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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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doch ratsam, Mr. Brownlows fachmännische Hilfe zu erbitten, und er wolle zu diesem Zweck die Postmeisterin aufsuchen, wenn Mr. Wilderspin ihn bis ins Dorf mitnehme. Also kletterte er hinter Mr. Ashtons Grauen auf den Wagen, und die kleine Prozession setzte sich in Bewegung und zog an der Kirche vorbei, bis sie nach einer knappen Viertelmeile in der Mitte des Dorfes ankam.
    Die Kirche von Fenchurch St. Paul steht, wie so viele Kirchen in diesem Landesteil, völlig getrennt vom Dorf und hat nur das Pfarrhaus zum Nachbarn. Das Dorf selbst gruppiert sich um eine Straßenkreuzung, deren einer Arm in südwestlicher Richtung nach Fenchurch St. Stephen führt und in nordöstlicher Richtung auf den Dreißigfußkanal zu, um unmittelbar südlich von diesem auf die Straße nach Fenchurch St. Peter zu treffen, während der andere Arm, bei der Kirche von ebendieser Straße abzweigend, nach Nordwesten hin in einen Feldweg übergeht, auf dem man, wenn einem die Schuhe nicht zu schade sind, bei der Froschbrücke wieder auf die Straße neben dem Dreißigfußkanal kommt. Die drei Fenchurch-Gemeinden bilden somit ein Dreieck mit St. Paul im Norden, St. Peter im Süden und St. Stephen im Westen. Eine Eisenbahnstrecke der London and North Eastern Railway verbindet St. Peter mit St. Stephen und führt weiter nach Nordwesten, um auf dem Wege nach Leamholt am Dykesey-Viadukt den Dreißigfußkanal zu überqueren.
    Von den drei Gemeinden ist St. Peter die größte und bedeutendste, denn sie nennt neben einem Bahnhof einen Fluß mit zwei Brücken ihr eigen. Andrerseits hat sie aber nur eine schmucklose und uninteressante Kirche, erbaut in der letzten und schlimmsten Periode der Spätgotik, mit schiefergedecktem Turm und einem Geläute, das nicht der Rede wert ist. Fenchurch St. Stephen hat ebenfalls einen Bahnhof – wenn auch eigentlich nur zufällig, weil es nun einmal an der direkten Strecke zwischen Fenchurch St. Peter und Leamholt liegt. Immerhin, es ist ein Bahnhof; darüber hinaus hat es eine Kirche mit einem ansehnlichen Turm aus dem 14. Jahrhundert, einem wirklich sehenswerten Lettner, einer normannischen Apsis und einem Geläute aus acht Glocken. Fenchurch St. Paul ist die kleinste Gemeinde und hat weder Fluß noch Eisenbahn; dafür ist sie die älteste; ihre Kirche ist mit Abstand die größte und schönste und ihr Geläute zweifellos das edelste. Das kommt daher, daß St. Paul ursprünglich eine Abtei war. Die Überreste der alten normannischen Kirche und ein paar Steine, die den Grundriß des alten Klosters erkennen lassen, sind noch heute südöstlich des jetzigen Altarraums zu sehen. Die Kirche selbst mitsamt dem umgebenden Pfarrland liegt auf einem kleinen Hügel, der sich etwa drei bis vier Meter über das Niveau des Dorfes erhebt – ein Höhenunterschied, der im Marschland schon erheblich ist und vor allem in alten Zeiten oft genügte, um Kirche und Abtei in den Wintermonaten vor Überschwemmungen zu bewahren. Was den Fluß betrifft, den Wale, so dürfte Fenchurch St. Peter sich von Rechts wegen nicht da mit brüsten, lief doch das alte Bett ganz nah an der Kirche von Fenchurch St. Paul vorbei, bis es in der Regierungszeit Jakobs I. durch die Anlage eines kürzeren, direkten Flußbettes, des Pottersgrabens, trockengelegt wurde. Wenn man auf dem Turm von Fenchurch St. Paul steht, kann man den windungsreichen Verlauf des alten Flußbettes quer über Wiesen und Felder noch erkennen und auch den grünen, schnurgeraden Deich des Pottersgrabens sehen, der das Flußbett abkürzt wie die Sehne eines Bogens. Um die drei Fenchurch-Gemeinden herum steigt das Land nach allen Seiten leicht an und wird durch längs und quer verlaufende Gräben, die in den Wale münden, entwässert.

    Nachdem Lord Peter Wimsey beim Ausbau der Vorderachse seines Daimler zugesehen und sich überzeugt hatte, daß die Herren Brownlow und Wilderspin sie gemeinsam wahrscheinlich wieder hinbiegen konnten, ging er zum Postamt, um seine Botschaft loszuwerden, schickte von dort auch gleich ein Telegramm an seine Freunde in Walbeach, die ihn erwarteten, und sah sich dann nach einer Beschäftigung um. Das Dorf hatte nichts Interessantes zu bieten, weshalb er beschloß, sich die Kirche etwas näher anzusehen. Die Totenglocke hatte zu schlagen aufgehört, und Hezekiah war nach Hause gegangen; das Südportal war jedoch offen, und als er eintrat, entdeckte er Mrs. Venables, die frisches Wasser in die Vasen am Altar goß. Sie sah ihn, wie er vor dem Lettner stand und das

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