Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
wiederzukommen und noch mal einen Zyklus mitzuläuten, auf den Weg. Der Pfarrer hatte ihm beim Abschied noch ein Exemplar von »Venables' mathematischer Theorie des Wechselläutens« in die Hand gedrückt, während Mrs. Venables ihm unbedingt noch einen erstaunlich starken Grog gegen die Kälte einflößen mußte. Als der Wagen sich am Dreißigfußkanal nach rechts wandte, bemerkte Wimsey, daß der Wind sich gedreht hatte. Er kam jetzt aus Süden, und wenngleich das Fenmoor noch unter einer geschlossenen weißen Decke lag, war die Luft schon recht mild.
    »Das gibt Tauwetter, Bunter.«
    »Sehr wohl, Mylord.«
    »Haben Sie diese Gegend schon einmal bei Hochwasser gesehen?«
    »Nein, Mylord.«
    »Sieht ziemlich trostlos aus, besonders um die Marschen von Welney und Mepal herum, wenn sie zwischen dem alten und dem neuen Bedford River das Wasser rauslassen, und auf der andern Seite des Fenmoors zwischen Over und Earith Bridge. Meilenweit nichts als Wasser, höchstens mal da und dort ein Damm oder eine lückenhafte Reihe von Weiden. Hier ist die Entwässerung besser, glaub ich. Ah, sehen Sie mal – da drüben rechts! –, das muß die Van-Leyden-Schleuse sein, die das Hochwasser in den Dreißigfußkanal leitet – eine DenverSchleuse im kleinen. Mal auf die Karte sehen. Ja, das ist sie. Sehen Sie, hier trifft der Kanal auf den Wale, aber er trifft ihn auf höherem Niveau, und wenn die Schleuse nicht wäre, würde das ganze Kanalwasser wieder den Wale hinauffließen und die ganze Gegend überschwemmen. Schlecht konstruiert – aber die Ingenieure des 17. Jahrhunderts mußten eins nach dem andern machen und die Dinge so nehmen, wie sie sie vorfanden. Das ist der Wale, der durch den Pottersgraben von Fenchurch St. Peter kommt. Mit dem Schleusenwärter möchte ich nicht tauschen – verflixt einsam hier, würde ich meinen.«
    Sie sahen zu dem häßlichen kleinen Backsteinhaus hinüber, das sich rechts von ihnen drollig wie ein aufgestelltes Ohr zwischen den beiden Seiten der Schleuse erhob. Auf der einen Seite spannte sich ein Wehr mit einer kleinen Schleusenkammer quer über den Kanal, der dort etwa zwei Meter über dem Flußpegel in den Wale mündete. Auf der anderen Seite war der Oberlauf des Wale durch eine fünftorige Schleuse abgesperrt, die verhinderte, daß die Wassermassen aus dem höhergelegenen Kanal wieder flußaufwärts liefen.
    »Sonst kein Haus weit und breit – halt, doch, eine Kate etwa zwei Meilen weiter flußaufwärts. Puh! Das würde mir genügen, um mich in meiner eigenen Schleuse zu ersäufen. Hoppla! Was wird denn hier aus der Straße? Ach so, ja; über die Brücke auf die andere Kanalseite und dann scharf rechts – immer dem Fluß nach. Wenn in diesem Teil der Welt nur nicht alles so rechtwinklig wäre! Hoppla – und drüben sind wir! Da kommt schon der Schleusenwärter angerannt, um uns in Augenschein zu nehmen. Wir sind wahrscheinlich die Sensation des Tages für ihn. Winken wir ihm mal zu – Hallo-he! Ahoi! – ich verbreite gern Freude, wo ich vorbeikomme. Wie Stevenson schon sagte, wir gehen diesen Weg nur einmal – und ich hoffe von Herzen, daß er recht hat. Nanu, was will denn der von uns?«
    An der eintönigen weißen Straße kam ihnen eine einsame Gestalt entgegengestapft, blieb stehen und hob bittend beide Arme in die Höhe. Wimsey ließ den Daimler ausrollen und hielt.
    »Verzeihen Sie, wenn ich Sie aufhalte, Sir«, sagte der Mann durchaus höflich. »Könnten Sie so freundlich sein und mir sagen, ob ich auf dem richtigen Weg nach Fenchurch St. Paul bin?«
    »Vollkommen richtig. Gehen Sie über die Brücke, wenn Sie hinkommen, und folgen Sie dann dem Kanal in derselben Richtung weiter, in die Sie jetzt gehen, bis Sie zu einem Wegweiser kommen. Sie können ihn nicht übersehen.«
    »Danke, Sir. Wie weit ist das ungefähr noch?«
    »Etwa fünfeinhalb Meilen bis zum Wegweiser, dann noch eine halbe Meile bis zum Dorf.«
    »Ich danke Ihnen sehr, Sir.«
    »Sie haben noch einen kalten Weg vor sich, fürchte ich.«
    »Ja, Sir – die schönste Gegend ist das hier nicht. Aber ich werd's schaffen, bevor es dunkel wird, das ist tröstlich.«
    Er sprach ziemlich leise, und seine Stimme hatte einen leichten Londoner Tonfall; sein dicker grauer Mantel war zwar abgetragen, aber nicht schlecht geschnitten. Er hatte ein dunkles Spitzbärtchen und schien an die Fünfzig zu sein, aber er hielt beim Sprechen den Kopf gesenkt, als wollte er sich nicht zu genau ansehen lassen.
    »Glimmstengel

Weitere Kostenlose Bücher