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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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Haushaltskasse zu entlasten.» «Um Gottes willen, kann denn da nichts passieren?», fragte Harriet. «Oder stellen wir am Ende fest, dass uns Knollenblätterpilze aus der Hand unserer Lieben auf dem Gewissen haben?»
    «Meine Güte, ich denke ja nicht dran, zu kochen, was sie mitbringen», sagte Mrs. Trapp. «Im Schrank steht ein schönes Körbchen Pilze von Bert Ruddle, und die werd ich stattdessen nehmen.»
    «Aha, damit hätte ich Sie ein weiteres Mal unterschätzt, Mrs. Trapp. überschätzen kann man Sie wohl nicht.»
    «Mit Schmeicheleien erreichen Sie bei mir alles», sagte Mrs. Trapp. «Ab mit Ihnen, Miss Mary, gehen Sie Ihren Tee im Salon trinken, wie Leute, die richtig eingeladen sind!»
    Zu einem Gespräch mit Mary war aber noch nicht gleich Gelegenheit. Unter Sadies Ägide kehrten die Kinder Händchen haltend aus der Natur heim und boten Harriets fasziniertem Auge ein kleines Familiendrama dar. Charlie rannte zu seiner Mutter, hielt ihr die Wangen hin, um ihre Küsse zu empfangen, und fing sofort an, ihr von dem Ferkel zu erzählen, das man hier habe, es sei eins aus dem Wurf von Batesons Sau, und Sam habe …
    «Wer ist denn Sam, Charlie?», fragte Mary. Aber Charlies Erklärung zog sich in die Länge und war gespickt mit Einzelheiten, in denen er sich vor lauter Aufregung verhedderte, sodass ihm Mary ins Wort fiel. Polly stand im Türrahmen und sah schüchtern aus, als wäre ihre Mutter eine Fremde. Wie lange war es her, überlegte Harriet, dass sie Mary zum letzten Mal gesehen hatte? Es konnten immerhin acht Wochen gewesen sein, und das war eine sehr lange Zeit in einem Leben von gerade mal sieben Jahren. «Wie geht es meinem kleinen Mädchen?», fragte Mary. «Gibt's keinen Kuss für Mutter?»
    Aber Polly rührte sich nicht. Sie sagte: «Baden tut mich Sadie, und Tante Harriet liest mir die Gutenachtgeschichte vor.» Wenn Mary zusammengezuckt war, so hatte Harriet es jedenfalls nicht gesehen. Mary schlug vor: «Vielleicht kann ich den beiden heute Abend ein bisschen helfen?»
    Die kleine Harriet indessen wackelte geradewegs auf ihre Mutter zu, kletterte auf ihren Schoß, legte den Kopf an Marys Schulter und steckte sich friedlich den Daumen in den Mund. Die große Harriet sortierte ihre eigenen zwei heraus und lockte sie mit dem Versprechen von Süßigkeiten und ihnen vorzulesen in ihr Schlafzimmer, damit Familie Parker sich in Ruhe wieder finden konnte. Würde Bredon in sechs Jahren so wie Charlie sein?, fragte sich Harriet. War er die Vision, wie ihre Söhne sich entwickeln würden? Es könnte wahrlich schlimmer kommen: Er war ein netter Junge mit einem freundlichen Wesen im Umgang mit den Kleinsten. Und Bredon vergötterte ihn und machte ihm alles nach. Hoffentlich nur würde Bredon etwas unbekümmerter sein – Charlie nahm immer alles so ernst. Aber was Wunder, man schaue sich bloß die jeweiligen Väter an, dachte sie … Später, als die Kinder eingeschlafen waren, setzten sich die beiden Frauen gemütlich an den Kamin. «Polly ist immer noch ein bisschen verhalten mir gegenüber», sagte Mary. «Ich müsste öfter herkommen.» «Das liegt ja nicht bei dir, wenn wir von offizieller Seite angehalten sind, uns jede Fahrt zweimal zu überlegen», erwiderte Harriet. «Spätestens morgen Mittag wird zwischen euch alles wieder im Lot sein.» «War denn mit ihr sonst alles in Ordnung? Kein Heimweh?»
    «Nichts dergleichen, tut mir Leid. Es ist ihr gut gegangen. Erst als sie dich gesehen hat …»
    «Und meine sind immerhin bei Angehörigen», sagte Mary. «Denk dir nur, wie es ist, wenn du deine Kinder bei Fremden lassen musst. Einer von Charles' Beamten hat sich einen Polizeiwagen ausleihen müssen, um seinen Sohn wieder nach Hause zu holen, der Junge hatte das Hinterteil voll mit roten Striemen. Er hat nicht gegessen, da haben sie ihn geschlagen. Stell dir mal vor, Harriet, dieser Krieg wird längst vorbei sein, wenn im nächsten Jahrhundert noch Menschen mit den psychischen Kratzern von alledem am Leben sind. Kriegsschäden nennt man das.»
    «Nun ja, aber es gibt wohl auch Kinder, für die besser gesorgt wird als zu Hause.»
    «Ja, sicher. Und wenn die Bombenangriffe erst beginnen …»
    «Das würde die Situation völlig verändern, nicht wahr?»
    «Weißt du, Harriet, London ist im Moment wirklich eigenartig. Sandsäcke überall, und neulich gab es einen Luftalarm – wieder ein Fehlalarm, glaube ich –, und in der Abenddämmerung zogen die Leute durch die Straßen, um in die U-Bahn-Stationen

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