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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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bitte durch die andere Tür hinaus. Achten Sie auf die Stufe. Guten Morgen.«
    Mr. Egg und seine neue Bekannte tasteten sich eine unglaublich enge und muffige Hintertreppe hinunter und traten schließlich auf ein übelriechendes Gäßchen hinaus, wo sie einander erst einmal ansahen.
    »Der kam mir ziemlich kurz angebunden vor«, sagte Miss Maitland. » Hoffentlich ist er gut zu Maher-SchalalHaschbas. Das mit dem roten Fell haben Sie ja prima gemacht – ich dachte schon, er wollte sich deswegen anstellen. Ach, mein Masch! Mein Engel! Wie kann nur jemand etwas gegen deine wunderschöne Farbe haben!«
    »Hm!« sagte Mr. Egg. »Dieser Mr. Doe ist ja vielleicht ganz in Ordnung, aber an seine zehn Shilling glaube ich erst, wenn ich sie sehe. Auf jeden Fall werden Sie nicht allein zu diesem Haus gehen. Ich hole Sie um fünf Uhr mit dem Wagen ab.«
    »Aber Mr. Egg – das kann ich nicht annehmen! Außerdem haben Sie ihm schon eine halbe Krone Fahrgeld für mich abgeknöpft.«
    »Geschäft ist Geschäft«, sagte Mr. Egg. »Ich werde Punkt fünf Uhr da sein.«
    »O nein, dann kommen Sie bitte um vier, damit wir Ihnen noch eine Tasse Tee anbieten können. Das ist doch das mindeste, was wir Ihnen schuldig sind.«
    »Mit dem größten Vergnügen«, sagte Mr. Egg.
    Das Haus, das Mr. John Doe bewohnte, war eine neue, für sich allein stehende Villa am äußersten Ende einer neuen und noch unbefestigten Vorstadtstraße. Auf ihr Klingeln öffnete ihnen Mrs. John Doe – eine kleine, verschüchtert wirkende Frau mit wäßrigen Augen und der nervösen Angewohnheit, mit den Fingern an ihren blassen Lippen zu zupfen. Im Wohnzimmer, wo Mr. Doe weit zurückgelehnt in einem Armsessel saß und die Abendzeitung las, wurde Maher-Schalal-Haschbas aus seinem Korb befreit. Der Kater beschnupperte ihn argwöhnisch, ließ sich jedoch von Mrs. Does zaghaften Annäherungsversuchen soweit erweichen, daß er sich gnädig von ihr an den Ohren kraulen ließ.
    »Na, meine Liebe?« fragte Mr. Doe. »Gefällt er dir? Hast du auch nichts gegen die Farbe?«
    »O nein. Das ist ein schöner Kater. Er gefällt mir sehr.«
    »Gut. Dann nehmen wir ihn. Hier, Miss Maitland. Zehn Shilling. Unterschreiben Sie bitte diese Quittung. Vielen Dank. Den Rest von der halben Krone Fahrgeld können Sie behalten. So, meine Liebe, nun hast du deine Katze, und ich hoffe, daß wir jetzt die Mäuse endlich los sind. Und nun –« er sah auf die Uhr – »müssen Sie sich leider von Ihrem Liebling verabschieden, Miss Maitland; wir müssen nämlich weg. Er ist bei uns gut aufgehoben.«
    Monty zog sich bei diesen letzten Worten mit ritterlicher Diskretion in die Diele zurück. Es war zweifellos dieselbe ritterliche Diskretion, die ihn von der Wohnzimmertür fortführte und sich dem hinteren Teil des Hauses nähern ließ; er mußte aber nur ein paar Minuten warten, bis Jean Maitland, gefolgt von Mrs. Doe und tapfer in ein Taschentuch schniefend, herauskam.
    »Du hast deinen Kater sicher sehr lieb, nicht wahr, mein Kind? Ich hoffe, du bist nicht zu –«
    »Na, na, Flossie«, sagte ihr Mann, der plötzlich neben ihr auftauchte, »Miss Maitland weiß, daß er hier gut versorgt wird.« Er führte sie hinaus und machte schnell die Tür hinter ihnen zu.
    »Wenn Ihnen nicht ganz wohl dabei ist«, sagte Mr. Egg besorgt, »haben wir ihn im Handumdrehen zurück.«
    »Nein, es ist schon gut«, sagte Jean. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, wollen wir jetzt sofort einsteigen und – ganz schnell wegfahren.«
    Als sie über die unebene Straße dahinholperten, sah Mr. Egg einen jungen Burschen auf sie zukommen. Er hatte einen Korb in der einen Hand und pfiff laut vor sich hin.
    »Sieh an!« sagte Monty. »Einer unserer verhaßten Rivalen. Aber wir haben ihm das Geschäft schon weggeschnappt. ›Wer den Kunden als erster besucht, hat den Auftrag schon gebucht.‹ Hol’s der Kuckuck!« fuhr er bei sich fort, während er aufs Gaspedal trat. »Hoffentlich ist da auch wirklich alles in Ordnung.«
    Nun hatte Mr. Egg zwar alles darangesetzt, MaherSchalal-Haschbas auf die Karriereleiter zu helfen, aber ganz wohl war ihm dabei nicht. Die Sache beschäftigte ihn derart, daß er am Samstag der übernächsten Woche, als er wieder in London war, einen Abstecher auf die Südseite der Themse machte, um sich zu erkundigen. Und als ihm bei den Maitlands die Tür von Jean geöffnet wurde, stand neben ihr, den Rücken zu einem Buckel gekrümmt und wild mit dem Schweif schlagend – Maher-SchalalHaschbas.
    »Ja«,

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