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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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nicht ganz passen, wo wir nicht mal wissen, wer seine Freunde waren.‹ Da hab ich gesagt: ›Wie wär's mit Gottes Wege sind voll Geheimnis? Das ist schön feierlich und traurig‹, sag ich, ›und das kennen wir alle, und wenn etwas geheimnisvoll ist, dann die Geschichte mit dem Toten hier‹, sag ich. Und darauf haben wir uns dann geeinigt.«
    »Ah, ja!« ließ sich plötzlich Mr. Lavenders Stimme vernehmen, »da hast du recht, Bob Russell. Wie ich noch'n Junge war, da hat es so was alles nicht gegeben. Da ist immer alles gerade und sauber zugegangen. Aber wie das dann mit der ganzen Bildung angefangen hat, da ist nur noch alles drunter und drüber gegangen, und immer Formulare ausfüllen und Krankenhauspapiere und Atteste und lauter so'n Zeug, damit man überhaupt seine Lord-George-Pension kriegt.«
    »Kann ja sein, Hezekiah«, erwiderte der Totengräber, »aber für mich hat das alles angefangen mit diesem Jeff Deacon im Roten Haus, das hat die Fremden hier reingebracht. Gleich danach hat's Krieg gegeben, und seitdem ist alles nur noch Kraut und Rüben.«
    »Also, der Krieg«, sagte Mr. Russell, »ich würde sagen, der wäre sowieso gekommen, mit und ohne Jeff Deacon. Aber im allgemeinen hast du schon recht. Dieser Jeff war ein schlechter Mensch, obwohl ja die arme Mary nicht mal jetzt ein Wort gegen ihn hören will.«
    »So ist das mit den Frauen«, meinte Mr. Lavender verdrießlich. »Je schlimmer so'n Kerl ist, desto fester hängen sie an ihm. Für meinen Geschmack war er viel zu glatt, dieser Deacon. Ich trau diesen Stadtleuten aus London nicht, wenn Sie's mir nicht krummnehmen, Sir.«
    »In keiner Weise«, sagte Wimsey.
    »Hör mal, Hezekiah«, begehrte Mr. Russell auf, »damals hast du aber selber große Stücke auf Jeff Deacon gehalten. Er hat am schnellsten von allen, mit denen du zu tun gehabt hast, Kent Treble Bob gelernt, das hast du gesagt.«
    »Das ist ja auch was anderes«, gab der alte Herr zurück.
    »Fix war er, das streit ich gar nicht ab, und ein gutes Seil hat er auch gezogen. Aber fix im Kopf heißt noch lange nicht gut im Herzen. Mancher schlechte Kerl ist so fix wie'n Affe. Hat nicht der Herr Jesus auch so was gesagt? Die Kinder dieser Welt sind klüger als die Kinder des Lichts. Gelobt hat er den ungetreuen Haushalter auch, aber rausgeschmissen hat er ihn trotzdem.«
    »Na ja«, sagte der Totengräber, »Jeff Deacon ist jetzt sicher da, wo er hingehört, und der andere arme Kerl, wer's auch sein mag, wird auch am richtigen Platz sein. Da haben wir uns nicht einzumischen; wir müssen unsere Pflicht an dem Platz tun, an den wir gestellt werden. So steht es auch in der Bibel, und darum sag ich: Gebt ihm ein anständiges Begräbnis, denn wir wissen nicht, wann wir selber dran sind.«
    »Das ist wahr, Harry, sehr wahr. Vielleicht kriegst demnächst du oder ich eins über den Schädel – ich kann bloß nicht begreifen, wer so was machen soll. Na, Potty, was willst du denn hier?«
    »Nichts, nichts, Bob. Nur mal sehen, wo ihr den Toten hintut. Ha, richtig zu Matsch gehauen, was? Ganz zu Brei, hä? Patsch! Und patsch! Hätt ich gern gesehn, ja!«
    »Hau ab«, sagte der Bestattungsunternehmer. »Pfui, du bist ja richtig widerlich, Potty. Red du nur so weiter, dann sag ich dem Herrn Pfarrer mal über dich Bescheid, und er läßt dich nicht mehr die Orgel treten, klar? Was meinst du denn überhaupt damit?«
    »Nichts, Bob, nichts.«
    »Ist auch besser so.«
    Mr. Russell sah dem Schwachsinnigen sorgenvoll nach, wie er davonschlurfte, mit dem großen Kopf hin und her wackelnd, die Arme lose herunterbaumelnd.
    »Potty wird richtig komisch«, meinte er. »Wenn er nur nicht gefährlich wird! Ich finde, er gehört eingesperrt.«
    »Ach was«, erwiderte der Totengräber. »Potty ist ganz harmlos. Von diesen Anstalten halt ich nicht viel.«
    In diesem Augenblick erschien Mrs. Venables, um ihren Gast in Beschlag zu nehmen.
    »Die arme kleine Hilary Thorpe war nicht in der Kirche«, bemerkte sie. »So ein nettes Mädchen. Ich hätte sie Ihnen gern gezeigt. Aber das arme Ding ist natürlich arg mitgenommen, sagt Mrs. Gates. Und Sie wissen ja, wie die Leute im Dorf jeden anstarren, der Kummer hat. Da wollen sie alle was sagen und Beileid wünschen. Sie meinen's ja gut, aber es ist eine regelrechte Tortur. Ich nehme Sie demnächst mal mit zum Roten Haus. Aber jetzt kommen Sie – oder wollen Sie etwa nichts essen?«

Dritter Teil
Lord Peter wird aus der Führung genommen und geht auf Platz drei
    Die Glocke, die

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