Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
Sie sollten Miss Twitterton mal fragen, was sie alle naslang auf der Straße zu suchen hat.» «Im Moment werden Sie von mir befragt. Als Sie sich also umschauten, ist Ihnen da unterwegs jemand begegnet?»
Mrs. Spright waren mehrere Menschen begegnet. Die Gruppe aus Talboys zum Beispiel. Sie hatte auch eine junge Frau beobachtet, von der sie nun wusste, dass es Wendy Percival gewesen war, und die in großer Eile die Straße hinunter auf die Krone zurannte. Sie hatte nicht gesehen, was weiter mit der Ver storbenen geschehen war, da sie sich hinter die Gartenmauer eines nahe gelegenen Hauses gekauert hatte, um selbst nicht gesehen zu werden.
«Aber Sie hätten von dieser Stelle aus, auch wenn Sie nichts sehen konnten, gegebenenfalls etwas hören können? Einen Schrei zum Beispiel?»
«Ich habe gehört, dass sie stehen blieb. Ihre albernen hochhackigen Schuhe machten immer klickklack. Und dann habe ich sie sagen hören: ‹Um Himmels willen, wie kommst du de nn hierher?›» «Und dann? Was war die Antwort?»
«Gar nichts. Sie hat keine Antwort bekommen, soweit ich hören konnte.»
«Sie haben nicht gesehen, mit wem sie gesprochen hat?»
«Wie ich schon sagte, nein.»
«Sie haben nicht gesehen, was dieser Jemand tat, der bei der Verstorbenen so große Überraschung auslöste?»
«Nein, ich hatte mich geduckt.»
In diesem Moment hob der Sprecher der Geschworenen die Hand. «Kann die Zeugin befragt werden, Mr. Perkins, was sie da tat, als sie sich mitten in der Nacht im Gebüsch versteckte, anstatt an der Luftschutzübung teilzunehmen?»
Der Untersuchungsrichter zögerte. «Ist das in der Sache von Belang?», überlegte er laut.
«Die Zeugin steht in dem Ruf, sich seltsam zu verhalten, Sir. Es könnte uns helfen, ihre Aussage richtig einzuschätzen.»
«Gut, dann will ich die Frage zulassen.» Mrs. Spright antwortete: «Ich habe nach Spionen Ausschau gehal ten. Wenn die Behörden auf die Hinweise nicht eingehen, dann muss es der einzelne Bürger tun. Es ist eine Schande, und es sollte in der Zeitung stehen. Manche Leute müssen als das entlarvt werden, was sie sind. Die fünfte Kolonne ist überall, und es hat gar keinen Zweck, diesem Superintendent Kirk zu erzählen, was hier vor sich geht, weil er …» «Das genügt, vielen Dank», sagte Mr. Perkins. «Ach, das genügt also, tut es das?», rief Mrs. Spright. «Ich habe Bekannte und Verwandte in Norwegen, und ich kann Ihnen sagen, der Feind ist überall unter uns. Die Upperclass besteht zur Hälfte aus Faschisten wie diesem Oswald Mosley. Und hier direkt vor Ihrer Nase läuft dann einer im Dorf rum, und der braucht nur den Mund aufzumachen, und schon weiß man, dass er nicht der ist, für den er sich ausgibt. Wie einer kam und nach dem gefragt hat, hab ich ihn gleich in die Wüste geschickt. ‹Ist nach Cornwall gefahren›, hab ich gesagt. ‹Den finden Sie nicht mehr hier.› Ich werd noch grade zwei Spionen helfen, Kontakt miteinander aufzunehmen …» «Ich nehme an, zur Sache haben Sie uns nichts mehr zu sagen?», unterbrach sie Mr. Perkins. Seine Stimme hatte das unverwechselbare Timbre eines Mannes mit Engelsgeduld angenommen.
«Sie wollen mich also auch nicht zu Ende anhören, wie ich sehe», sagte Mrs. Spright und stolzierte hinaus.
«Verehrte Geschworene, ich muss Sie dazu aufrufen, alles, was die Zeugen sagen, sorgfältig und ohne Voreingenommenheit zu beurteilen, soweit es Ihnen möglich ist», sagte Mr. Perkins. Er wandte sich an Superintendent Kirk: «Möchten Sie um Vertagung bitten, um weitere Ermittlungen anzustellen?» «Mit Verlaub, Mr. Perkins», antwortete Superintendent Kirk, «unter den gegebenen Umständen denke ich, es wäre das Beste, heute Vormittag so weit wie möglich zu kommen. Wie sich die Situation entwickeln wird, ist nicht vorhersehbar, Sir, und ich bin knapp an Leuten. Was die Zeugen angeht – die jungen Flieger, die zum Tanzen ins Dorf gekommen sind, zum Beispiel, oder irgendwer aus dem Ort, der seine Einberufung bekommen oder zum Kriegshilfsdienst anderswohin beordert werden kann –, unsere Zeugen können in alle vier Winde zerstreut sein, bis wir in der Lage sind, die Sitzung fortzusetzen.» «Das leuchtet ein. Nun gut, die Geschworenen müssen das Beste aus dem machen, was sie an Beweisen haben.» Im Anschluss erklärte Mr. Perkins den Geschworenen penibel, dass eine Mordanklage der Krone den Nachweis böser Absicht, des Vorsatzes und der Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten erfordere. Aufgrund des Fehlens
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