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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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mehr in Glockenstuben herumzutreiben.«
    »Das können Sie singen«, antwortete Nobby heftig. »Jedesmal, wenn ich jetzt nur von weitem eine Kirche sehe, krieg ich 'ne Gänsehaut. Ich bin fertig mit der Religion, und wenn ich jemals wieder eine Kirche betrete, können Sie mich gleich pakken und in die Klapsmühle stecken.«

Dritter Teil
Will Thoday geht schnell hinein  und kommt langsam heraus
    Denn da ich's wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen.
    PSALM 32.3
    Wimsey glaubte noch nie solch nackte Verzweiflung gesehen zu haben wie in William Thodays Gesicht. Es war das Gesicht eines Mannes, der zum äußersten getrieben worden war, eingefallen und grau und spitz um die Nase wie ein Totengesicht. In Marys Miene standen Angst und Qual, aber auch etwas Kämpferisches, Wachsames. Sie wehrte sich noch, doch Will war eindeutig geschlagen.
    »Also, Sie beide«, sagte Polizeidirektor Blundell, »dann lassen Sie mal hören, was Sie uns zu berichten haben.«
    »Wir haben nichts getan, wofür wir uns schämen müßten«, sagte Mary.
    »Überlaß das mir, Mary«, sagte Will. Er wandte sich müde dem Polizeidirektor zu. »Nun gut«, sagte er, »das mit Deacon dürften Sie ja inzwischen rausgekriegt haben. Sie wissen, daß er uns und den unsern ein Unrecht angetan hat, das nicht wiedergutzumachen ist. Wir, Mary und ich, haben unser möglichstes getan, um alles wieder halbwegs in Ordnung zu bringen, aber dann sind Sie dazwischengekommen. Wahrscheinlich hätten wir wissen müssen, daß wir's doch nicht geheimhalten konnten, aber was hätten wir denn sonst machen sollen? Es gibt im Dorf schon Gerede genug über die arme Mary, und da haben wir gedacht, am besten schleichen wir uns heimlich weg, um eine ehrliche Frau aus ihr zu machen, ohne daß wir erst die Klatschmäuler im Dorf um Erlaubnis fragen müssen, die nur zu glücklich wären, wenn sie was gegen uns vorzubringen hätten. Und warum auch nicht? Es war ja nicht unsere Schuld. Welches Recht haben Sie überhaupt, uns davon abzuhalten?«
    »Sehen Sie mal her, Will«, sagte Mr. Blundell, »ich weiß ja, es ist hart für Sie, das streitet keiner ab, aber Gesetz ist Gesetz. Deacon war ein schlechter Mensch, das wissen wir alle, aber Tatsache bleibt, daß jemand ihn umgebracht hat, und unsere Aufgabe ist es, rauszufinden, wer.«
    »Dazu habe ich nichts zu sagen«, antwortete Will Thoday langsam. »Aber es wäre grausam, wenn Mary und ich –«
    »Einen Augenblick«, sagte Wimsey. »Ich glaube, Sie sind sich über die Situation nicht ganz im klaren, Thoday. Mr. Blundell will Ihrer Heirat nicht im Wege stehen, aber wie er sagt, jemand hat Deacon ermordet, und es ist und bleibt eine häßliche Tatsache, daß Sie derjenige mit dem besten Motiv sind. Und das heißt für den Fall, daß Sie angeklagt werden – nun, es könnte sein, daß man diese Dame als Zeugin hören will.«
    »Und wenn schon?« fragte Thoday.
    »Nichts weiter«, sagte Wimsey. »Nur, das Gesetz läßt nicht zu, daß eine Ehefrau gegen ihren Mann aussagt.« Er wartete, bis Will das ganz begriffen hatte. »Zigarette, Thoday? Und dann denken Sie mal darüber nach.«
    »Ich verstehe«, sagte Thoday verbittert. »Ich verstehe. Das heißt also – was dieser Teufel uns angetan hat, nimmt und nimmt kein Ende. Er hat die arme Mary einmal ruiniert und vor Gericht gebracht, und er hat ihr ihren guten Namen geraubt und aus unsern Töchterchen Bastarde gemacht, und jetzt kann er noch einmal herkommen und sich am Altar zwischen uns stellen, und Mary zwingt er in den Zeugenstand, damit Sie mir die Schlinge um den Hals legen können. Wenn es je ein Mensch verdient hat, umgebracht zu werden, dann er, und ich kann nur hoffen, daß er dafür in der Hölle brennt.«
    »Das ist anzunehmen«, sagte Wimsey, »aber Sie sehen, worauf es ankommt. Wenn Sie uns jetzt nicht die Wahrheit sagen –«
    »Ich sage nur das eine«, brach es in einem Verzweiflungsanfall aus Thoday heraus, »meine Frau – und sie ist me ine Frau, in Gottes Augen und meinen – sie hat nie etwas darüber gewußt. Kein Wort. Und sie weiß auch jetzt nichts, nur den Namen des Mannes, der in diesem Grab verfaulte. Und das ist die Wahrheit, so wahr mir Gott helfe.«
    »Schön«, meinte Mr. Blundell, »Sie werden das beweisen müssen.«
    »Das stimmt nicht ganz, Blundell«, sagte Wimsey, »aber ich würde sagen, es ist zu beweisen. Mrs. Thoday –«
    Die Frau sah ihn schnell und dankbar an.
    »Wann haben Sie zum erstenmal erfahren, daß

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