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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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unterwegs. Wollen Sie zuschauen, wie sie reinkommen? Ich sehe mir das immer gerne an.» Sie gingen zusammen nach draußen. Eine Hand voll Piloten stand vor der Tür, Hände in den Taschen, manche rauchten, zwei, drei hatten Feldstecher dabei. Harriet musste im warmen Sonnenschein blinzeln. Irgendwo über ihnen jubilierte eine Lerche beim Aufstieg. Harriet hörte den trillernden Gesang, konnte aber den Vogel nicht sehen. Eine Lerche zu finden war fürs Auge immer ein schwieriges Unterfangen: der winzige vibrierende Punkt im Gegenlicht, dahinter der gewaltige Himmelsbogen – man suchte manchmal minutenlang vergebens. Als sie nun nach ihr Ausschau hielt, sah sie mit einem Mal schemenhaft etwas Silbernes aufblitzen, das Dröhnen von Motoren überlagerte den Lerchengesang. Neben ihr zog der Wing Commander scharf die Luft ein. «Zwei weniger.»
    «Nein, Sir, hinten ist noch eine, kommt ganz tief rein. Hat wohl was abbekommen.»
    Bodenpersonal strömte nun aus allen Zelten nach vorne. Aufgeregte Rufe wurden laut, als die Piloten aus den Maschinen kletterten. Der Nachzügler setzte unglücklich auf und war der Aufmerksamkeit aller gewiss. Ein Feuerwehrwagen rumpelte auf ihn zu. Jemand kletterte auf den Flügel, um den Piloten aus der Kanzel zu ziehen.
    Die anderen Piloten kamen ihnen über das Feld entgegen. Sie sahen erschöpft und entmutigt aus. «Wer fehlt?», fragte der Kommandeur.
    «Parsons, Sir. Ich war Zeuge», antwortete einer.
    «Haben Sie ihn aussteigen sehen?»
    «Tut mir Leid, Sir.»
    Harriet wandte sich an Peter: «Das ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt.»
    «Ganz recht.» Peter gab Wing Commander Thompson seine Karte. «Bestellen Sie Quarley, er möchte uns aufsuchen, wenn er hier fertig ist. Anderenfalls kommen wir zu ihm.»

Sechzehn

    Viele wären Feiglinge, wenn sie den Mut dazu hätten.
Thomas Füller, Gnomologia, 1732

    «Peter, können wir Jeff Quarley ganz allein befragen?»
    «Eigentlich nicht, Harriet. Von Rechts wegen müssten wir einen Polizeibeamten oder einen Militärpolizisten der R.A.F. dabeihaben, damit es einen Zeugen gibt, ein Protokoll und so weiter. Er seinerseits kann natürlich auch jemanden mitbringen, einen befreundeten Offizier oder besser noch einen Anwalt. Und schon könnte das hehre Rechtswesen in aller Ruhe seinen unerbittlichen Gang gehen. Aber ich hoffe, dass er niemanden mitbringt, und in diesem Fall verzichten wir auch auf Begleitung von offizieller Seite. Solange wir nämlich nicht gehört haben, was er zu sagen hat, weiß ich im Grunde nicht, was mit ihm passieren soll. Ich würde mir gern etwas Handlungsspielraum verschaffen.» «Keine Zeugen also?»
    «Nun, meine Zeugin bist eigentlich du. Aber mit ein bisschen Glück sieht er die nicht in dir.»
    «Sondern nur die kleine Frau des Lords? Als Ihr im Ausland weiltet, Mylord, fiel hierzulande auf, dass man das Potenzial der Frauen allseits unterbewertet hat. Miss Climpson hat Interessantes zu dem Thema zu bemerken.»
    «Weit davon entfernt, Euch unterzubewerten, Mylady, beabsichtige ich vielmehr, mir Euren wachen Geist und Eure Beobachtungsgabe zunutze zu machen.»
    «Eine Beobachtung hätte ich schon mal abzugeben, bevor das Verhör beginnt – dass ich nämlich voll und ganz mit Superintendent Kirk übereinstimme: Mord bleibt Mord, sogar im Krieg.»
    «Ich nehme an, man hat ihn provoziert. Warten wir ab, was er sagt.»

    Jeff Quarley kam um fünf Uhr am selben Nachmittag. Er erschien allein, mit finsterer, steinerner Miene, im Habitus des Besiegten. Peter hatte einen kleinen Aufenthaltsraum im rückwärtigen Teil des Gasthofs reserviert, wo sie sich ungestört unterhalten konnten. Harriet erkannte den Flieger sofort. «Guten Abend, Mr. Newcastle», sagte sie.
    Sein Blick war voller Verzweiflung. «Es tut mir Leid», sagte er. «Damals habe ich es für eine gute Idee gehalten.»
    «Was?», fragte Peter. «Meiner Frau einen falschen Namen zu nennen?»
    «Ja, das. Und anderes auch.»
    «Zum Beispiel jemanden wie ein Schwein abzustechen?»
    Quarleys Antwort darauf war ein verängstigtes Gesicht. «Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.» «Ich glaube schon», sagte Peter leise. «Was haben Sie mit Ihren Stiefeln gemacht, als Sie das Blut nicht ab bekamen? Was haben Sie Ihrer Mutter erzählt, dass sie jetzt solche Angst hat?»
    «Ich gehe», sagte Quarley. «Sie können mich hier nicht festhalten.»
    «Nein, das kann ich nicht», sagte Peter. «Aber denken Sie darüber nach – meine Frau und ich sind nicht die Polizei. Wir

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