Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
und Kultiviertheit – eine Fraulichkeit, die als ständiger unausgesprochener Appell an die ritterlichen Instinkte des Gegenübers wirkte.
«Mrs. Quarley? Ja, das könnten Sie vielleicht», sagte Peter. «Wir versuchen, etwas über einen jungen Mann namens Alan Brinklow in Erfahrung zu bringen.» «Oh.» Sie wandte ihre Augen einen Moment lang von Peter ab, um Harriet einen matten, bangen Blick zu schenken. «Kommen Sie herein.»
Sie folgten ihr durch den Flur, den ein schwer beladener Garderobenständer verstellte – eine Fliegerjacke hing auch daran –, und in ein schönes Wohnzimmer. Die Hausherrin machte die Tür hinter ihnen zu. «Bitte sprechen Sie leise. Meine Tochter schläft. Ich möchte nicht, dass sie gestört wird.»
Sie hatte sie nicht aufgefordert, Platz zu nehmen, und etwas unsicher blieben sie stehen.
«Alan Brinklow …», begann Peter.
«Er soll tot sein», sagte Mrs. Quarley. «Sind Sie hier, um seine Sachen zu holen?»
«Nein», antwortete Peter. «Uns würden mehr die Monate interessieren, bevor er als vermisst gemeldet wurde. Wenn Sie uns irgendetwas über ihn erzählen könnten.» Peters Ton war so sanft, doch war das, wie Harriet bemerkte, nicht allein auf Mrs. Quarleys Bitte, die Stimme zu senken, zurückzuführen – er sprang also auch auf ihre seltsame Attitüde der Zartheit an. «Ein netter junger Mann», sagte sie mit zitternder Stimme. «Sehr gutes Benehmen. Man kann sich keinen hilfsbereiteren und entgegenkommenderen Menschen denken. Und immer einen Scherz auf den Lippen, seine gute Laune war ansteckend. Und so jung, neunzehn erst.»
«Sie wissen nicht zufällig, was er nach dem BarnardoHeim und vor seiner Zeit als Soldat gemacht hat?» «Aber ja!», sagte sie eifrig, nun doch recht begierig zu sprechen. «Er hat in einem Landvermessungsbüro gearbeitet. Und im Rahmen dessen hat er auch fliegen gelernt, weil sie dort Luftaufnahmen so gut gebrauchen können. Sein Chef ist nicht gern geflogen, also hat Alan diesen Teil erledigt, und nachdem er eingerückt war, ist er sehr schnell befördert worden – an Männern, die schon fliegen konnten, herrschte Mangel. Da hat er dann meinen Sohn kennen gelernt – meinen Sohn Jeff. Jeff hat Alan mit nach Hause gebracht und immer gesagt, das sei sein Waffenbruder. Wir sollten ihn als ein Mitglied der Familie ansehen, und das haben wir gerne getan.»
«Streitsüchtig war er demnach nicht? Gab es Feinde?» «O nein, ganz und gar nicht. Es fiele mir niemand ein, mit dem er nicht gut ausgekommen wäre.» «Und wie sieht es mit Schulden aus? Spielschulden?» «Das war nicht seine Art.»
«Ein sehr attraktiver junger Mann», sagte Peter und nahm eine der in Silber gefassten Fotografien vom Kaminsims. Sie zeigte einen jungen Flieger in Sepia, der den Betrachter mit offenem Blick anlächelte. Da bemerkte Harriet, dass die Tür aufgegangen war, im Rahmen stand fahl eine junge Frau mit dunkelro tem Haar und hellen Augen. «Mutter, wer sind diese Leute? Warum stellen sie diese Fragen über Alan?» «Ich weiß nicht, warum, Joan.» Mrs. Quarley flüsterte fast. «Alan war ohne Angehörige. Und er war mit mir verlobt», teilte Joan Quarley Peter in entschiedenem Ton mit. «Wenn Sie etwas über ihn wissen wollen, sollten Sie mit mir sprechen.»
«Sie fragen, ob er Feinde gehabt hat», erklärte Mrs. Quarley.
«Lächerlich», sagte Joan. «Jeder hatte ihn gern. Aber warum wollen Sie das wissen? Wer sind Sie überhaupt?» Peter gab ihr seine Karte. Sie hatte eine merkwürdige Wirkung auf die beiden Frauen. «Sie kenne ich doch!», rief Mrs. Quarley. «Sie sind Privatdetektiv!» Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, und die jüngere Frau legte den Arm um die Mutter, hielt sie fest und half ihr, sich zu setzen. «Schon gut, Mutter, es ist alles in Ordnung. Es hat nichts mit uns zu tun. Gar nichts. Reg dich nicht auf.» Peter sagte: «Wir müssen Ihnen etwas mitteilen, Miss Quarley. Nichts Angenehmes, aber es kommt für Sie wohl nicht unerwartet. Die Meldung, dass Alan Brinklow als vermisst gilt, muss revidiert werden. Er ist definitiv im Kampf gefallen. Es tut mir sehr Leid.» Wieder reagierten die Frauen eigenartig. Die Mutter schlug die Hände vors Gesicht, die Tochter sagte ruhig und kalt: «Ich habe es dir doch gesagt, Mutter. Natürlich ist er tot.» Es klang fast triumphierend. Seltsam, dachte Harriet, sehr seltsam.
«Und warum kommen Sie mit dieser Nachricht?», wollte Joan wissen. «Wozu braucht man dabei einen Privatdetektiv?»
«Von
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