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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sagte das Mädchen. »Er hat den ganzen Weg zurück gefunden, mein kluger Schatz! Gestern vor einer Woche – und furchtbar mager und verdreckt war er – ich weiß gar nicht, wie er das gemacht hat. Aber wir haben es einfach nicht fertiggebracht, ihn wieder zurückzubringen, nicht wahr, Maggie?«
    »Nein«, sagte Mrs. Maitland. »Ich hab’ das Tier zwar nie gemocht, aber bitte! Ich nehme an, sogar Katzen haben Gefühle. Es ist nur so peinlich wegen des Geldes.«
    »Eben«, sagte Jean. »Sehen Sie, als er nämlich zurückkam und wir beschlossen, ihn zu behalten, hab ich an Mr. Doe geschrieben und ihm das erklärt und ihm das Geld mit einer Postanweisung zurückgeschickt. Aber heute morgen kam der Brief von der Post zurück, und da stand ›Empfänger unbekannt‹ drauf. Jetzt wissen wir gar nicht, was wir machen sollen.«
    »Ich habe an diesen Mr. John Doe ja nie geglaubt«, sagte Monty. »Wenn Sie mich fragen, Miss Maitland, führte er nichts Gutes im Schilde, und ich würde mir seinetwegen keine Gedanken mehr machen.«
    Aber das Mädchen gab sich damit nicht zufrieden, und wenig später war der entgegenkommende Mr. Egg, die Postanweisung in der Tasche, auf dem Weg in den Norden der Stadt, um den geheimnisvollen Mr. Doe ausfindig zu machen.
    Die Tür zur Villa wurde ihm von einer adrett gekleideten älteren Frau geöffnet, die er noch nie gesehen hatte. Mr. Egg erkundigte sich nach Mr. John Doe.
    »Der wohnt nicht hier. Hab noch nie von ihm gehört.«
    Monty erklärte, daß er den Herrn zu sprechen wünsche, der die Katze gekauft habe.
    »Katze?« fragte die Frau. Ihr Gesicht bekam einen anderen Ausdruck. »Treten Sie doch bitte näher. George!« rief sie ins Innere des Hauses, »hier ist ein Herr, der nach einer Katze fragt. Vielleicht möchtest du –« Der Rest des Satzes wurde ins Ohr eines Mannes geflüstert, der aus dem Wohnzimmer kam und allem Anschein nach ihr Mann war.
    George musterte Mr. Egg eingehend von Kopf bis Fuß.
    »Ich kenne hier niemanden, der Doe heißt«, sagte er, »aber falls Sie den letzten Mieter meinen, der ist ausgezogen. Hat seine Sachen gepackt und ist verschwunden, genau einen Tag, nachdem der alte Herr begraben wurde. Ich sehe hier im Auftrag des Hausbesitzers nach dem rechten. Und wenn Sie eine Katze vermissen, möchten Sie vielleicht mal mitkommen und sich das da ansehen.«
    Er führte Mr. Egg durchs Haus zur Hintertür und in den Garten. Mitten in einem der Blumenbeete war ein großes Loch, das aussah wie ein flaches, unregelmäßig geformtes Grab. Daneben steckte ein Spaten in einem Erdhaufen. Und auf dem Rasen lagen in zwei kläglichen Reihen die Kadaver etlicher mausetoter Katzen. Mr. Egg schätzte ihre Zahl nach einem kurzen Überblick auf annähernd fünfzig.
    »Wenn eine davon Ihnen gehört«, sagte George, »können Sie sie gerne haben. Ihre Verfassung würde man allerdings nicht gerade als gut bezeichnen.«
    »Großer Gott!« sagte Mr. Egg entsetzt und dachte mit Freude an Maher-Schalal-Haschbas, der ihn mit hocherhobenem Schwanz auf der Maitlandschen Schwelle begrüßt hatte. »Kommen Sie ins Haus und erzählen Sie mir die ganze Geschichte. Das ist ja nicht zu glauben!«
    Wie sich herausstellte, hießen die letzten Hausbewohner Proctor. Die Familie hatte aus einem alten Mr. Proctor bestanden, der ein Invalide war und dem das Haus gehörte, sowie seinem Neffen und dessen Frau.
    »Sie hatten kein Personal hier im Haus. Die alte Mrs. Crabbe kam täglich für die Hausarbeit, und die hat mir immer erzählt, daß der alte Herr keine Katzen ausstehen kann. Sie machten ihn richtig krank – so etwas habe ich schon bei Leuten erlebt. Und da mußten sie natürlich vorsichtig sein, wo er doch so gebrechlich war und sein Herz so schwach, daß er jeden Moment tot umfallen konnte. Als ich dann alle diese vergrabenen Katzen sah, war mein erster Gedanke, daß der junge Mr. Proctor sie vielleicht erschlagen hat, damit der alte Herr sie nicht zu Gesicht bekam und einen Schock davontrug. Das Komische ist nur, daß es so aussieht, als ob sie alle zur selben Zeit umgebracht worden wären, und gar nicht einmal vor so langer Zeit.«
    Mr. Egg erinnerte sich an die Anzeige, den falschen Namen, die Bewerber, die durch eine andere Tür hinausgeschickt wurden, so daß keiner von ihnen sagen konnte, wie viele Katzen denn nun schon gekauft und bezahlt worden waren. Er erinnerte sich daran, wie Miss Maitland eingeschärft worden war, die Katze um Punkt sechs Uhr zu bringen, und an den pfeifenden

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