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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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dann nicht viel mehr als eine Stunde Zeit – es ist ein verdammt langer Weg mit dem Motorrad, sogar auf einer Harley-Davidson. Jedes Mal habe ich ihn verpasst. Einmal war er auch gerade in Cornwall gewesen. Auf meine Briefe hat er nie geantwortet. Langsam wurde ich richtig sauer.»
    Quarley verstummte. Seinen Whisky hatte er gleich anfangs heruntergekippt, und Peter goss ihm noch einmal ein.
    «Und was haben Sie dann getan?»
    «Ich hatte ein Wochenende Urlaub vor mir. Also schrieb ich ihm, dass ich hinkommen und ihn mir vorknöpfen würde, und wenn er keinen Treffpunkt mit mir ausmachte, würde ich dem Gruppenkommandeur sagen, dass er kneift. Und diesmal kam eine Antwort, eine wirklich merkwürdige.» «Haben Sie sie noch?», fragte Peter.
    Quarley öffnete seine Brieftasche und faltete ein maschinenbeschriebenes Papier auseinander. Er legte es vor Peter auf den Tisch, und Peter schob es nach rechts, damit Harriet auch einen Blick darauf werfen konnte. Da stand:

    Neun Uhr abends. Stallungen zwischen dem Bateson Hof und dem Haus, das Talboys genannt wird. Letzter Schuppen rechts.
    «Ziemlicher Blödsinn, dachte ich mir. PfadfinderMätzchen, aber die anderen Male hatte ich ihn ja nicht angetroffen, also habe ich mitgespielt. Ich borgte mir eine Taschenlampe, um im Finstern auf einem Bauernhof rumzuschleichen, und fand mich ein wie bestellt.»
    Wieder brach er ab und versank in seinen Gedanken. «Und dann?»
    «Er kam nicht. Ich saß auf einem Heuballen und wartete und wartete. Die Taschenlampe habe ich nach einer Weile ausgemacht, um die Batterien zu schonen. Der Typ, der sie mir geliehen hat, meinte, sie wären schon etwas schwach. Es war eine dieser Stalltüren, die in der Mitte geteilt sind. Den oberen Teil ließ ich offen, damit der Mond reinschien. Gerade war ich so weit, aufzugeben und zurückzufahren, da kam er – natürlich nicht er, jemand kam.» «Aber Sie dachten, es sei Brinklow?», fragte Peter leise.
    «Logisch. Er lehnte sich an die untere Tür, oben konnte kein Mondlicht mehr durch, und ich saß im Stockfinstern da und starrte seine Silhouette vor dem Himmel an. Verdammt, es war unmöglich zu erkennen, wer das war. Ich sagte: ‹Alan?›, und er stieß die Tür auf, stürzte rein und ging auf mich los. Er hat mich eiskalt erwischt. Mit einem Streit hatte ich ja noch gerechnet, aber nicht mit einem Kampf Mann gegen Mann. Er packte mich an den Haaren, riss mir den Kopf in den Nacken und versuchte, mir einen Schlag gegen die Kehle zu verpassen, aber ich schlug und trat wild um mich. Wir kamen beide außer Puste und taumelten da in dem finsteren Schuppen herum. Er zwang mich mit dem Rücken gegen die Wand. Dann machte er einen Schritt zurück, um wieder zu Atem zu kommen oder sein Gleichgewicht wieder zu finden, und ich sagte: ‹Joan ist schwanger, was gedenkst du zu tun?› Ich bin einfach damit rausgeplatzt. Und er sagte …»
    Quarleys Stimme begann zu zittern. «Er sagte: ‹Ich weiß nicht, was das mit mir zu tun haben soll. Wer ist Joan?› Und da habe ich wirklich rotgesehen. Ich war wie von Sinnen. Ich zog mein Messer. Als er mich wieder stieß, knallte ich mit dem Rücken irgendwo gegen, gegen einen Holzklotz oder so was, dann hörte ich diesen Rums und ein Krachen, er ist gegen mich geprallt, und ich sprang ihn an wie beim Rugby, packte ihn unten und fasste um ihn rum, um ihm die Kniesehnen durchzuschneiden. Ich dachte, ich mach ihn erst mal unschädlich, diskutieren kann man dann immer noch. Nein, stimmt gar nicht, ich habe gar nicht gedacht. Es war die nackte Wut, ich hatte keinen klaren Gedanken mehr, außer vielleicht den: er oder ich. Normalerweise bricht der Gegner zusammen, wenn man ihm die Kniesehnen durchtrennt. So steht's im Handbuch. Aber er ging nicht zu Boden. Da war er immer noch, zwischen mir und der Tür, aber er hatte aufgehört zu kämpfen, gab keinen Ton von sich, außer so einer Art Gurgeln. Mir lief es kalt den Rücken hinab. Ich stand zitternd da und sagte: ‹Alan, Alan, ist alles in Ordnung?› Ziemlich idiotisch – wie konnte mit ihm alles in Ordnung sein? Ich schalte die Taschenlampe wieder an, da sehe ich, dass er mit den Füßen in einer Schlinge hängt und ich ihm die Kehle durchgeschnitten habe. Jede Menge Blut läuft ihm am Kopf runter, und dann merke ich, dass er's nicht ist. Es war überhaupt nicht Alan.» «Schlimmer Moment», bemerkte Peter.
    «Wer war es denn?», fragte ihn Quarley. «Wissen Sie, wer's war? Wissen Sie, warum er gleich auf mich losgegangen

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