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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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nichts dafür … Ja, das ist die Stelle. Tja, sehr gut einzusehen ist das Grab ja nicht. Diese Kate da drüben steht am nächsten – wer wohnt dort?«
    »Will Thoday.«
    »Ach, wirklich? … Und dann kommt nur noch die ›Weizengarbe‹, und dann ein Bauernhof. Wem gehört der?«
    »Das ist Mr. Ashtons Hof. Er ist ein ziemlich wohlhabender Mann und im Kirchenvorstand. Als Kind habe ich ihn sehr gern gehabt; er hat mich immer auf den Ackergäulen reiten lassen.«
    »Ich habe schon von ihm gehört. Er hat vor einiger Zeit mein Auto aus dem Graben gezogen – da fällt mir ein, ich sollte mal hingehen und mich bedanken.«
    »Das heißt, Sie wollen ihn ausfragen.«
    » Wenn Sie die Leute schon so gut durchschauen, sagen Sie es ihnen wenigstens nicht so hart ins Gesicht.«
    »Mein Onkel nennt das meine unweibliche Taktlosigkeit. Er sagt, das kommt von der Schule und vom Hockeyspielen.«
    »Vielleicht hat er recht. Aber wen stört's?«
    »Mich nicht – aber, sehen sie, Onkel Edward hat doch jetzt die Verantwortung für mich, und er findet es falsch, daß ich nach Oxford gehen soll … Was gucken Sie da? Wie weit es von hier bis zum Südtor ist?«
    »Ihr Scharfsinn ist beängstigend – jawohl, junge Frau, das habe ich mir angesehen. Man könnte die Leiche in einem Wagen herbringen und ohne große Schwierigkeiten bis hierher tragen. Was ist denn das dort an der nördlichen Friedhofsmauer? Ein Brunnen?«
    »Ja; da holt Gotobed das Wasser, um den Kircheneingang und so weiter zu putzen. Er ist ziemlich tief, glaube ich. Früher war mal eine Pumpe dran, aber dann sind die Dorfbewohner gekommen und haben dort ihr Trinkwasser geholt, wenn der Dorfbrunnen versiegt war, und Mr. Venables hat das abstellen müssen, weil er sagt, es ist unhygienisch, Wasser von einem Friedhof zu trinken. Also hat er die Pumpe abbauen und auf eigene Kosten den Brunnen vertiefen und in Ordnung bringen lassen. Er ist ein unheimlich netter Kerl. Wenn Gotobed jetzt Wasser braucht, muß er's mit dem Eimer raufziehen, so gut es geht. Er schimpft nicht schlecht darüber.
    Aber der Brunnen ist sowieso ein Ärgernis, weil er die Gräber auf dieser Seite so feucht macht. Im Winter kann man oft nicht einmal die Grube anständig ausheben. Das war aber noch schlimmer, bevor Mr. Venables den Friedhof hat entwässern lassen.«
    »Mr. Venables scheint viel für die Gemeinde zu tun.«
    »O ja. Paps hat zu solchen Sachen natürlich meist Geld gegeben, aber damit angefangen hat immer Mr. Venables, wenn es irgend etwas mit der Kirche zu tun hatte. Das heißt, wenn es um Entwässerung und so was geht, steht meist Mrs. Venables dahinter. Warum fragen Sie nach dem Brunnen?«
    »Ich wollte wissen, ob er in Gebrauch ist oder nicht. Da er in Gebrauch ist, würde natürlich niemand auf die Idee kommen, etwas Großes darin zu verstecken.«
    »Ach, Sie meinen die Leiche? Nein, das wäre nicht gegangen.«
    »Immerhin«, meinte Wimsey … »Übrigens – nehmen Sie mir die Frage bitte nicht übel, aber angenommen, Ihr Vater wäre nicht gerade jetzt gestorben: Was für einen Grabstein hätte er höchstwahrscheinlich auf das Grab Ihrer Mutter stellen lassen? Haben Sie eine Ahnung?«
    »Gar keinen. Er hat Grabsteine gehaßt und hätte überhaupt nichts davon wissen wollen. Ein scheußlicher Gedanke, daß er jetzt selbst einen bekommen soll.«
    »Allerdings. Also war damit zu rechnen, daß er nur eine Steinplatte daraufgelegt hätte, oder so eine Randeinfassung aus Marmor, mit Kies in der Mitte.«
    »So 'ne Art Stoßstange drumherum? O nein, das schon gar nicht. Und bestimmt keinen Kies. Der hat ihn immer so an diesen Zucker erinnert, den man in ›vornehmen‹ Restaurants zum Kaffee bekommt, wo alles auf Platzdeckchen serviert wird und die Weingläser getönt sind.«
    »Aha! Aber hat der Mörder den Geschmack Ihres Vaters in puncto Zucker und Weingläser gekannt?«
    »Entschuldigung – jetzt weiß ich nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Meine Schuld. Ich rede immer so durcheinander. Ich meine – wo es doch hier so viele gute Stellen zum Leichenverstecken gibt – Gräben und Kanäle und dergleichen – wieso bringt einer sie unter großem Risiko und mit viel Mühe hierher und legt sie irgendwohin, wo sie jederzeit von einem Steinmetz gefunden werden könnte, der die Erde für einen Grabstein oder eine Ladung Kies aushebt? Ich weiß, die Leiche lag gut einen halben Meter tief, aber ich denke, um einen Grabstein aufzustellen, muß man auch ganz schön tief graben. Mir kommt das

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