Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
feine Eichenschnitzwerk bewunderte, und kam ihn begrüßen.
»Schön, nicht wahr? Theodore ist so stolz auf seine Kirche. Und er hat ja auch, seit wir hier sind, viel getan, damit sie nach etwas aussieht. Zum Glück war unser Vorgänger ein gewissenhafter Mann und hat alle Reparaturen besorgt, wie sich's gehört, aber er hatte so einen schlechten Geschmack und hat Dinge zugelassen, die uns richtig schockiert haben. Nehmen Sie zum Beispiel diese hübsche Kapelle – können Sie sich vorstellen, daß er darin den Koks für die Öfen gelagert hat? Da haben wir natürlich sofort für Ordnung gesorgt. Theodore möchte gern einen Marienaltar darin aufstellen, aber wir fürchten, daß unsere Gemeindemitglieder das für papistisch halten könnten. Ja – ein prächtiges Fenster ist das, nicht wahr? Es ist natürlich später hinzugekommen als die andern, aber ein Glück, daß das alte Glas noch erhalten ist. Wir haben ja solche Angst gehabt, als die Zeppeline hier herüberkamen. Auf Walbeach, das ja nur zwanzig Meilen von hier liegt, haben sie nämlich eine Bombe geworfen, und das hätte genausogut hier sein können. Ist das Gitterwerk nicht herrlich? Wie Spitzen, sage ich immer. Die Grabmäler gehören der Familie Gaudy. Die hat hier noch zu Zeiten Königin Elisabeths gelebt, aber inzwischen ist sie ausgestorben. Die Sopranglocke trägt noch die Inschrift: GAUDY, GAUDE, DOMINI IN LAUDE. Auf der Nordseite war früher eine Votivkapelle, ähnlich wie hier. Das war Abt Thomas' Kapelle, und hier ist sein Grabmal. Batty Thomas, die Glocke, ist nach ihm benannt. ›Batty‹ ist natürlich nur eine Verdrehung von ›Abbot‹. Irgendein Vandale hat im neunzehnten Jahrhundert die Chorschranke hinter den Chorstühlen herausgerissen und die Orgel hineingestellt. Ein häßliches Ding, finden Sie nicht? Wir haben vor ein paar Jahren neue Pfeifen eingebaut, und jetzt müssen die Blasebälge vergrößert werden. Der arme Potty hat was zu tun, um das Windwerk gefüllt zu halten, wenn Miss Snoot alle Register zieht. Potty Peake ist so etwas wie der Dorftrottel hier, aber so närrisch, wie der Name Potty sagt, ist er eigentlich nicht, nur zu rückgeblieben. O ja, das Engeldach ist natürlich unser Prunkstück – ich persönlich finde es sogar schöner als das in March oder Needham Market, weil es noch die ganzen Originalfarben hat. Das heißt, wir haben vor zwölf Jahren da und dort etwas ausgebessert, aber hinzugefügt haben wir eigentlich nichts. Zehn Jahre haben wir gebraucht, um unsern Kirchenvorstand zu überzeugen, daß wir ruhig ein bißchen frisches Blattgold bei den Engeln auftragen könnten, ohne deswegen gleich nach Rom überzulaufen, aber jetzt sind alle stolz darauf. Eines Tages hoffen wir auch das Dach überm Altarraum zu restaurieren. Die ganzen Rippen müßten gestrichen werden, die alten Farbspuren sieht man ja noch, und die Bossel gehören vergoldet. Das Ostfenster ist für Theodore ein rotes Tuch. Dieses schreckliche Rohglas – um 1840 herum, glaube ich. Das war die schlimmste Zeit, sagt Theodore immer. Im Mittelschiff ist natürlich alles Glas weg – Cromwells Leute. Gott sei Dank haben sie wenigstens den Obergaden zum Teil ganz gelassen. Es war ihnen wohl zuviel Arbeit, da oben ranzukommen. Die Bänke sind neu; Theodore hat sie vor zehn Jahren aufstellen lassen. Er hätte lieber Stühle gehabt, aber davon wollte die Gemeinde nichts wissen, weil sie an Bänke gewöhnt war, und da hat er welche nach einem schönen alten Muster kopieren lassen, das nicht gar zu abscheulich war. Die alten waren entsetzlich – wie Badewannen, und da oben waren häßliche Galerien auf beiden Seiten; sie verdeckten völlig die Fenster der Seitenschiffe und verschandelten den Anblick der Säulen. Die haben wir zur selben Zeit abbauen lassen. Sie waren überflüssig, und es stimmt einfach, daß die Kinder ihre Gesangbücher und andere Sachen haben runterfallen lassen, den Leuten auf die Köpfe. Aber die Chorstühle hier sind was anderes. Das sind die Originalbänke der Mönche, mit Miserikordien. Ist die Schnitzerei nicht herrlich? Ganz vorn im Altarraum ist auch noch eine Piscina, aber die ist nicht weiter aufregend.«
Wimsey gab zu, daß er sich nicht sonderlich für Piscinen erwärmen könne.
»Und das Altargitter ist natürlich alles andere als schön – eine richtige viktorianische Scheußlichkeit. Wir möchten es unbedingt durch etwas Schöneres ersetzen, sobald wir das Geld auftreiben können. Schade, daß ich den Schlüssel zum Turm
Weitere Kostenlose Bücher