Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
ich will dafür sorgen, daß Monsieur Rozier es tut.«
»Das geht auch. Und werden Sie ihr auch das Kryptogramm zeigen?«
»Warum nicht? Sonst noch etwas?«
»Ja«, sagte Wimsey langsam. »Die Thodays. Bei den beiden ist mir nicht ganz wohl. Sie sind ihnen natürlich auf den Fersen?«
»Was glauben denn Sie?«
»Genau das. Also, wenn Sie die Thodays haben, sagen Sie mir Bescheid, bevor Sie energisch durchgreifen, ja? Ich wäre bei der Vernehmung gern dabei.«
»Dagegen habe ich nichts einzuwenden, Mylord. Und diesmal werden sie mir irgend etwas Brauchbares erzählen, Vorschriften hin oder her, und wenn ich mir selbst das Genick breche.«
»Da werden Sie gar keine Schwierigkeiten haben«, meinte Wimsey. »Das heißt, vorausgesetzt, Sie erwischen sie innerhalb der nächsten vierzehn Tage. Danach wird's schwieriger.«
»Wieso innerhalb von vierzehn Tagen?«
»Na hören Sie mal!« wies Wimsey ihn zurecht. »Liegt denn das nicht auf der Hand? Ich zeige Mrs. Thoday das Kryptogramm, und am Sonntagmorgen geht weder sie noch er zur Kommunion. Am Montag fahren sie mit dem ersten Zug nach London. Mein lieber Watson, es starrt Ihnen ins Gesicht. Die einzige echte Gefahr ist –«
»Nun?«
»Der Erzbischof von Canterbury. Ein stolzer Kirchenfürst, Blundell. Ein gestrenger Herr. Aber irgendwie glaube ich, daß sie an ihn gar nicht denken. Ich glaube, den können Sie riskieren.«
»So? Und wie wär's mit Signor Mussolini und dem Kaiser von Japan?«
»Unbedeutend, unbedeutend«, antwortete Seine Lordschaft mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Desgleichen der Bischof von Rom. Aber machen Sie zu, Blundell, machen Sie zu.«
»Das habe ich vor«, sagte Mr. Blundell entschlossen. »Außer Landes kommen sie nicht, das steht fest.«
»Ganz recht, ganz recht. Natürlich werden sie morgen in vierzehn Tagen wieder hier sein, aber dann ist es zu spät. Wann erwarten Sie Jim Thoday zurück? Ende des Monats? Geben Sie acht, daß er Ihnen ja nicht entwischt. Ich habe so ein Gefühl, als ob er's versuchen könnte.«
»Sie meinen, er ist unser Mann?«
»Ich weiß es nicht, sag ich doch. Ich möchte nicht, daß er's ist. Cranton wäre mir lieber.«
»Der arme Cranton«, sagte der Polizeidirektor verdrießlich. »Ich hätte lieber, er wär's nicht. Ich kann's nicht sehen, wenn ein erstklassiger Juwelendieb so aus der Art schlägt, sozusagen. Mich stört das. Außerdem ist der Mann krank. Aber wir kümmern uns natürlich darum. Die Sache mit Cobbleigh werde ich gleich erledigen.«
»Recht so!« sagte Wimsey. »Und ich glaube, ich telefoniere doch besser mal mit dem Erzbischof. Man weiß ja nie.«
»Übergeschnappt«, sagte der Polizeidirektor bei sich.
»Oder er nimmt mich auf den Arm. Eins von beiden.«
Lord Peter sprach mit dem Erzbischof und schien mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. Er schrieb auch an Hilary Thorpe und berichtete ihr vom Auffinden der Smaragde. »Sie sehen«, schrieb er, »Ihre Sherlock-Holmserei hat sich sehr gelohnt. Wie mag sich Ihr Onkel Edward freuen!« Hilary teilte ihm in ihrer Antwort mit, daß die alte Mrs. Wilbraham den Schmuck genommen und den dafür bezahlten Betrag zurückgegeben habe, alles ohne Kommentar oder Entschuldigung. Lord Peter schlich im Pfarrhaus umher wie ein unglückseliges Gespenst. Der Polizeidirektor war auf der Suche nach den Thodays in die Hauptstadt gefahren. Am Donnerstag kam wieder Bewegung in das Geschehen.
Telegramm von Commissaire Rozier
an Polizeidirektor Blundell:
Suzanne Legros kennt Cobbleigh nicht, identifiziert Photo im Umschlag als ihren Mann. Identifikation bestätigt durch hiesigen Bürgermeister. Was weiter tun?
Telegramm von Polizeidirektor Blundell
an Lord Peter Wimsey:
Suzanne Legros verleugnet Cobbleigh, identifiziert versiegeltes Photo. Wer ist das? Kann Thodays in London nicht finden.
Telegramm von Polizeidirektor Blundell
an Commissaire Rozier:
Bitte Papiere sofort zurücksenden. Mme. Legros bis auf weiteres festhalten.
Telegramm von Lord Peter Wimsey
an Polizeidirektor Blundell:
Inzwischen wissen Sie wohl Bescheid. Prüfen Sie alle Kirchenregister.
Telegramm von Polizeidirektor Blundell
an Lord Peter Wimsey:
Vikar St. Andrews Bloomsbury um Trauung William Thoday Mary Deacon mit Sondergenehmigung ersucht. War es Deacon?
Telegramm von Lord Peter Wimsey
an Polizeidirektor Blundell:
Natürlich, ihr Tröpfe. Sofort Cranton wegen Mordes verhaften.
Telegramm von Polizeidirektor Blundell
an Lord Peter Wimsey.
Tröpfe
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