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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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gewußt, ich hab's gewußt! Gleich fällt Will Thoday in Ohnmacht … Nein, er hat sich wieder gefangen. Mit diesem Herrn muß ich bald mal ein Wörtchen reden … ›Schmerzen des Todes, von dir abzufallen.‹ Himmel, das hat gesessen. Warum? Die Macht des Wortes wahrscheinlich – denn Schmerzen gibt's ja eigentlich schlimmere … ›Unser lieber Bruder, der von uns gegangen ist …‹ lieber Bruder! Ach ja, wir sind ja alle so lieb, wenn wir tot sind, selbst wenn uns einer vorher so gehaßt hat, daß er uns einen Strick um … Meine Güte, ja! Der Strick, was ist damit?«
    Das Problem mit dem Strick, erst hartnäckig übersehen, jetzt ging es ihm ebenso hartnäckig im Kopf herum – es nahm seine Gedanken so gefangen, daß er ganz vergaß, das Vaterunser mitzubeten; es reichte nicht einmal mehr zu einem bissigen Kommentar über die Mittel, deren die Vorsehung sich bedient hatte, um diesen unsern lieben Bruder aus dem Elend dieser sündigen Welt zu erlösen. Er konnte sich nur noch fragen, wie so er nicht eher darauf gekommen war, daß der Strick der Schlüssel aus diesem Irrgarten sein konnte. Denn daß der Tote gefesselt gewesen war, konnte allerlei bedeuten.
    Woher stammte der Strick? Wie kam es, daß er zum Fesseln so praktisch zur Hand gewesen war, und wo hatte sich das alles abgespielt? Man konnte einen Menschen mit heißem Blut erschlagen, aber dann fesselte man ihn vorher nicht. Der Tod eines gefesselten Menschen bedeutete Vorbedacht – ein Kalb wird gebunden zur Schlachtbank geführt. Der Strick war vor dem Vergraben wieder entfernt worden; Ausdruck eines makabren Geizes? … Wimsey mußte sich schütteln. Hier brauchte man nicht die Phantasie zu bemühen; für die Entfernung des Stricks konnte es vielerlei Gründe geben. Er war nach dem Tod entfernt worden – abgenommen und wieder dahin zurückgelegt, woher er kam, damit sein Fehlen keinen Argwohn erregte. Er war aus demselben Grunde entfernt worden, aus dem das Gesicht so entstellt worden war – damit niemand, der den Toten fand, ihn identifizieren konnte. Oder der Tote war damit an etwas festgebunden gewesen – und dieser Grund war wohl der plausibelste. Denn der Leichnam mußte von irgendwoher gebracht worden sein – aber wie? Auto, Lastwagen, Handwagen, Pferdewagen, Schubkarren, Kutsche …? Es klang wie ein Auszählreim …
    »Sie haben das alles sehr nett gemacht, Mr. Russell«, sagte Mrs. Venables.
    »Ja, Madam?« antwortete Mr. Russell. »Freut mich, daß Sie das sagen, Madam. Wir haben nach besten Kräften getan, was wir konnten.«
    »Ich glaube bestimmt«, sagte Mrs. Venables, »daß seine eigenen Angehörigen es sich nicht schöner hätten wünschen können, wenn sie hiergewesen wären.«
    »Sicher nicht, Madam«, pflichtete Mr. Russell ihr sehr zufrieden bei, »und schade ist es, daß sie nicht dasein konnten, denn ein schönes Begräbnis ist für die Hinterbliebenen immer ein großer Trost. Natürlich sind unsere Beerdigungen nicht so prachtvoll wie vielleicht in London –« mit einem erwartungsvollen Blick zu Wimsey.
    »Dafür aber viel netter«, plapperte dieser Mrs. Venables nach. »Hier hat noch alles so etwas Persönliches.«
    »Sehr wahr«, pflichtete der Bestattungsunternehmer ihm sichtlich erleichtert bei. »Na ja, die Leute in London haben sicher jede Woche drei oder vier Beerdigungen, da kann man verstehen, daß sie nicht immer so mit dem Herzen dabei sind – geschweige daß sie die Familien kennen. So, jetzt will ich aber mal gehen. Hier ist jemand, der Sie sprechen möchte, Mylord.«
    »Nein«, sagte Wimsey entschieden zu einem Herrn im abgetragenen Tweedanzug, der sich ihm rasch näherte. »Ich habe nichts für den Morning Star. Auch nicht für andere Zeitungen. Weg hier. Ich habe zu tun.«
    »Jawohl«, sagte Mrs. Venables zu dem Reporter wie zu einem Kind, das sich auf dem Schulfest danebenbenommen hat, »gehen Sie nur zu, Seine Lordschaft ist beschäftigt. Wie aufdringlich diese Zeitungsleute sind! Die müssen Ihnen doch richtig lästig sein. Kommen Sie, ich möchte Sie Hilary Thorpe vorstellen. Hilary, mein Kind, wie geht es dir denn? Reizend von dir, daß du gekommen bist – es kann dir nicht leichtgefallen sein. Was macht dein Onkel? Dieser Herr ist Lord Peter Wimsey.«
    »Freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Lord Peter. Paps hat immer alle Ihre Fälle verfolgt – er hätte sich sehr gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich glaube, es würde ihn fürchterlich amüsieren, daß er nun selbst in so einen Fall

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