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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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London vorstellte. Mrs. Gates, die Haushälterin, und das übrige Personal des Roten Hauses saßen im südlichen Seitenschiff. In der Bank vor Wimsey saß ein untersetzter kleiner Herr im makellosen schwarzen Anzug; dieser war, wie Mrs. Venables ihn weiter aufklärte, Mr. Russell, der Bestattungsunternehmer des Dorfes und ein Vetter Mary Thodays. Mrs. West, die Postmeisterin, kam mit ihrer Tochter und begrüßte Wimsey, an den sie sich von seinem letzten Besuch erinnerte, mit einem Lächeln und einem Mittelding zwischen Kopfnicken und Knicks. Bald verstummte das Läuten, mit Ausnahme der Fünfminutenglokke, und die Glöckner kamen schuhklappernd an ihre Plätze. Miss Snoot, die Lehrerin, legte mit einem Vorspiel los, der Chor kam unter lautem Nagelschuhgetrappel aus der Sakristei, und der Pfarrer nahm seinen Platz ein.
    Der Gottesdienst verlief ohne Zwischenfall, außer daß Mr. Venables wieder einmal das Aufgebot verlegte und es von einem der Chorsänger aus der Sakristei geholt werden mußte. In seiner Predigt ging er mit ein paar ernsten Worten auf den unglücklichen Fremden ein, der morgen beigesetzt werden sollte, woraufhin Mr. Russell mit wichtiger Miene beifällig nickte. Des Pfarrers Gang zur Kanzel wurde von einem vernehmlichen Knirschen untermalt, was Mrs. Venables veranlaßte, mit Entrüstung in der Stimme zu zischeln: »Das ist wieder der Koks – Gotobed ist immer so unachtsam damit.«
    Nach dem Schlußlied fand Wimsey sich neben Mrs. Venables am Portal wieder und kam sich ein wenig verloren vor, während Hände geschüttelt und die üblichen Begrüßungsfloskeln gewechselt wurden.
    Eben kamen Mr. Russell und Mr. Gotobed angeregt miteinander redend aus der Kirche, und ersterer wurde Lord Peter vorgestellt.
    »Wo soll er zu liegen kommen, Harry?« ging Russell von der Begrüßung sogleich wieder zum Geschäftlichen über.
    »Drüben auf der Nordseite, gleich neben der alten Susan Edwards«, antwortete der Totengräber. »Gestern abend haben wir das Grab fertig gemacht, wie es sich gehört. Vielleicht möchte Seine Lordschaft mal mitkommen und es sich ansehen?«
    Wimsey bekundete geziemendes Interesse, und so gingen sie zusammen um die Kirche herum auf die andere Seite.
    »Wir geben ihm einen guten Rüstersarg«, sagte Mr. Russell mit sichtlicher Befriedigung, nachdem die schönen Proportionen des Grabes gebührend bewundert worden waren.
    »Von Rechts wegen gehört er ja auf Gemeindekosten beerdigt, und das heißt Kiefer, wie Sie wissen, aber der Pfarrer hat zu mir gesagt: ›Armer Kerl‹, sagt er, ›bringen wir ihn anständig unter die Erde, ich bezahl's‹, sagt er. Und ich hab die Bretter schön paßgenau gehobelt, damit alles dicht ist und kein Malheur passiert. Natürlich wäre Blei das richtige für ihn gewesen, aber so was wird bei mir nicht oft verlangt, da glaub ich nicht, daß ich es rechtzeitig bekommen hätte, und es ist ja wahr, je eher er unter die Erde kommt, desto besser. Außerdem ist Blei ein hartes Stück Arbeit für die Träger. Sechs Mann bekommt er – ich will mir nicht nachsagen lassen, daß ich keinen Respekt vor den Toten habe, egal wie sie hierherkommen, und das hab ich auch zum Pfarrer gesagt. ›Nein, Sir‹, sag ich, ›nicht mit dem alten Handkarren‹, sag ich, ›er kriegt seine sechs Träger genau wie einer von uns.‹ Und der Pfarrer war da ganz meiner Meinung. Ha, ich sag Ihnen, da kommt morgen ganz schön was hierher von ringsum, und die sollen nicht sagen können, daß wir nicht wissen, was sich gehört.«
    »Ganz recht«, sagte Mr. Gotobed. »Ich hab gehört, da kommt 'ne ganze Reisegesellschaft aus St. Stephen mit Jack Brownlows großem Wagen. So 'nen Spaß haben die nicht alle Tage.«
    »Der Pfarrer will auch einen Kranz spenden«, fuhr Mr. Russell fort, »und Miss Thorpe schickt noch einen. Und dann kommen jede Menge Blumen von den Schulkindern und ein Kranz von der Frauenvereinigung. Meine Frau ist gleich sammeln gegangen, nachdem wir wußten, daß wir die Beerdigung machen sollen.«
    »Ja, die ist fix, da gibt's nichts«, äußerte der Totengräber bewundernd.
    »O ja, und Mrs. Venables hat dann den Rest auf eine Guinee dazugegeben, damit's was Anständiges wird. Ich sehe gern viele Blumen bei einer Beerdigung. Das macht was her.«
    »Gibt's ein Singbegräbnis?«
    »Na ja, nicht direkt ein Singbegräbnis, aber ein Lied am Grab schon. Der Pfarrer hat gemeint: ›Wir sollten wohl nicht zuviel von Freunden und Auseinandergehn bringen‹, sagt er, ›das würde

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