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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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mehr als das bekommen», sagte sie betrübt zu Harriet, «aber jetzt, wo das Getreide rationiert ist … Ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn sie aufhören zu legen, Lady Peter, abgesehen davon, dass wir dann wieder Eiermarken kriegen. Mrs. Ruddle meint, wir sollen sie aufgeben und dass das Federvieh keinen Pfiffer ling mehr wert sein wird, wenn das Ernährungsministerium mit seinen Vorschriften uns alle kirre gemacht hat, aber ich komme nicht ohne meine Bantams aus, Eier hin oder her. Ich bin es gewohnt, sie hier zu haben, da bin ich nie allein.»
    «Ich habe Ihnen ein bisschen Speck zu Ihren Eiern mitgebracht», sagte Harriet. «Mrs. Trapp hat vergangene Woche eine ganze Speckseite vom Hof in Denver geschickt bekommen, und sie möchte sich bei Ihnen mit einigen Scheiben erkenntlich zeigen, solange sie noch welche übrig hat.»
    «Oh, oh!», rief Miss Twitterton und schlug vor Begeisterung die Hände zusammen. «Oh, das hätte sie nicht tun sollen, Lady Peter! Ich habe ihr bloß eine alte Henne überlassen, die übers Legen hinaus war. Der Herzog kann wohl jederzeit eine Schlachterlaubnis bekommen. Aber sind diese Speckrationen nicht schäbig? Hundert Gramm für die ganze Woche! Meinen besten Dank an Mrs. Trapp.» «Ich weiß gar nichts über seine Schlachterlaubnis», sagte Harriet, «und ich frage ihn auch nicht danach. Der Herzog züchtet eine prämierte Sorte Schweine, da nehme ich an, er muss von Zeit zu Zeit eins töten.»
    «Oh, selbstverständlich. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Ich glaube, diese Leute in London, die sich die Vorschriften ausdenken, haben nicht die geringste Ahnung, wie das Leben auf dem Lande aussieht. Und wissen Sie, Lady Peter, wenn man anfängt, der Landbevölkerung das Essen wegzunehmen, das sie selbst vom Acker und aus dem Stall holt, dann werden nicht etwa bergeweise landwirt schaftliche Produkte in die Städte fließen – dann gibt es bloß überall nichts mehr. Jetzt Schwarzmarkt zu nennen, was schon vor Kaiser Wilhelm gang und gäbe war, hilft auch nicht weiter, so bringt man nur die Leute auf.»
    «Da haben Sie vermutlich Recht, Miss Twitterton. Ich wollte Sie aber noch etwas fragen, bevor ich gehe. Mrs. Spright hat mir erzählt, sie sieht Sie häufig spätnachts an ihrem Haus vorbeigehen. Ich bin sicher, es gibt eine harmlose Erklärung dafür.» Zu ihrem Erstaunen sah Harriet, dass leuchtend rote Flecken auf Aggie Twittertons Wangen traten. Aufgeregt rang sie die Hände. «Ich dachte, ich frage einfach mal …»
    «Da haben Sie sich leider geirrt!», rief Miss Twitterton. «Das geht diese Vettel überhaupt nichts an. Niemanden geht es etwas an, auch Sie nicht! Es ist geheim.» Schon etwas ruhiger fügte sie dann hinzu: «Vertraulich ist es. Ich habe geschworen, zu niemandem ein Sterbenswörtchen zu sagen, und ich tue es auch nicht. Zu niemandem. Es verstößt gegen kein Gesetz, sich auf den Wegen oder in den Wäldern zu bewegen. Ich halte mich auch an die Verdunklung, es kann keiner sagen, er hat mich mit einer Taschenlampe gesehen. Ich halte mein Versprechen, und basta.»
    «Aber natürlich.» Harriet war überrascht und gleichzeitig beschämt. «Ich bin sicher, Sie haben Ihre Gründe. Ich dringe nicht weiter in Sie.»
    «Was sagt die alte Spinnerin denn über mich?», fragte Miss Twitterton. «Glaubt sie, ich hätte Wendy Percival ermordet? Sie wissen, dass ich es nicht war, Lady Peter, wir waren ja zusammen im Luftschutzkel ler. Wahrscheinlich hält sie mich für eine deutsche Spionin. Soll sie doch! Das behauptet sie von allen und jedem, sogar vom lieben Pfarrer. Die ist doch übergeschnappt.»
    «Das ist sie wohl», sagte Harriet reumütig. Wenn Mrs. Spright doch offensichtlich plemplem war, wie kam dann sie, Harriet, dazu, Agnes Twitterton zu den Anschuldigungen der anderen zu befragen? Wobei Miss Twitterton wiederum nicht bestritten hatte, im Dunkeln in den Wald zu gehen – tatsächlich hatte sie es sogar bestätigt.
    «Sie war mal eine sehr gute Zahnärztin», sagte Miss Twitterton. «Ich bin selbst nie bei ihr gewesen, ich gehe mit meinen Zähnen zu Mr. Pargeter in Broxford. Aber so heißt es jedenfalls. Sie sind mir doch nicht böse, Lady Peter, dass ich ein Geheimnis vor Ihnen habe? Es ärgert mich sehr, dass ich es Ihnen nicht erzählen kann, aber Sie verstehen doch, ich habe mein Ehrenwort gegeben.»
    «Selbstverständlich bin ich Ihnen nicht böse», erwiderte Harriet. «Versprochen ist versprochen, das verstehe ich. Wir sehen uns am Mittwoch

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