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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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nicht nötig, den Schrecken des Krieges noch einen hinzuzufügen!

    Sehr geehrte Herren,
    wie ich lese, will Mr. Harold Nicolson eine Serie von Erwiderungen auf Haw-Haw bringen. Alles schön und gut, aber überlassen Sie das um Himmels willen nicht einem Ihrer Universitätsprofessoren, sondern dem, der weiß, wie man richtig diskutiert. Es gibt keine bessere Unterhaltung als eine schöne Kontroverse, aber sie muss richtig lebendig sein. Ich bin Arbeiter, und das Radio ist mein Steckenpferd. Mein Gerät bekommt alle ausländischen Sender rein. Ich glaube, für unwissende Leute ist Haw-Haw eine große Gefahr, und viele mit schicken Radioapparaten sind um Längen unwissen der als welche aus der Arbeiterklasse.

    Mein lieber Beetle,
    wozu sich aufregen, dass um Haw-Haw so ein Gewese gemacht wird? Meinen Sie, die britische Öffentlichkeit lässt es sich entgehen, einen feindlichen Ausländer aufs Korn zu nehmen? Unbedingt müssen Sie dem Kerl antworten und dafür sorgen, dass die Nation auch et was bekommt für ihr Geld. Verdammt seien die Wür delosen!

    Sehr geehrte Herren,
    da die Identität des deutschen Rundfunkkommenta tors, der unter dem Namen «Haw-Haw» bekannt ist, in der Öffentlichkeit offenbar einiges Interesse hervor ruft, erlaube ich mir. Ihnen einen Vorschlag zu ma chen. Sein Akzent scheint mir (insbesondere was die Vokale angeht) sehr dem zu ähneln, den ein Schau spieler verwenden würde, der a) mit unzureichender Erziehung und Erfahrung sich vornimmt, einen engli schen Adligen zu spielen, oder b), etwas subtiler, er spielt, selbst durchaus erfahren und mit entsprechen dem sozialem Hintergrund, einen Mann von geringe rer Stellung, der seinerseits die Sprechweise des engli schen Adels nachäfft. Der Akzent ist in der Tat demje nigen außerordentlich ähnlich, den ich selbst für die Figur des Selfmademans Stanton in Gefährliche Kurve entwickelt habe – eine Rolle, die ich mit beträchtli chem Erfolg sowohl im West End als auch in der Pro vinz gespielt habe (beiliegend Fotografien und Zei tungsausschnitte sowie ein frankierter und adressier ter Briefumschlag zur Rücksendung). Falls man sich entschließen sollte, eine Erwiderung auf diese Propa ganda auszustrahlen, bitte ich, mich bei der Besetzung zu berücksichtigen.

    Harriet lachte.
    «Mir scheint, die Bevölkerung hält bemerkenswert gut durch», sagte Helen, «und ein irgendwie geartetes Handeln oder eine Gegenrede sind zurzeit nicht erforderlich. Was denkst du?»
    Harriet nahm sich für ihre Antwort einen Moment Zeit – immerhin geschah es an diesem Tag zum ersten Mal, dass ihre Schwägerin sie nach ihrer Meinung fragte. «Lieber keine Erwiderung als eine, die schlecht gemacht ist, eine geschwollene zum Beispiel», sagte sie dann. «Ich glaube nicht, dass er im Moment tatsächlich irgendwelchen Schaden anrichtet. Die Leute, die ihm seine Texte schreiben, gehen offenbar davon aus, dass die Angehörigen der britischen Arbeiterklasse in einem fort ‹meiner Ehr'› schwören und einander mit ‹alter Knabe› anreden. Er macht sich doch meistenteils nur zum Gespött. Als er uns neulich eingeschärft hat, dass wir fragen müssen: ‹Wo ist die HMS Daring?›, habe ich in der Schlange beim Schlachter die Leute näseln hören: Wo ist die Isle of Wight?»
    «Ich verstehe nicht, was du meinst», sagte Helen. «Jeder weiß doch, wo die Isle of Wight ist, in der Mündung von Southampton Water.»
    «Natürlich, Helen. Ich bin ganz deiner Meinung. Zum jetzigen Zeitpunkt ist Lord Haw-Haw nichts weiter als ein harmloser Spaß.»
    «Genau. Schön. Das mit der Schule solltest du dir noch einmal überlegen.» Helen ließ nicht locker. «In Duke's Denver gibt es eine ganz hervorragende kleine Vorbereitungsschule, die Siebenjährige aufnimmt. Und am Wochenende wäre Bredon in der Nähe seiner Großmutter.»
    «Weißt du, Helen, ich kann ja verstehen, dass du aufgrund der Umstände ein Interesse daran hast, wie Peter und ich unsere Kinder erziehen. Aber am Ende musst du die Entscheidung schon uns überlassen. Meines Erachtens ist ein Kind mit sieben Jahren noch viel zu jung für ein Internat. Aber ohne Peter werde ich solche Dinge ohnehin nicht entscheiden.» «Das wirst du vielleicht müssen», sagte Helen. Harriet ließ ein langes Schweigen eintreten. «Ich dachte ja nur, du könntest ein wenig Rat und Hilfe gebrauchen, weil du aus anderen Verhältnissen kommst.»
    «Ich bin zur Hälfte für die Verhältnisse meiner Kinder verantwortlich», sagte Harriet, «und

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