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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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jeglichen Hinweises auf die Identität des Täters, ganz zu schweigen von seinem Geisteszustand, biete sich sinnvollerweise das Prädikat Totschlag an, was auch den gegenwärtigen Wissensstand in der Angelegenheit widerspiegele. Die Geschworenen wollten davon nichts wissen. Sie brauchten weniger als eine Stunde, um Mord festzustellen, verübt durch eine oder mehrere unbekannte Personen.
    «Tja, Superintendent Kirk, wenn Sie Mrs. Spright ernst nehmen, sollten Sie die Augen nach einem Nazi-Spion offen halten», sagte Mr. Perkins, als er sei nen Mantel anzog und die Öffentlichkeit den Saal geräumt hatte, meistenteils, um in die Schankstube eine Treppe tiefer zu gelangen. Harriet, die die Bemerkung mit anhörte, schloss aus Superintendent Kirks Gesichtsausdruck, dass er keine große Neigung verspürte, Mrs. Spright ernst zu nehmen. Beileibe nicht.

    Eine Woche nach der Untersuchungsverhandlung erschien Bunter in Talboys. Er kam auf John Batesons Pferdewagen vom Bahnhof gefahren, und Harriet bemerkte gleich, als sie ihn absteigen sah, dass er zwei sehr große Koffer bei sich hatte, die aus braunem Leder gefertigt und mit den Gepäckaufklebern eines weit gereisten Mannes übersät waren. «Lassen Sie die im Flur stehen und kommen Sie hier herein, Bunter, ich möchte mit Ihnen sprechen», sagte sie und ging ins Wohnzimmer voraus. «Bitte, nehmen Sie Platz.»
    «Sie haben noch keine Nachricht von Seiner Lordschaft, Mylady?»
    «Nichts, Bunter. Sie?»
    «Nein, Mylady.»
    «Sie haben Ihr Gepäck dabei, wie ich sehe.» «Ich bin gekommen, um mit Eurer Ladyschaft Erlaubnis meine Beschäftigung im Haushalt von Lord Peter wieder aufzunehmen.»
    Harriet zögerte. Es wäre wundervoll, Bunter jeden ihrer Wege aufs sorgfältigste ebnen zu lassen, wie er es in der Vergangenheit getan hatte. «Ach, Bunter, das wäre großartig, aber …»
    «Es kommt Ihnen etwas schrullig vor, Mylady, mitten im Krieg den Diener eines Gentleman zu beschäfti gen, selbst wenn der betreffende Gentleman anwesend wäre und der Dienste bedürfte?»
    «Genau das ist es. Sie verstehen mich so gut.» «Erlauben Sie, dass ich Sie in diesem Punkt beruhige. Seit Sie mich zuletzt gesehen haben, habe ich wiederholt und mit großem Nachdruck den Versuch unternommen, in die Streitkräfte aufgenommen zu werden. Ich habe nahezu skrupellos jeden Kontakt genutzt, der sich mir durch die Jahre im Dienste Seiner Lordschaft bot. Es ist mir nicht gelungen. Mein Alter spricht gegen mich. Mir wurde dringend nahe gelegt, ich sei am besten in einem ländlichen Bezirk aufgehoben, wo ich die örtlichen Behörden bei der Organisation der Heimwehr unterstützen könne. Und da meine Familie gegenwärtig in einem ländlichen Bezirk ansässig ist, stelle ich mich dem Kriegskomitee des Bezirks Pagford zur Verfügung – ebenso wie Ihnen, Mylady.»
    «Bunter, ich bin sehr gerührt, dass Sie uns als Ihre Familie ansehen. Aber sollten Sie nicht bei Ihrer eigenen Frau und dem Kind sein?»
    «Die maßgeblichen Stellen sind zu dem Entschluss gelangt, Mrs. Bunter zu versetzen», sagte er. «Man hat ihr den Dienst unweit von hier, in Lopsley Manor, angetragen. Ich hoffe, sie gelegentlich zu sehen.» «Und sie arbeitet als Fotografin?»
    «Ihr Talent wird bei der Auswertung von Fotografien der Luftaufklärung eingesetzt, Mylady.»
    «Sie müssen sehr froh sein, dass sie aus London heraus ist. Aber da sie ein kleines Kind zu versorgen hat, hat man sie doch sicher nicht der Kategorie der so genannten ‹ortsungebundenen Frauen› zugeschlagen?» «Ihre Mutter freut sich, wenn sie sich weiterhin um unseren kleinen Sohn kümmern kann, Mylady. Ich glaube, die Arbeit, mit der Hope befasst ist, ist technischer Art und sehr eilig, und es besteht ein Mangel an ausgebildeten Fachkräften.»
    «Nun gut, Bunter, dann ist die einzige offene Frage, wo wir Sie unterbringen sollen. Sie müssen für sich sein können und es bequem haben. Queenie hat uns verlassen, um in einer Munitionsfabrik in Stevenage zu arbeiten, aber ihr Zimmer war sehr klein …» «Die Mansarde in diesem Haus, Mylady, ist ausgesprochen geräumig. Ich werde mich einzurichten wissen.»
    «Aber reicht der Platz auch dafür, dass Hope herkommen und Sie besuchen kann, wenn sie Urlaub hat? Das Ideale wäre tatsächlich, etwas für Sie zu finden, was eigenständig, aber in der Nähe ist. Das Dorf ist jedoch bis obenhin voll mit Evakuierten. Nein – jetzt, wo ich darüber nachdenke, gibt es da ein Cottage, das wohl in nicht allzu langer Zeit frei

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