Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
Vom Netzwerk:
Zigarette. «Sie haben doch keine Kamera dabei, Feldstecher oder so etwas?»
    «Nichts Derartiges.» Peter bot auch dem anderer! eine Zigarette an. «Wir wollten nur ein paar Schritte gehen. Aber es ist sehr richtig, dass Sie vorsichtig sind.»
    «Es ist ja eigentlich nur Routine», räumte der Offizier ein. «Wenn der Feind sich das anschauen will», er deutete hinunter, «braucht er es bloß von oben zu fotografieren. Hat er wahrscheinlich schon.» «Ganz bestimmt hat er das», pflichtete Peter ihm bei. «Ich finde allerdings, das Ganze sieht ein wenig provisorisch aus. Die Männer da unten scheinen gar keine ordentlichen Unterkünfte zu haben, keine Kantine und gar nichts. Ein Honigschlecken ist das sicher nicht.»
    «Das war früher einfach unser Fliegerclub. Segelflugzeuge, Moths und so», sagte der Erste. «Wird jetzt als vorgeschobener Stützpunkt genutzt. Die lassen sich ganz schön Zeit, das alles in die Gänge zu kriegen.» «Das kannst du aber laut sagen!», meinte sein Kollege. «Die armen Kerle kommen von ihrem Einsatz zurück und machen sich sogar ihren Kaffee auf dem Primuskocher selber. Toll! Meine Frau hilft ein bisschen aus da unten», fügte er hinzu.
    «Die Männer werden also von den Leuten hier unterstützt?», mischte Harriet sich in die Unterhaltung. «Wir tun unser Bestes. Viele von denen sind im Dorf einquartiert, bis die Nissenhütten fertig sind. Eine Art Bed & Breakfast. Ohne Telefon dürfen die nicht sein, also wohnen sie alle bei den besseren Leuten. Da haben sie's nicht schlecht getroffen.»
    «Also dann, wir sehen mal, dass wir zurückkommen», sagte Peter. «Alles Gute weiterhin.» Er hakte Harriet unter, und sie kehrten um.
    «Immerhin haben sie uns nicht gleich wegen Spionage mitgenommen», stellte Harriet fest. «Da kann man mal sehen, wozu ein gesellschaftlicher Rang gut ist.» «Falsch – im Ausweis stehen nur unsere Namen. Keine Spur von einem Titel. Sie werden unserem natürlichen Charme erlegen sein.»
    «Ich muss zugeben, wie ein Spion siehst du nicht aus», sagte Harriet. «Viel zu arglos.»
    «Englische Zähne?»
    «Und all das, genau.»
    «Apropos Zähne», sagte er nachdenklich, «ich bin gespannt, was der Wirt wohl zum Abendessen für uns zaubert.»
    «Bestimmt etwas Abscheuliches», versprach Harriet. «Als da wäre?»
    «Steckrübenpastete, gefolgt von Kochpudding mit Trockeneisoße.»
    «Teufelsweib! Scheusal! So schlimm wird es doch nicht kommen?»

    Es kam nicht so schlimm. Die Küche des Gasthofs zeigte sich einem in Cider geschmorten Kaninchen und einem prächtigen Apfelkuchen gewachsen. Nach dem Essen setzte Harriet sich in der Lounge an den Kamin. Peter ging an die Bar und bestellte einen Brandy. Über den offenen Tresen hinweg konnte Harriet dem Gespräch im Schankraum folgen, das sich um das Fehlverhalten und die Ahnungslosigkeit des Ministeriums für Belehrung und Moral drehte. Peter erkundigte sich beim Wirt, ob er einen jungen Mann namens Mike Newcastle kenne. «Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen, tut mir Leid», antwortete der. «Kennt einer einen Mike Newcastle?», gab er die Frage an seine Gäste weiter, doch auch diese beschieden sie abschlägig.
    Wie stand es dann mit der Freundin einer Freundin – Peter glaubte sich zu erinnern, dass sie in dieser Gegend irgendwo gewohnt habe, der Name war Joan Quarley oder so ähnlich? «Ich gebe einen aus, Herr Wirt, was nehmen Sie?», sagte er.
    «Whisky Soda, vielen Dank, Sir. O ja. Diese junge Dame ist im ganzen Dorf bekannt. Die kennt man.» Eine gewisse Schärfe lag in seinem Ton. «Niederer Adel, abgewirtschaftet, so muss man's wohl nennen. Tragen aber die Nase noch ganz schön hoch. Freundin von Ihnen, sagten Sie?»
    «Ach Gott, keine enge Freundin. Nur eine Bekannte von Bekannten.»
    Der Wirt entspannte sich sichtlich. «Dann hab ich ja nichts Falsches gesagt. Gibt 'ne Menge Gerede über die junge Frau, so viel steht fest. Ich sage Ihnen, der Krieg ist schuld.»
    «Der Krieg hat sich einiges aufs Gewissen geladen», sagte Peter ernst.
    «Wegen den ganzen jungen Fliegern», ergänzte der Wirt. «Fürs Geschäft sind sie natürlich gut. Bei dem Durst, den die mitbringen. Und sonst gibt es ja nichts, wo sie abends hinkönnen, solang sie keine Offiziersmesse haben. Ich kann also eigentlich nicht klagen, bloß, wie früher ist es natürlich nicht mehr. Gab Zeiten, da hat man die ganze Woche über keinen Fremden im Dorf gesehen, aber jetzt kommt einer in Uniform, und die Mädels sind ganz aus dem Häuschen.

Weitere Kostenlose Bücher