Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
es mir gut, bis auf eine kleine Erkältung. Nein, nein, gar nichts – ich bin nur ein bißchen naß geworden, als ich neulich für den armen Watson in St. Stephen eine Beerdigung geleitet habe – er hat die Gürtelrose, der Arme; so schmerzhaft und unangenehm, wenn auch nicht gefährlich, wie ich zum Glück sagen kann. Sind Sie durch St. Ives und Chatteris gekommen? Ach, Sie kommen direkt aus Denver. Ihrer Familie geht es hoffentlich gut? Ich höre, am Bedford-Kanal steht alles unter Wasser. Da werden sie dann Schlittschuh laufen können, wenn es hinterher friert. Aber im Augenblick sieht es nicht danach aus, wie? Es heißt ja immer, ein grüner Winter macht den Totengräber fett, aber ich glaube, den alten Leuten setzt diese bittere Kälte noch mehr zu. So, jetzt muß ich aber unbedingt weiter. Wie bitte? Ich habe Sie nicht verstanden. Die Glocken sind so laut. Darum hab ich auch so kräftig auf die Hupe gedrückt. Manchmal hört man überhaupt nichts mehr, wenn geläutet wird. Ja, wir läuten heute abend ein paar Stedmans. Sie läuten keine Stedmans, oder? Sie müssen unbedingt einmal herkommen und es versuchen. Wirklich faszinierend. Wally Pratt macht große Fortschritte. Sogar Hezekiah sagt, er ist nicht mehr gar so schlecht. Will Thoday läutet heute abend auch mit. Ich hab über das nachgedacht, was Sie mir gesagt haben, aber ich habe keinen Grund gesehen, ihn davon auszuschließen. Er hat unrecht gehandelt, gewiß, aber ich bin überzeugt, daß er keine s chwere Sünde begangen hat, und es würde doch viel Gerede im Dorf geben, wenn er aus der Glöcknermannschaft austräte. Klatsch ist so etwas Böses, finden Sie nicht? Ach du meine Güte! Jetzt vernachlässige ich aber vor lauter Wiedersehensfreude meine Pflichten. Das arme Kind! Ich muß fo rt. Ach Gott! Hoffentlich macht mir der Motor keinen Ärger, er ist ja kaum warmgelaufen. Nein, bitte bemühen Sie sich nicht. Wie furchtbar lieb von Ihnen. Ich sollte mich schämen, Sie so in Anspruch zu nehmen – ah! Mit der Kurbel springt er immer gleich an. Also dann, au revoir, au revoir! Wi r sehen uns ja heute abend.«
    Er tuckerte fröhlich los, und sein Gesicht leuchtete durch die verwaschenen Vorhänge zu ihnen zurück, während er in seinem Bemühen, in die eine Richtung zu fahren und in die andere zu schauen, den Wagen in gefährlichen Schlangenlinien auf der Straße dahinlenkte. Wimsey und Bunter fuhren weiter zum Roten Haus.

Zweiter Teil
Die Wasser werden heimgerufen
    Deine Fluten rauschen daher, daß hie eine Tiefe und da eine Tiefe brausen; alle deine Wasserwogen und Wellen gehen über mich.
    PSALM 42.8
    Weihnachten war vorüber. Onkel Edward hatte verdrießlich und widerwillig nachgegeben, und Hilary Thorpes Karriere war beschlossene Sache. Wimsey hatte sich dafür in anderen Dingen von der noblen Seite gezeigt. Am Heiligenabend war er mit dem Pfarrer und dem Chor bei strömendem Regen losgezogen, um den »Guten König Wenzeslaus« zu singen und hinterher zu kaltem Braten und Weintörtchen ins Pfarrhaus einzukehren. Am Stedman-Läuten hatte er sich nicht beteiligt, sondern Mrs. Venables geholfen, nasse Stechpalmen und Efeu am Taufbecken zu befestigen: Am ersten Weihnachtstag war er zweimal in die Kirche gegangen und hatte zwei Mütter und ihre Kinder aus abgelegenen Häusern zwei Meilen hinterm Dreißigfußkanal zur Taufe geholt.
    Am zweiten Weihnachtstag hörte es auf zu regnen, und es folgte »eine Windsbraut, die man nennet Euroclydon«, wie der Pfarrer sich ausdrückte. Wimsey nutzte die Gelegenheit, daß die Straßen trocken waren und der Himmel blau, und fuhr nach Walbeach, um seine Freunde zu besuchen; bei ihnen blieb er über Nacht und hörte sich ihre Loblieder auf den Neuen Kanal an, der für den Hafen und die Stadt wirklich ein großer Gewinn sei.
    Anderntags kehrte er nach dem Mittagessen nach Fenchurch St. Paul zurück. Sein Wagen schnurrte munter auf der Straße dahin, gefolgt von einem übermütigen Euroclydon. Als er über die Brücke bei der Van-Leyden-Schleuse bog, sah er, wie schnell und zornig der Fluß durchs Wehr lief, denn Kanalwasser und Flut arbeiteten gegen den Wind. Unten bei der Schleuse machte sich eine Gruppe von Männern an ein paar mit Sandsäcken vollbeladenen Kähnen zu schaffen, die fest vor den Schleusentoren vertäut waren. Einer der Arbeiter rief etwas, als der Wagen über die Brücke fuhr, und ein anderer, der ihn winken und gestikulieren sah, kam ihm armeschwenkend über die Straße entgegengelaufen. Lord Peter

Weitere Kostenlose Bücher