu begehen, zurückzukommen, wieder die Kleider zu wechseln und wegzugehen. Niemand würde am Wiedereintreten gehindert werden, wenn er – oder sie – zuvor beim Hinausgehen gesehen wurde – besonders wenn die Verkleidung schon öfter in der Bibliothek benutzt wurde. Einmal Umziehen sowie der Talar eines Master of Arts genügen schon.«
    »Um Himmels willen, worauf wollen Sie hinaus?«
    »Diese Dame, die um die Mordzeit im Bogengang war – Mr. Temple sagt, sie hat an seinem Tisch gesessen. Aber ist es nicht komisch, daß Mr. Temple eigens auf sich aufmerksam machte, indem er ein Phi-Buch verlangte – ausgerechnet heute? Wenn er einmal zum Lehrkörper dieses Colleges gehörte, kannte er den Weg, den Dr. Greeby nach der Vorlesung gehen würde; und möglicherweise hatte er wegen dieser alten Geschichte, wer weiß, was das war, einen Groll gegen ihn. Er kannte auch die Nische in der Mauer. Und er hatte eine Aktentasche bei sich, in der er leicht einen Damenhut und einen Rock unterbringen konnte, der lang genug war, um seine Hose zu verdecken. Und warum trägt er an so einem heißen Tag einen Mantel, wenn nicht zu dem Zweck, den oberen Teil seiner Bekleidung zu verbergen? Es geht mich zwar nichts an – aber – nun ja, ich habe mir eben die Freiheit genommen, mir meine Gedanken darüber zu machen. Und jetzt habe ich ihn mit seiner Tasche da draußen sitzen, und der Pförtner hat ein Auge auf ihn.«
    So Mr. Egg, ziemlich außer Atem. Radeott starrte ihn an.
    »Temple? Mann Gottes, Sie sind ja genauso verrückt wie er. Hören Sie, der Mann gesteht immerzu irgendwelche Verbrechen – diesen Mord hat er auch gestanden – Sie können doch unmöglich glauben –«
    »Ich kann mich natürlich irren«, sagte Mr. Egg, »aber kennen Sie nicht die Fabel von dem Mann, der immerzu ›Wolf, Wolf‹ schrie, bis ihm niemand mehr glaubte, als der Wolf einmal wirklich kam? Im Handbuch des Reisenden steht ein Spruch, der es mir sehr angetan hat. Er heißt: ›Zum Handwerk des Vertreters zählt, daß er mit Takt die Worte wählt, denn Wahrheiten, die man nicht glauben kann, führt nur der Betrüger an.‹ Ich finde das ziemlich hintersinnig, Sie nicht?«

Maher-Schalal-Haschbas
Eine Montague Egg-Geschichte
    Kein Londoner wird je einem Menschenauflauf widerstehen können. So erging es auch Mr. Montague Egg, als er den platanengesäumten Kingsway hinauffuhr und plötzlich einer Menschengruppe ansichtig wurde, die dastand und in die Äste eines dieser schlanken Bäume hinauf starrte; prompt hielt er an, um zu sehen, was es da wohl gab.
    »Arme Mieze!« riefen die Umstehenden, indem sie aufmunternd mit den Fingern schnippten. »Na, du arme Pussi! Komm doch runter! Miez, Miez, Miez!«
    »Sieh doch mal, Schatz, schau dir das hübsche Kätzchen an!«
    »Hol doch mal einer ein bißchen Katzenfutter.«
    »Die kommt schon runter, wenn’s ihr langweilig wird.«
    »Schmeißt doch einfach einen Stein nach ihr!«
    »Na, was ist denn hier los?«
    Das schlanke, abgerissene Mädchen, das so verloren dastand und den leeren Korb hielt, wandte sich flehend an den Polizisten.
    »O bitte, schicken Sie diese Leute weg! Wie kann er denn runterkommen, wenn die ihn alle so anschreien? Er hat doch Angst, der Arme.«
    Durch die schwankenden Zweige glühte ein gelbgrünes Augenpaar herunter. Der Polizist kratzte sich am Kopf.
    »Dumme Geschichte, was, Fräuleinchen? Wie ist er denn überhaupt da raufgekommen?«
    »Der Deckel ist aufgegangen, und da ist er aus dem Korb gesprungen, gerade wie wir aus dem Bus gestiegen sind. Bitte, tun Sie doch was!«
    Mr. Montague Egg ließ seinen Blick über die Menge schweifen und entdeckte an ihrem äußeren Rand einen Fensterputzer, der seine Leiter auf einem Wagen hatte. Er rief ihn an.
    »Holen Sie doch mal die Leiter her, junger Mann, dann haben wir ihn bald unten, wenn Sie es mich mal versuchen lassen, Miss. Wenn wir ihn sich selbst

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