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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Ihr erster Mann noch bis Anfang dieses Jahres gelebt hat und Sie infolgedessen nicht gültig mit Will Thoday verheiratet waren?«
    »Erst als Sie zu mir kamen, Mylord, vorige Woche.«
    »Als ich Ihnen den Zettel mit Deacons Handschrift gezeigt habe?«
    »Ja, Mylord.«
    »Aber wie ist das –?« begann der Polizeidirektor, doch Wimsey übertönte ihn einfach und sprach weiter:
    »Da ist Ihnen aufgegangen, daß der Mann, der in Lady Thorpes Grab gelegen hatte, Deacon sein mußte?«
    »Es hat mich plötzlich wie ein Schlag getroffen, daß er es sein muß, Mylord. Auf einmal hab ich viele Dinge klar gesehen, die ich bis dahin nicht verstanden hatte.«
    »Aha. Sie hatten bis zu diesem Augenblick nie einen Zweifel, daß Deacon 1918 gestorben war?«
    »Keinen Augenblick, Mylord. Sonst hätte ich Will nie geheiratet.«
    »Sie gehen regelmäßig zur Kommunion?«
    »Ja, Mylord.«
    »Aber vorigen Sonntag nicht.«
    »Stimmt, Mylord. Ich konnte nicht, wo ich doch wußte, daß Will und ich nicht richtig verheiratet waren. Ich hab gedacht, das ist nicht recht.«
    »Gewiß«, meinte Wimsey. »Ich bitte um Entschuldigung, Blundell, ich habe Sie unterbrochen«, wandte er sich höflich an den Polizeidirektor.
    »Das ist schon in Ordnung«, antwortete Mr. Blundell. »Sie haben aber gesagt, Sie kennen die Handschrift nicht, als Seine Lordschaft sie Ihnen gezeigt hat?«
    »Ja, leider. Das war gelogen – aber ich mußte mich so schnell entscheiden – und ich hatte Angst –«
    »Kann ich mir denken. Sie hatten Angst, Will in Schwierigkeiten zu bringen, wie? Nun passen Sie mal auf, Mary, woher wußten Sie eigentlich, daß dieser Zettel nicht schon Anno Tobak geschrieben wurde? Wieso sind Sie sofort auf den Gedanken gekommen, daß Deacon der Tote in Lady Thorpes Grab war? Beantworten Sie mir das mal, ja?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie schwach. »Es ist ganz plötzlich so über mich gekommen.«
    »Jawohl, das ist es«, donnerte der Polizeidirektor. »Und warum? Weil Will Ihnen schon davon erzählt hatte und Sie jetzt wußten, daß Sie ausgespielt hatten. Weil Sie diesen Zettel schon einmal gesehen hatten –«
    »Nein, nein!«
    »Und ich sage, doch! Wenn Sie nicht irgendwas gewußt hätten, wozu hätten Sie dann die Handschrift verleugnen sollen? Sie wußten auch, wann das geschrieben worden war – also los, haben Sie's gewußt?«
    »Das ist gelogen!« sagte Thoday.
    »Ich weiß wirklich nicht, ob Sie da richtig liegen, Blundell«, sagte Wimsey sanft, »denn wenn Mrs. Thoday die ganze Zeit darüber Bescheid gewußt hätte, warum hätte sie dann am Sonntag morgen nicht in die Kirche gehen sollen?
    Ich meine, wenn sie die ganzen Monate so getan hätte als ob, warum dann nicht noch einmal, verstehen Sie?«
    »Nun ja«, erwiderte der Polizeidirektor, »aber was ist mit Will? Er ist die ganze Zeit in die Kirche gegangen, oder? Sie werden doch nicht sagen wollen, er hätte auch nichts gewußt.«
    »Hat er's gewußt, Mrs. Thoday?« erkundigte Wimsey sich freundlich.
    Mary Thoday zögerte.
    »Dazu kann ich Ihnen nichts sagen«, meinte sie schließlich.
    »Sie können nicht, zum Donnerwetter?« polterte Mr. Blundell. »Hören Sie mal, wenn Sie mir jetzt sagen –«
    »Es hat keinen Zweck, Mary«, sagte Will. »Gib ihm keine Antwort mehr. Sag überhaupt nichts mehr. Die drehen dir nur die Worte im Mund herum. Wir haben nichts zu sagen, und wenn ich es jetzt ausbaden muß, muß ich es eben ausbaden.«
    »Ganz so ist das nicht«, meinte Wimsey. »Sehen Sie, wenn Sie uns jetzt sagen, was Sie wissen, und wir überzeugt sind, daß Ihre Frau nichts weiß – dann steht Ihrer sofortigen Trauung nichts mehr im Wege. Das stimmt doch, Blundell?«
    »Ich darf keine Versprechungen machen, Mylord«, sagte der Polizeidirektor unnachgiebig.
    »Natürlich nicht, aber man wird doch auf eine offenkundige Tatsache hinweisen dürfen. Sehen Sie«, fuhr Wimsey fort, »irgend jemand muß etwas gewußt haben, sonst wäre Ihre Frau nicht sofort auf den Gedanken gekommen, daß der Tote Dea con war. Wenn sie nicht schon einen Verdacht gegen Sie gehabt hat – wenn Sie also völlig unwissend und unschuldig waren –, dann muß sie selbst Bescheid gewußt haben. So herum ginge es natürlich auch. Doch, ich sehe es ganz deutlich – wenn sie Bescheid bewußt und es Ihnen gesagt hat, dann waren Sie derjenige mit dem empfindlichen Gewissen. Sie hätten dann zu ihr gesagt, daß Sie nicht mit einer sündigen Frau am Altar knien können –«
    »Hören Sie auf!« sagte Thoday.

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