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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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da war auch eine Dame gekommen, die wohnte im Haus, die hat ein wunderschönes Smaragdhalsband gehabt – Tausende und Abertausende wert war das –, und genau in der Nacht nach der Hochzeit, wie Mr. Henry und seine junge Frau gerade in die Flitterwochen gefahren sind, da wird das Halsband gestohlen.«
    »Großer Gott!« rief Wimsey. Er setzte sich aufs Trittbrett des Wagens und sah Hinkins so ermunternd an, wie er nur konnte.
    »Das kann man wohl sagen«, meinte Mr. Hinkins sehr befriedigt. »Eine große Sensation war das damals hier im Dorf. Und sehen Sie, das schlimmste war ja, daß ausgerechnet einer von Sir Charles' eigenen Leuten dran beteiligt war. Der arme Sir Charles, darüber ist er nie weggekommen. Wie sie diesen Deacon geschnappt haben, und es rausgekommen ist, was er getan hat –«
    »Deacon war –?«
    »Deacon, das war doch der Butler. War seit sechs Jahren im Haus und hat das Hausmädchen geheiratet, Mary Russel, die heute mit Will Thoday verheiratet ist, der bei uns die Zwei läutet und im Moment so schlimm mit der Grippe daliegt.«
    »Ach!« sagte Wimsey. »Dann ist Deacon also tot, wenn ich richtig verstehe?«
    »Ganz recht, Mylord. Das wollte ich gerade sagen. Sehen Sie,
    das war nämlich so. Mrs. Wilbraham wacht mitten in der Nacht auf und sieht einen Mann an ihrem Schlafzimmerfenster stehen. Sie schreit los, und der Mann springt durchs Fenster in den Garten und verschwindet im Gesträuch. Sie schreit noch mal, sehr laut, und läutet ihre Glocke und macht ein Riesentheater, und alles kommt angerannt und will wissen, was los ist. Sir Charles kommt mit noch ein paar Herren, die im Haus wohnen, und einer von denen hat eine Schrotflinte. Und wie sie nach unten kommen, rennt da gerade Deacon in Rock und Hosen zur Hintertür hinaus, und der Hausdiener im Pyjama hinterher, und der Chauffeur, der über der Garage schläft, kommt auch rausgerannt, denn sehen Sie, Sir Charles hat natürlich als erstes die Hausglocke geläutet, mit der sie immer den Gärtner riefen. Der Gärtner kommt natürlich auch – und ich, denn ich war damals der Lehrjunge des Gärtners, und ich wäre nie von Sir Charles weggegangen, nur er hat ja dann seinen Haushalt verkleinern müssen, weil Krieg war und weil er Mrs. Wilbraham das Halsband bezahlt hat.«
    »Das Halsband bezahlt?«
    »Ja, Mylord. So war das nämlich. Es war nicht versichert. Und nun hätte zwar niemand Sir Charles dafür verantwortlich machen können, aber er hat es sich nun mal in den Kopf gesetzt, daß er Mrs. Wilbraham den Wert ersetzen muß, obwohl mir ja nicht einleuchten will, wie eine, die sich Dame nennt, das Geld von ihm annehmen konnte. Aber wie gesagt, wir sind also alle draußen, und da sieht einer von den Herren einen Mann über den Rasen rennen, und Mr. Stanley schießt hinter ihm her und trifft ihn sogar, wie wir hinterher festgestellt haben, aber er ist noch über die Mauer gekommen, und dahinter hat einer im Auto auf ihn gewartet, und weg war er. Und mitten in diese Aufregung hinein kommt Mrs. Wilbraham mit ihrem Mädchen und zetert, daß ihr Smaragdhalsband weg ist.«
    »Und der Mann wurde nicht gefaßt?«
    »Zuerst haben sie ihn nicht gekriegt, Mylord. Der Chauffeur hat den Wagen geholt und ist hinter ihm her, aber bevor er den Motor laufen hatte, waren die Kerle über alle Berge. Sie waren die Straße hinauf an der Kirche vorbeigefahren, aber ob sie dann durch Fenchurch St. Peter oder auf dem Deich entlanggefahren sind, weiß keiner, und auch dann können sie über Dykesey und Walea oder Walbeach oder über den Dreißigfußkanal nach Leamholt oder Holport gefahren sein. Daraufhin ist der Chauffeur also zur Polizei. Nun war's aber doch so, daß außer dem Dorfpolizisten in Fenchurch St. Peter der nächste Polizeiposten erst in Leamholt war, und damals hatten sie nicht mal dort ein Auto, so daß Sir Charles gesagt hat, wenn der Chauffeur mit dem Wagen hinfährt und sie holt, geht es schneller, als wenn wir anrufen und warten, bis sie kommen.«
    »Aha!« sagte Mrs. Venables, die plötzlich den Kopf zur Garagentür hereinsteckte. »Sie lassen sich von Joe über den Diebstahl bei Thorpes berichten. Er weiß darüber viel besser Bescheid als ich. Frieren Sie sich auch hier nicht zu Tode?«
    Wimsey erwiderte dankend, daß ihm warm genug sei und hoffentlich hätten die Strapazen den Herrn Pfarrer nicht zu sehr mitgenommen.
    »Es scheint nicht so«, sagte Mrs. Venables, »aber natürlich ist er betroffen. Sie bleiben selbstverständlich zum Mittagessen?

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