Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
Grün zu schmücken. Desungeachtet traf Mr. Gotobed, der gern mit seiner Arbeit ein wenig voraus war, alle notwenigen Vorkehrungen, um dieses Werk am Donnerstagnachmittag zu vollenden.
Der Pfarrer war eben von einer Besuchsrunde zurückgekommen und wollte sich gerade zum Tee hinsetzen, als Emily an der Wohnzimmertür erschien.
»Wenn Sie gestatten, Sir – könnte Harry Gotobed Sie einen Moment sprechen?«
»Aber ja, gewiß. Wo ist er denn?«
»An der Hintertür, Sir. Er wollte nicht reinkommen, weil seine Stiefel so schmutzig sind.«
Mr. Venables begab sich zur Hintertür; auf der Schwelle stand Mr. Gotobed und drehte verlegen seine Mütze in den Händen.
»Na, Harry, was gibt's denn für Kummer?«
»Also, Sir, es geht nämlich um das Grab. Ich hab gedacht, ich komm lieber mal zu Ihnen, weil es ja sozusagen eine Kirchenangelegenheit ist. Sehen Sie, wie Dick und ich nämlich mit dem Graben angefangen haben, da haben wir einen Korpus darin gefunden, und Dick sagt zu mir –«
»Eine Leiche? Natürlich ist da eine Leiche drin. Lady Thorpe ist schließlich dort begraben. Sie haben sie doch selbst hineingetan.«
»Ja, Sir, aber dieser Korpus, Sir, ist nicht Lady Thorpes Korpus. Es ist ein Männerkorpus, Sir, und der hat da nichts zu suchen, denk ich. Und da sag ich zu Dick –«
»Eine Männerleiche? Was soll das heißen? In einem Sarg?«
»Nein, Sir, ohne Sarg. Nur mit 'nem normalen Anzug an, und wie das Ding aussieht, liegt es schon eine ganz schöne Weile da. Und Dick sagt: ›Dad‹, sagt er, ›das ist eine Sache für die Polizei. Soll ich Jack Priest holen lassen?‹ Aber ich sage: ›Nein‹, sag ich, ›das hier ist Kirchengelände, ist das, und da muß der Herr Pfarrer benachrichtigt werden. Das ist richtig und gehört sich so‹, sag ich. ›schmeiß mal irgendwas darüber‹, sag ich, ›solange ich fort bin und den Herrn Pfarrer hole, und paß auf, daß keiner von den Jungen auf den Friedhof kommt.‹ Und dann hab ich meine Jacke angezogen und bin rübergekommen, weil wir nicht so richtig wissen, was wir damit machen sollen.«
»Das ist ja eine unglaubliche Geschichte, Harry!« rief der Pfarrer hilflos. »Also wirklich – ich hätte nie – wer ist denn dieser Mann? Kennen Sie ihn?«
»Wissen Sie, Sir, ich glaube fast, den erkennt seine eigene Mutter nicht mehr. Wenn Sie vielleicht mal mit rüberkommen und einen Blick auf ihn werfen wollten?«
»Wie? Ach ja, natürlich, das sollte ich wohl. Meine Güte, nein! Wie unangenehm! Emiliy! Emily, hast du meinen Hut irgendwo gesehen? Ah, danke. Gehen wir, Harry. Ach, Emily, sag bitte meiner Frau, daß ich unerwartet fortgerufen worden bin, und sie soll mit dem Tee nicht auf mich warten. Ja ja, Harry, ich bin schon soweit.«
Dick Gotobed hatte eine Plane über das halboffene Grab gedeckt, hob diese jedoch an, als der Pfarrer nahte. Der brave Mann sah nur einmal kurz hinein und wendete schnell den Blick. Dick legte die Plane wieder zurück.
»Das ist ja schrecklich«, sagte Mr. Venables. Er hatte zu Ehren des scheußlichen Etwas unter der Plane die klerikale Kopfbedeckung abgenommen und stand betreten da, das schüttere graue Haar vom Wind gezaust. »Wir müssen auf jeden Fall die Polizei rufen – und – und –«, hier hellte seine Miene sich ein wenig auf – »und Dr. Baines, natürlich! Ja, ja – Dr. Baines ist der richtige Mann. Und, Harry, ich glaube gelesen zu haben, daß man in solchen Fällen am besten so wenig wie möglich verändert. Äh – ich möchte nur wissen, wer dieser arme Kerl sein könnte. Vom Dorf ist es keiner, das steht fest, denn wenn hier einer vermißt würde, hätten wir bestimmt schon davon gehört. Ich kann mir nicht vorstellen, wie er hierhergekommen ist.«
»Das können wir auch nicht, Sir. War anscheinend ein richtiger Fremder. Entschuldigen Sie, Sir, aber ob wir nicht auch den Untersuchungsrichter verständigen müssen?«
»Den Untersuchungsrichter? Ach je, natürlich, ja! Es wird wohl eine gerichtliche Untersuchung geben müssen. Nein, ist das eine schreckliche Geschichte! Wir hatten in diesem Dorf noch nie eine gerichtliche Untersuchung, seit meine Frau und ich in dieser Pfarrei sind, und das sind fast zwanzig Jahre. Und welch ein grausamer Schlag für Miss Thorpe, das arme Kind! Das Elterngrab – so ein häßlicher Frevel! Aber vertuschen können wir die Sache natürlich nicht. Die Untersuchung – meine Güte, wir müssen versuchen, unsere Gedanken beieinanderzuhalten. Dick, ich denke, du läufst am besten
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