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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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die Tailor Paul«, sagte er bei sich.
    Drei schwere Schläge, dann eine Pause.
    »Mann oder Frau?«
    Drei weitere Schläge, und dann noch drei.
    »Ein Mann«, sagte der Pfarrer. Er blieb weiter stehen und lauschte. »Ob der arme alte Merryweather endlich doch das Zeitliche gesegnet hat? Hoffentlich ist es nicht der kleine Hensman.« Er zählte zwölf Schläge und wartete, doch die Glocke schlug weiter, und der Pfarrer atmete erleichtert auf. Der kleine Hensman war immerhin verschont geblieben. Schnell zählte er die hinfälligen Schäflein seiner Herde auf. Zwanzig Schläge, dreißig – ein erwachsener Mann. »Gebe der Himmel«, sagte der Pfarrer, »daß es nicht Sir Henry ist.
    Es schien ihm doch besser zu gehen, als ich gestern bei ihm war.« Vierzig Schläge, einundvierzig, zweiundvierzig. Sicher war es der alte Merryweather – eine glückliche Erlösung für die arme Seele. Dreiundvierzig, vierundvierzig, fünfundvierzig, sechsundvierzig. Jetzt mußte sie weiter schlagen – sie durfte bei dieser unheilvollen Zahl nicht aufhören. Der alte Merryweather war vierundachtzig. Der Pfarrer strengte die Ohren an. Er mußte den nächsten Schlag überhört haben – der Wind war recht stark, und seine Ohren waren auch nicht mehr, was sie einmal gewesen waren.
    Aber er mußte ganze dreißig Sekunden warten, bis Tailor Paul wieder sprach; und danach war es wieder dreißig Sekunden still.
    Die zänkische alte Frau, die sich wunderte, wieso der Pfarrer so lange barhäuptig an ihrem Gartentor stehenblieb, kam angehumpelt, um zu erfahren, was los sei.
    »Die Sterbeglocke«, sagte Mr. Venables. »Sie hat die neun Tailors und danach sechsundvierzig Schläge geläutet. Ich fürchte, das galt Sir Henry.«
    »Ach du meine Güte!« rief die zänkische Frau. »Das ist ja schlimm, das ist ja richtig schrecklich!« Scheinheiliges Mitleid trat in ihren Blick. »Was soll denn nun aus Miss Hilary werden, wo ihre Mutter und ihr Vater so schnell hintereinander gestorben sind und sie erst fünfzehn ist und keiner da ist, der auf sie aufpaßt? Ich halte gar nichts davon, wenn so junge Mädchen sich selbst überlassen sind. Das gibt immer Scherereien, und es dürfte eigentlich nicht sein, daß ihnen die Eltern weggenommen werden.«
    »Wir dürfen die Wege der Vorsehung nicht in Frage stellen«, sagte der Pfarrer.

    »Vorsehung?« meinte die Alte. »Reden Sie mir nicht von Vorsehung. Von der Vorsehung hab ich genug. Erst hat sie mir meinen Mann weggenommen und dann meine Kartoffeln, aber da oben ist Einer, der wird ihr schon noch Manieren beibringen, wenn sie sich nicht vorsieht.«
    Der Pfarrer war viel zu traurig, um auf diese merkwürdige theologische Belehrung einzugehen.
    »Wir können nur auf Gott vertrauen, Mrs. Giddings«, sagte er und drehte die Starterkurbel mit einem scharfen Ruck herum.

    Die Beisetzung Sir Henrys wurde für Freitagnachmittag angesetzt. Dieses Ereignis war für mindestens vier Personen im Dorf von trauriger Wichtigkeit. Da war zum einen Mr. Russell, der Bestattungsunternehmer, ein Vetter ebender Mary Russell, die mit William Thoday verheiratet war. Er war fest entschlossen, sich mit der polierten Eiche und den Messingbeschlägen selbst zu übertreffen, und sein Hammer und Hobel ließen in der ersten Wochenhälfte ihre mißtönende Melodie durchs ganze Dorf erschallen. Ihm oblag auch die heikle Aufgabe, die sechs Träger auszusuchen, damit sie in Größe und Schritt zueinander paßten. Mr. Hezekiah Lavender und Mr. Jack Godfrey berieten über ein angemessenes Geläute, wobei es Mr. Godfreys Aufgabe war, die dämpfenden Ledermanschetten über die Klöppel zu ziehen, während Mr. Lavender das Läuten arrangierte und dirigierte. Und Mr. Gotobed, der Totengräber, hatte sich um das Grab zu kümmern – was ihn so sehr bekümmerte, daß er es glatt ablehnte, sich am Läuten zu beteiligen, damit er seine Aufmerksamkeit ganz den Vorgängen ums Grab widmen konnte, obwohl sein Sohn Dick, der ihm beim Ausheben half, sich durchaus fähig dünkte, diesen Teil allein zu übernehmen. Zu graben gab es ohnehin nicht viel. Sehr zu Mr. Gotobeds Mißfallen hatte Sir Henry nämlich den Wunsch geäußert, im selben Grab wie seine Frau beigesetzt zu werden, so daß sich wenig Gelegenheit ergab, sich durch besonders exakte und saubere Arbeit hervorzutun. Sie brauchten nur die Erde wieder auszuwerfen – sie war nach drei verregneten Monaten noch nicht einmal fest – und alles schön ordentlich wegzuräumen und die Grabränder mit frischem

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