Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
geworden, daß ich gedacht habe, ich mach mich mal besser auf die Socken und sehe mir an Ort und Stelle an, was sich da tut. Ich wollte keine Spur hinterlassen, darum bin ich nach Walbeach gefahren – fragen Sie nicht, wie – das tut nichts zur Sache.«
»Wahrscheinlich mit Hilfe von Sparky Bones oder Fly Catcher«, warf Parker nachdenklich ein.
»Stellen Sie keine Fragen, dann bekommen Sie keine Lügen zur Antwort. Mein Kumpel hat mich ein paar Meilen weit draußen abgesetzt, und ich bin den Rest gelaufen. Hab mich als Arbeitssuchender ausgegeben, der am Neuen Kanal sein Glück machen will. Gottlob stellten die dort gerade keinen ein, also brauchte ich mich da nicht aufzuhalten.«
»So haben wir uns das schon gedacht.«
»Aha. Hab doch geahnt, daß Sie da herumschnüffeln würden. Auf dem Weg nach Fenchurch bin ich ein Stückchen mitgenommen worden und den Rest zu Fuß gelatscht. Widerliche Landschaft, wie ich schon mal gesagt habe. Ich weiß was Schöneres, als dort Fußmärsche zu machen, das kann ich Ihnen sagen.«
»Bei dieser Gelegenheit sind wir beide einander über den Weg gelaufen, glaube ich«, sagte Wimsey.
»O ja, und wenn ich gewußt hätte, mit wem ich die Ehre hatte, wäre ich nach Hause abgedampft«, sagte Mr. Cranton artig. »Aber da ich es nicht wußte, bin ich weitergegangen und – aber hören Sie mal, das wissen Sie doch sicher alles.«
»Sie haben eine Stelle bei Ezra Wilderspin angenommen und sich nach Paul Taylor erkundigt.«
»Ja – und ein schöner Reinfall war das!« rief Nobby indigniert. »Von wegen Mr. Paul Taylor und Mr. Batty Thomas! Glocken sind das, wenn's gefällig ist! Und nicht Haut noch Haar von meinem Paul Taylor. Keiner hatte ihn gesehen oder von ihm gehört. Ich sage Ihnen, das hat mir zu denken gegeben. Ich wußte ja nicht, ob er schon dagewesen und wieder abgehauen war, oder ob man ihn unterwegs geschnappt hatte, oder ob er um die nächste Ecke lauerte oder was sonst. Und dieser Wilderspin – der hatte den Bogen raus, wie man einen fleißigen Menschen mit der Nase am Schleifstein hält, hol ihn der Henker! ›Driver, komm mal her! Steve, tu mal das!‹ Ich hatte keine Minute für mich. Trotzdem hab ich da angefangen, mir so meine Gedanken über die Geheimschrift zu machen. Mir ist die Idee gekommen, daß sie vielleicht was mit den Glocken zu tun haben könnte. Aber konnte ich denn irgendwie in diese verflixte Glockenstube kommen? Nein. Nicht offen, meine ich. Also hab ich beschlossen, es nachts zu versuchen und zu sehen, ob ich aus den Dingern da oben schlau wurde. Ich hab mir also ein paar Dietriche gemacht – dafür war die Schmiede ganz praktisch – und mich am Samstag abend still und leise zu Ezras Hintertür rausgeschlichen.
Und nun hören Sie zu. Was ich Ihnen jetzt erzähle, ist so wahr wie das Evangelium. Ich bin kurz nach Mitternacht zu dieser Kirche gegangen, und wie ich die Tür anfasse, merke ich, daß sie auf ist. Was hab ich gedacht? Nun, ich hab gedacht, Deacon ist da drinnen bei der Arbeit. Wer hätte es sonst sein sollen, um diese nächtliche Stunde? Ich war schon einmal in der Kirche gewesen und hatte mich vergewissert, wo die Tür zum Glockenturm war, also bin ich da ganz leise hingegangen, und da war diese Tür auch auf. ›Schon recht‹, hab ich bei mir gedacht, ›Deacon ist da, und jetzt werde ich ihm Taylor Paul und Batty Thomas geben dafür, daß er sich nicht bei mir gemeldet hat.‹ Ich bin zuerst in so eine Kammer mit lauter Seilen gekommen – ziemlich unangenehm sahen die aus, fand ich. Und dann stand da eine Leiter, und darüber waren wieder Seile. Und dann noch eine Leiter und eine Falltür.«
»War die Falltür offen?«
»Ja, und ich bin rauf. Und gefallen hat mir das überhaupt nicht dort. Wissen Sie, als ich nämlich ins nächste Stockwerk kam – huh! Das war ein komisches Gefühl! Kein Laut zu hören, aber man hatte das Gefühl, als ob lauter Leute um einen rumständen. Und dunkel! Es war eine pechschwarze Nacht und goß wie aus Eimern, aber so was von Finsternis wie in dieser Glockenstube hab ich noch nie erlebt. Und dabei das Gefühl, als wenn einen Hunderte von Augen beobachteten. Da kann einem vielleicht kribbelig werden! Meine Güte!
Nach einer Weile, wie es immer noch so still ist, reiß ich mich dann zusammen und knipse meine Taschenlampe an. Sagen Sie, waren Sie schon mal da oben? Haben Sie mal diese Glocken gesehen? Ich bin ja im allgemeinen nicht sehr phanta siebegabt, wie man das nennt, aber diese Glocken
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