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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Das kann nicht von Potty sein. Potty ist doch kein Gelehrter. Aber das hier, dieses Erebus – was soll das eigentlich heißen?«
    »Das ist irgend so'n altes Wort für Hölle«, sagte Hilary.
    »Ach so, das heißt das, ja? An so was muß der Kerl, der das geschrieben hat, wirklich gedacht haben. Elfen und schwarze Elefanten und böse Geister und so. Na ja, ich weiß nicht. Kommt einem vor, als wenn's ein Schabernack sein sollte, nicht? Vielleicht« (in seinen Augen glomm eine Idee auf), »vielleicht hat das einer aus 'nem Buch abgeschrieben. Doch, das würd mich nicht wundern. Aus so 'nem altmodischen Buch. Aber komisch ist es schon, wie das hier raufkommt. Ich würd's mal dem Herrn Pfarrer zeigen, Miss Hilary, das tät ich. Der kennt so viele Bücher, da weiß er vielleicht auch, woher das kommt.«
    »Gute Idee. Werd ich machen. Aber es ist so schrecklich geheimnisvoll, nicht? Richtig unheimlich. Können wir jetzt auf den Turm gehen, Mr. Godfrey?«
    Mr. Godfrey war bereit, und so erstiegen sie zusammen die letzte lange Leiter, die hoch über die Glocken hinausragte und durch einen kastenartigen Schacht etwa von der Größe einer Hundehütte auf das verbleite Turmdach führte. Der Wind war so stark und stetig, daß man sich gegen ihn lehnen konnte wie an eine Wand. Hilary nahm ihren Hut ab und ließ ihr kurzes, dickes Haar hinter sich im Wind wehen. Sie sah aus wie einer dieser schwebenden, singenden Engel in der Kirche unter ihnen. Mr. Godfrey hatte allerdings keinen Blick für diese Ähnlichkeit; wenn er ehrlich sein sollte, fand er Miss Hilarys eckiges Gesicht und glattes Haar eigentlich gar nicht hübsch. Er beschränkte sich darauf, sie zu ermahnen, sie solle sich dicht an die eisernen Streben des Wetterhahns halten. Hilary beachtete ihn jedoch nicht, sondern trat an die Brüstung und lehnte sich zwischen den kleinen Zinnen hinaus, um nach Süden übers Moor zu schauen. Tief unter ihr lag der Friedhof, und während Hilary noch schaute, löste sich eine kleine, komisch verkürzte Gestalt vom Südportal und bewegte sich ruckweise, fast wie ein Käfer, den Weg entlang. Mrs. Venables, die zum Mittagessen nach Hause ging. Hilary sah ihr nach, wie sie am Tor mit dem Wind kämpfte, die Straße überquerte und in den Pfarrhausgarten trat. Dann drehte sie sich um und ging zur Ostseite des Turms, von wo sie über das spitzgiebelige Dach des Hauptschiffs und Altarraums hinwegsah. Ein brauner Fleck im Grün des Friedhofs fing ihren Blick, und es drehte ihr schier das Herz im Leibe um. Dort, an der Nordostecke der Kirche, lag ihre Mutter begraben. Das Grab war noch nicht zugewachsen, und nun sah es so aus, als müsse die Erde bald wieder geöffnet werden, um auch den Gatten aufzunehmen. »O Gott!« sagte Hilary verzweifelt.
    »Laß Papa nicht sterben – bitte – das darfst du nicht!« Jenseits der Friedhofsmauer lag eine grüne Wiese, in deren Mitte sich eine leichte Vertiefung befand. Sie kannte diese Mulde sehr gut. Vor über dreihundert Jahren war sie entstanden. Die Zeit hatte sie abgeflacht, und in weiteren dreihundert Jahren würde sie vielleicht ganz verschwunden sein, aber noch war sie da – die Narbe jener tiefen Grube, in der man seinerzeit die Tailor Paul gegossen hatte.
    Dicht neben ihr sagte Jack Godfrey: »Für mich wird's jetzt Zeit, Miss Hilary.«
    »Ach ja, Entschuldigung. Ich hab nicht dran gedacht. Wollen Sie morgen wieder läuten?«
    »O ja, Miss Hilary. Wir versuchen uns mal an einem Stedman. Schwer zu läuten, so ein Stedman, aber eine wunderschöne Musik, wenn man's erst heraus hat. Vorsicht mit dem Kopf, Miss Hilary. Einen Zyklus von 5040 wollen wir läuten – das macht drei Stunden. Ein Glück, daß Will Thoday wieder auf den Beinen ist, denn von Tom Tebbutt oder dem jungen George Wilderspin kann man nicht gerade behaupten, daß sie beim Stedman sattelfest wären, und Wally Pratt taugt natürlich überhaupt nichts. Entschuldigen Sie mich einen Moment, Miss Hilary, ich muß mein Zeug zusammenpacken. Für meinen Geschmack ist Stedman eigentlich interessanter als alle andern Systeme, aber man muß seinen Grips ein bißchen anstrengen, damit man's richtig in den Kopf kriegt. Der alte Hezekiah ist natürlich nicht so begeistert davon, denn er will immer die Baßglocke mit drin haben. Triples machen ihm keinen großen Spaß, sagt er, und das ist ja kein Wunder. Er ist eben schon ein alter Mann, und man kann nicht von ihm erwarten, daß er auf seine alten Tage noch Stedman lernt, und außerdem würde

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