Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
Feld zu tänzeln und summte dabei ein Lied. Und auch er allein war es, der sich gegen die angespannte Stimmung wehrte.
„Zweihunderteinundneunzig, zweihundertzweiundneunzig...“ Mark hielt konzentriert den Blick auf den Boden gesenkt. Seine Hand war ausgestreckt, um die Pflanzen aus dem Weg zu halten.
„Verzähl dich aber nicht!“, tönte es von weiter hinten. „Nicht, dass wir den ganzen Weg nochmal laufen müssen.“
„Ich bezweifele eher, dass wir zum Auto zurückfinden.“, gab Sasha zu Bedenken. Collin konnte sie hinter sich schnaufen hören. Auch sie hatte Probleme mit dem Untergrund. „Ich sehe es nicht mehr von hier aus.“
Der Junge vermied es, stehen zu bleiben und sich umzudrehen. Besser war, er stürzte sich nicht noch mehr in Angst und Schrecken. Es wurde Zeit, dass er Mark vertraute. Schließlich verlangte er auch nichts geringeres von dem Studenten. Er wollte, dass der Anführer ihm vertraute. In seine Kräfte vertraute.
„Dreihundert!“ Mark blieb mit einem Satz stehen und wandte sich dann suchend um. Er blickte auf seine Uhr und Collin bemerkte neidisch, dass sie einen Kompass enthielt. Wie gerne hätte er auch so eine!
Ihr Anführer wiegte seinen Kopf nachdenklich hin und her. Dann klopfte er gegen die Scheibe auf seiner Uhr. „Das Ding hilft nicht weiter.“, murrte er. „Hat einer von euch zufällig einen sehr starken Magneten bei sich? Meine Kompassnadel spielt verrückt.“
„Vielleicht kannst du auch nicht mehr richtig gucken?“, warf El schadenfroh ein.
„Oder das Teil ist Schrott.“
Sasha streckte die Hand aus. „Wenn mich nicht alles täuscht, ist Osten da drüben. Wir finden den Eingang schon.“
„Eingang?“, rief Collin verzweifelt aus, weil er schon wieder nicht verstand, was gespielt wurde. Hilflos breitete er die Arme zur Seite aus. „Ich denke, wir suchen einen Stein?“
Marks böser Blick flog an ihm vorbei und traf Sasha und Elijah mit aller Härte. „Jetzt seid mal ruhig, sonst haut uns der Junge noch ab.“ Und zu Collin sagte er: „Keine Sorge. Der Stein markiert den Eingang zu der Wohnung unseres Bekannten. Deshalb suchen wir diesen Brocken. Er sieht genauso aus wie der, der am Feldrand lag.“
Der Junge nickte. Wenigstens gab Mark ihm nicht das Gefühl, vollkommen dumm zu sein. Die größte Blöße für ihn war es immer, wenn andere Menschen ihm Dinge erklärten. Und das, wenn er das Gefühl nicht los wurde, es auch ohne sie zu wissen. Das verursachte in ihm regelmäßig unangenehme Scham. Er fühlte sich dann unbedarft; dumm.
Nun waren es nur noch ein paar Schritte. Als Mark bei der Zahl vierundsiebzig angelangt war, blieb er erneut abrupt stehen. Suchend wanderten seine Augen über den Boden. „Ich glaube, ich habe mich verzählt.“, gab er nach einem Moment puren Starrens zu. „Hier ist keine Markierung.“
Elijahs Stöhnen flog bis zu ihnen nach vorn. „Und ich sag noch, verzähl dich bitte nicht!“
Zornig fuhr Mark herum. Eine steile Falte bildete den Mittelpunkt seines Gesichts. „Du bist besser mal leise. Und das Wort ,bitte‘ habe ich schon seit Jahren nicht mehr aus deinem Mund gehört!“
Nun klang Els Stimme belustigt. „Doch. Wann immer ich dich gebeten habe, nicht so ein verbittertes Gesicht zu machen. Wie jetzt zum Beispiel.“
Sasha hingegen langte an Collin vorbei. „Dort.“, unterbrach sie die Streithähne und deutete auf einen Punkt, nur wenige Meter von Mark entfernt. „Da lugt etwas aus dem Gras.“
Tatsächlich lag dort ein Stein, der genauso aussah wie der, dem sie schon am Feldrand gefolgt waren. Ein weißes Auge starrte ihnen böse entgegen. Das Wegzeichen wurde halb von wuchernden Pflanzen verdeckt.
Freudestrahlend klatschte Mark in die Hände. „Na also. Ich habe mich doch nicht verzählt.“
„Wir werden die Zahl der Schritte auf Achtundsiebzig erhöhen.“, meinte El trocken als sie bei dem Stein endlich ankamen. „Anscheinend sind deine Füße eingegangen.“ Allem Anschein nach versuchte Mark, nicht mehr darauf einzugehen. Er suchte den Boden knapp neben dem Stein ab und fand endlich eine Schlaufe aus vermodertem Strick. Diese zog er mit einem Ruck in die Höhe.
Collin hätte es nicht für möglich gehalten. Doch er sah mit eigenen Augen, dass dieses Feld nicht einfach nur ein Feld war. Nein, es war die Behausung eines Wesens. Und der Strick bildete die Klinke für die Eingangstür. Diese bestand aus einer hölzernen Platte, die nun mit einem lauten Krachen auf den Boden schlug. Staubwolken
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