Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
etwas weiß. Und je weniger er vermutet, daß wir einen Verdacht haben, desto freimütiger wird er reden und handeln. Darum war ich auch so froh, Mylord, als Mr. Venables den Vorschlag machte, Sie herzurufen. Mit Ihnen reden die Leute offener als mit mir – nicht?«
    »Stimmt vollkommen. Dumme Fragen stellen kann ich wie kein zweiter. Und für eine gute Sache kann ich eine Menge Bier schlucken.«
    Der Polizeidirektor grinste, versicherte Wimsey, daß er jederzeit für ihn da sei, stieg in seinen Wagen und fuhr davon.

    Die schwierigste Frage bei jeder Detektivarbeit ist die, wo man anfangen soll. Nach einigem Hin- und Herüberlegen stellte Lord Peter folgende Liste von Fragen auf:

    A. Identität des Toten
Ist es Cranton? – Umfrage wegen Zähnen und Polizeibericht abwarten.
Zur Frage der französischen Münze und Unterwäsche: War Cranton in Frankreich? Wann? Wenn nicht Cranton, weiß man von jemand anderm, der im Dorf bekannt ist, daß er irgendwann nach dem Krieg in Frankreich war?
Das Abschneiden der Hände und die Zerstörung des Gesichts nach dem Tode bedeuten, daß der Mörder ein Interesse daran hatte, eine Identifizierung unmöglich zu machen. Wenn der Tote Cranton ist, wer kannte Cranton
(a) vom Sehen, (b) persönlich?
    (Anmerkung: Deacon hat ihn gekannt, aber Deacon ist tot. Hat Mary Thoday ihn gekannt? Viele müssen ihn bei der Gerichtsverhandlung gesehen haben.)

    B. Die Wilbraham-Smaragde
Folgerung aus obigem: Hatte Mary Thoday (verwitwete Deacon, geborene Russell) doch etwas mit dem Diebstahl zu tun?
Wer hatte die Smaragde wirklich – Deacon oder Cranton?
Wo sind die Smaragde jetzt? War Cranton (wenn es Cranton ist) nach Fenchurch St. Paul gekommen, um sie zu suchen?
Wenn ja, warum hat Cranton bis jetzt mit der Suche gewartet? Weil er kürzlich neue Informationen erhalten hat? Oder nur, weil er bis vor kurzem dauernd im Gefängnis war? (Polizeidirektor fragen.)
Was bedeutet »Drivers« Interesse an Batty Thomas und Tailor Paul? Können die Glocken und/oder ihre Inschriften irgendwelche Auskunft geben?

    C. Das Verbrechen
Woran ist der Tote gestorben? (Gutachten abwarten.)
Wer hat ihn begraben (und vermutlich getötet)?
Verspricht ein Studium der Wetterberichte (Schnee, Regen, Fußspuren) einen Hinweis auf den Zeitpunkt der Beerdigung?
Wo hat der Mord stattgefunden? Auf dem Friedhof? In der Kirche? Irgendwo im Dorf?
Wenn das Werkzeug des Totengräbers benutzt wurde, wer hatte Zugang dazu? (»Driver« offenbar ja, aber wer noch?)
    Eine schöne Menge Fragen, dachte Seine Lordschaft, und zum Teil nicht zu beantworten, solange zusätzliche Informationen ausstanden. Die Sache mit den Glockeninschriften konnte jedoch auf der Stelle geklärt werden. Er suchte den Pfarrer auf und fragte ihn, ob er ihm ohne allzugroße Umstände Wooll cotts Geschichte der Glocken von Fenchurch St. Paul ausleihen könne, von der er einmal gesprochen habe. Der Pfarrer bejahte, und nachdem er sämtliche Bücherregale in seinem Arbeitszimmer abgesucht und Mrs. Venables' und Emilys Hilfe eingespannt hatte, wurde das Buch schließlich in einem kleinen Zimmerchen entdeckt, in dem sonst nur das Nähkränzchen tagte (»Und wie es dahin kommt, kann ich mir einfach nicht vorstellen!«). Aus diesem Werk nun filterte Wimsey die folgenden, für Archäologen sicherlich interessanten, im Hinblick auf Leichen und Smaragde jedoch wenig ergiebigen Fakten heraus:

    BATTY THOAMS (Nr. 7, Gewicht 31 Ztr., Ton D). In ihrer jetzigen Form die älteste Glocke des Geläutes, älter noch in ihrem ursprünglichen Guß. Erstguß 1338 durch Thomas Belleyetere aus Lynn. Neugegossen mit zusätzlichem Metall 1380 durch Abt Thomas von Fenchurch (1356-1392). (Dieser Abt erbaute auch den Turm und den größeren Teil des Kirchenschiffs, jedoch wurden die Fenster der Seitenschiffe um 1423 von Abt Martin in spätgotischem Stil vergrößert.)

    Inschriften:

    Schulter
    NOLI + ESSE + INCREDULUS + SED + FIDELIS +

    Flanke
    O SANCTE THOMA

    Schlagring
    ABBAT THOMAS TAT MICH HIER HINEIN +
UND HIESS MICH KLINGEN LAUT UND REIN +
    1380
    Kein Hinweis auf andere Glocken in dieser Zeit, obwohl wahrscheinlich mindestens noch eine zweite vorhanden war. Wir wissen jedoch, daß in der Regierungszeit Elisabeths ein Geläute von fünf Glocken in D-Dur vorhanden war, von denen

    JOHN (Nr. 3, Gewicht 8 Ztr. Ton A) die ursprüngliche Sopranglocke war. Sie trägt den Namen ihres Gießers, John Cole, eines wandernden Glockengießers aus dieser Zeit.

    Inschrift:

    Schlagring
    JOHN COLE

Weitere Kostenlose Bücher