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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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frei sind, zu tun und zu lassen, was sie wollen. Wie spät ist es auf Ihrer Uhr? Zehn Uhr siebenunddreißig – dann wollen wir die Zeiger auf zehn Uhr fünfundvierzig stellen. Sie geht nämlich im Laufe der Woche immer eine Viertelstunde nach, und wenn ich sie jedesmal beim Aufziehen etwas vorstelle, treffen wir genau die goldene Mitte. Man muß sich nur merken, daß sie sonntags, montags und dienstags vor-, mittwochs richtig und donnerstags, freitags und samstags nachgeht, dann hat man an ihr eine zuverlässige Ratgeberin.«
    Wimsey sagte, das glaube er gern, und drehte sich zu Bunter um, der neben ihm stand und ihm mit der einen Hand seinen Hut und mit der anderen zwei ledergebundene Bücher auf einem kleinen Präsentierteller anreichte.
    »Sie sehen, Herr Pfarrer, wir sind fest entschlossen, in die Kirche zu gehen; wir sind sogar vorbereitet gekommen. Gesangbuch A & M – das ist doch hoffentlich das richtige Werk?«
    »Ich habe mir die Freiheit genommen, mich dessen im vorhinein zu vergewissern, Mylord.«
    »Natürlich, Bunter, Sie vergewissern sich immer. Nun, Herr Pfarrer, was gibt's? Haben Sie etwas verloren?«
    »Ich – äh – das ist aber komisch – ich hätte schwören können, daß ich es hierhergelegt habe. Agnes! Agnes, meine Liebe! Hast du das Aufgebot irgendwo gesehen?«
    »Was ist, Theodore?«
    »Das Aufgebot, Liebe. Von dem jungen Flavel. Ich weiß, daß ich es bei mir hatte. Ich schreibe es mir nämlich immer auf einen Zettel, Lord Peter; es ist so unpraktisch, das ganze Kirchenregister zur Kanzel zu schleppen. Aber was in aller Welt – ?«
    »Liegt es vielleicht auf der Uhr, Theodore?«
    »Meine Liebe, was für ein –! Meine Güte, du hast ja recht! Wie kommt das denn dahin, frage ich mich? Ich muß es ganz in Gedanken dahin gelegt haben, als ich den Schlüssel nahm. Sehr merkwürdig. Aber dank meiner Frau ist dieses kleine Mißgeschick ja nun wieder behoben. Sie weiß immer, wo ich alles hingelegt habe. Ich glaube, sie weiß besser, was in meinem Kopf vorgeht, als ich selbst. Na ja, aber jetzt muß ich rasch in die Kirche. Ich gehe immer etwas früher, wegen der Chorbuben. Meine Frau wird Ihnen die Bank zeigen, die fürs Pfarrhaus reserviert ist.«
    Die Bank erwies sich als ein guter Beobachtungspunkt. Sie stand ziemlich weit hinten auf der Nordseite des Mittelschiffs. Von hier aus hatte Mrs. Venables das Südportal im Blickfeld, durch das die Gemeinde hereinkommen würde, und konnte ein wachsames Auge auf die Schulkinder haben, die im nördlichen Seitenschiff saßen, sowie denen tadelnde Blicke zuwerfen, die sich umdrehten und gafften oder Gesichter schnitten. Lord Peter, der sich von den neugierigen Blicken der anderen Gläubigen nicht aus der Ruhe bringen ließ, beobachtete ebenfalls das Südportal. Er wartete vor allem auf ein bestimmtes Gesicht. Schon bald sah er es. William Thoday kam herein und mit ihm, begleitet von zwei kleinen Mädchen, eine magere, dezent gekleidete Frau. Er schätzte sie auf ungefähr Vierzig, obwohl sie, wie das bei Frauen auf dem Lande häufig der Fall ist, schon fast alle Vorderzähne verloren hatte und älter aussah. Aber ein Schatten des flotten, hübschen Stubenmädchens, das sie vor sechzehn Jahren gewesen sein mußte, war noch immer zu erkennen. Ihr Gesicht kam ihm ehrlich vor, aber es hatte einen verhärmten und fast angstvollen Ausdruck – das Gesicht einer Frau, die viel durchgemacht hatte und mit Bangen auf den nächsten Schlag wartete, den das Schicksal für sie bereit hielt. Wahrscheinlich, dachte Wimsey, macht sie sich Sorgen um ihren Mann. Er sah nicht gut aus; auch er machte den Eindruck, als ob er mit dem Rücken zur Wand stünde. Sein unruhiger Blick schweifte durch die Kirche und kehrte dann mit einer merkwürdigen Mischung aus Argwohn und beschützender Zuneigung zu seiner Frau zurück. Sie nahmen ihre Plätze fast genau gegenüber der Bank des Pfarrhaushalts ein, so daß Wimsey sie von seinem Eckplatz aus beobachten konnte, ohne daß es aufgefallen wäre. Er gewann jedoch den Eindruck, daß Thoday sein Interesse spürte und sich darüber ärgerte. Darum wandte er den Blick von ihm ab und schickte ihn statt dessen zu dem prachtvollen Engeldach hinauf, das im sanften Frühlingssonnenschein, der durch das satte Blau und Rot der Obergadenfenster fiel, schöner denn je wirkte.
    In der Bank der Familie Thorpe saß einsam und allein ein Mann von mittlerem Alter und gerader Haltung, den Mrs. Venables ihm im Flüsterton als Hilary Thorpes Onkel aus

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