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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Ganze ziemlich merkwürdig und überstürzt vor. Trotzdem leuchtet mir natürlich das Faszinierende an der Idee ein. Man sollte meinen, ein Grab wäre der letzte Ort, wo man nach einer ver irrten Leiche suchen würde. Es war ja blankes Pech, daß dieses Grab so bald darauf wieder geöffnet wurde. Trotzdem – wenn man an die Arbeit denkt, die Leiche hierherzubringen und nachts heimlich herumzugraben –! Aber es sieht so aus, als wenn es so gemacht worden wäre, wegen der Abdrücke von dem Strick, die zeigen, daß der Mann zuerst irgendwo gefesselt worden sein muß. Das heißt, es muß alles geplant und vorher überlegt worden sein.«
    »Dann kann der Mörder es aber frühestens Neujahr geplant haben, als Mutter starb. Ich meine, er konnte ja sonst nicht damit rechnen, hier ein frisches Grab vorzufinden.«
    »Natürlich nicht; aber es kann sich ja irgendwann nachher abgespielt haben.«
    »Bestimmt nicht irgendwann. Spätestens eine Woche, nachdem meine Mutter gestorben war.«
    »Wieso?« fragte Wimsey schnell.
    »Na hören Sie, der alte Gotobed hätte es mit Sicherheit gemerkt, wenn einer an seinem Grab herumgeschaufelt hätte, nachdem die Erde sich schon etwas gesetzt hatte. Meinen Sie nicht, das hätte recht bald geschehen müssen – wahrscheinlich sogar, solange noch die Kränze auf dem Grab lagen? Die haben eine Woche dagelegen, und dann sahen sie so tot und häßlich aus, daß ich zu Gotobed gesagt habe, er soll sie wegräumen.«
    »Das ist eine Idee«, sagte Wimsey. »Daran hab ich noch gar nicht gedacht – weil ich mit dem Ausheben von Gräbern noch nicht viel zu tun hatte. Darüber muß ich mich mal mit Gotobed unterhalten. Sagen Sie – wissen Sie zufällig noch, wie lange der Schnee liegengeblieben ist, nachdem Ihre Mutter gestorben war?«
    »Mal überlegen. Neujahr hat es zu schneien aufgehört, und da haben sie den Weg bis zum Südportal freigeschaufelt. Aber zu tauen hat es erst angefangen – Moment! Ich weiß es! Das war am Abend des zweiten Januar, obwohl es schon vorher etwas wärmer geworden ist und der Schnee sehr feucht war. Jetzt erinnere ich mich ziemlich genau. Das Grab haben sie am dritten ausgehoben, und da war alles so matschig. Und am Tag der Beerdigung hat es wie aus Eimern gegossen. Fürchterlich! Ich glaube, das vergesse ich nie.«
    »Und dabei ist natürlich der ganze Schnee weggeregnet?«
    »Ja.«
    »Dann konnte also jeder leicht ans Grab gehen, ohne Fußabdrücke zu hinterlassen. Tja. Sie haben wohl selbst nicht gemerkt, ob die Kränze verrückt worden sind oder sonst etwas?«
    »Nein. Ich bin eigentlich gar nicht oft hiergewesen. Paps war so krank, da mußte ich bei ihm bleiben – und überhaupt, für mich war meine Mutter gar nicht richtig hier, verstehen Sie, Lord Peter? Ich finde das ganze Theater mit Gräbern und allem so gräßlich, Sie nicht? Aber ich kann Ihnen sagen, wer etwas gemerkt hätte, und das ist Mrs. Gates, unsere Haushälterin. Die war jeden Tag hier. Ein richtiger Ghul. Sie hat auch immerzu mit mir darüber reden wollen, ich hab ihr nur nicht zugehört. Sonst ist sie ja ganz nett, aber im Grunde gehört sie in einen viktorianischen Roman, wo die Leute Schleier tragen und in ihre Teetassen weinen … Ach du meine Güte, jetzt schaut Onkel Edward schon zu mir her! Mit böse tadelndem Blick. Kommen Sie, ich stelle Sie ihm vor, nur um den alten Knacker zu ärgern … Onkel Edward! Das ist Lord Peter Wimsey. Er war so nett zu mir. Er sagt, ich hätte eine schöpferische Phantasie und sollte Schriftstellerin werden.«
    »Oh, guten Tag!« Mr. Edward Thorpe, vierundvierzigjährig und sehr förmlich und korrekt, verzog ob des berühmten Namens nicht die höfliche Beamtenmiene. »Ich glaube, ich habe Ihren Bruder, den Herzog von Denver, schon einmal kennengelernt. Es geht ihm hoffentlich gut? … Aha … so so … Sehr freundlich von Ihnen, daß Sie sich für die ehrgeizigen Pläne meiner Nichte interessieren. Die jungen Mädchen von heute wollen hoch hinaus, nicht? Ich sage immer, die Schriftstellerei ist ein schöner Stecken, aber eine schlechte Krücke. Häßliche Geschichte, das hier. Es tut mir so leid, daß Hilary da hineingezogen wird, aber natürlich muß sie in ihrer Stellung – die Dorfbevölkerung erwartet von ihr, daß sie mitmacht bei ihren – äh – daß sie sich nicht absondert von ihren – hm – ihren – äh –«
    »Vergnügungen?« half Wimsey nach. Ihm wurde mit einemmal schockartig klar, daß Onkel Edward gar nicht soviel älter sein konnte als

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