Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
gezeigt. Im Gegenteil, es war, als wäre er zufällig ein paar alten Freunden über den Weg gelaufen. In lockerem Plauderton hatten sie darüber verhandelt, ob sie kämpfen sollten oder nicht.
Mark bedachte El mit einem vernichtenden Blick. „Sagen wir einfach, er gehört zu den Nachtjägern, hat aber die Seiten gewechselt. Nun hilft er uns zuweilen.“ Dass diese Hilfe ohne Gegenleistung erfolgte, mochte Collin nicht so recht glauben. Und tatsächlich fand sich auf dem Sitz neben ihm eine undurchsichtige Tüte.
„Was ist das bitte?“, fragte er und deutete mit seinem Zeigefinger auf den Beutel. Darin musste etwas viereckiges verstaut sein. Jedenfalls die Umrisse ließen diese Deutung zu.
Der Wind beugte sich zu seinem Sitz zurück. „Das erfährst du noch früh genug.“ Bei dieser Erklärung blieb es dann auch. „Jetzt holen wir erst Sasha und dann fahren wir zu unserem Freund. Es ist wichtig, dass wir das Attribut Verteidigung bei uns haben. Ich traue diesem Mistkäfer zuweilen nicht.“
Zechi wartete an einer Straßenecke in der Nähe der Studentenwohnung. Sie winkte, als El vorfuhr und stieg dann gewandt in den Bus. Wie es ihre Art war, drückte sie Collin zur Begrüßung. „Na, mein Großer?“, fragte sie scherzhaft.
„Wie geht es voran mit deinen Kräften?“
Elijah fuhr durch die Innenstadt und fluchte mehr als einmal, wenn er an einer roten Ampel stehen bleiben musste. Und andererseits blieb er an einem Fußgängerübergang schweigend und klaglos stehen, um der blonden Schönheit zuzusehen, wie sie über die Straße lief und dabei versuchte, ihren kleinen Rock im Wind unten zu halten.
Mark knurrte in sich hinein. „Bei deinem Fahrstil kommen wir morgen früh noch nicht an.“, behauptete er.
Doch sie kamen an. Der Verkehr in der Stadt war verzögernd, aber nicht verhindernd. Nach gut einer halben Stunde fuhren sie ein Stück auf einer Landstraße aus der Stadt hinaus und schließlich bogen sie auf einen Feldweg ab.
Ungläubig starrte Collin durch das Wagenfenster auf die weiten Mais- und Kartoffelfelder. Ihm war von vorneherein klar gewesen, dass sie kein menschliches Wesen aufsuchen würden. Doch so weit draußen sollte überhaupt jemand leben können? Er bezweifelte dies. Noch während er auf die Felder blickte, stob ein Schwarm Krähen auf. Wenn das mal kein schlechtes Zeichen war! Der Eisklumpen meldete sich wieder. Kälter als je zuvor.
Nach weiteren fünf Minuten bremste El den Bus ab und zog die Handbremse. Sie befanden sich irgendwo. Irgendwo ! Collin stieg aus, so wie die anderen. Aber im Gegensatz zu ihnen fühlte er sich nicht am Ziel angekommen. Der kleine Weg führte links und rechts weiter bis zum Horizont. Irgendwo ganz weit im Osten konnte er die Landstraße erkennen. Wenn ein Auto vorbeifuhr sah er dessen Lack in der Sonne glitzern.
Mark streckte sich und verscheuchte eine Fliege von seinen Schuhen. Andächtig lauschte er den Grillen, die man aus den Feldern singen hören konnte. „Hier ist es immer so schön still.“, meinte er.
Collin gab ihm recht. Hier, so weit draußen, hörte man von der Stadt rein gar nichts. Lediglich das Konzert der Grillen, die mit den rauen Stimmen der Krähen ein Duett sangen.
„Also, wie war das jetzt nochmal?“ El legte sich eine Hand an den Kopf. Der Wind zersauste ihm das Haar, sodass er noch schlimmer als sonst aussah. „Wir sind lange nicht mehr hier gewesen.“
Mark jedoch ging an ihm vorbei und suchte den Boden ab. Dann deutete er auf einen Stein, der am Feldrand lag. Dieser sah eigentlich ganz unscheinbar aus. Nur das Auge, das mit weißer Farbe auf den rauen Untergrund gemalt war, erweckte den Anschein, etwas besonderes zu sein. Allein deshalb konnte man diesen Stein von anderen seiner Art unterscheiden. Er diente wohl als Markierung. Für was war sich Collin nicht bewusst. „Hier ist der Stein. Ich kann mich noch erinnern. Ab diesem Zeichen dreihundert Schritte nach Süden, dann nochmal vierundsiebzig Schritte nach Westen. Und dort müsste auch der nächste Stein sein.“
Sie zogen los. Mark ging vorneweg und bog mithilfe des Windes die Pflanzen zur Seite, sodass sie ihnen nicht im Weg hingen. Laut zählte er die Schritte, die er machte. Hinter ihm lief Collin, der Schwierigkeiten hatte, auf der groben Erde richtig zu fußen. Ihm folgte Sasha, die den Beutel aus dem Auto mitgenommen hatte und ihn nun an sich drückte, damit sie ihn auch nicht verlor. Und den Schluss bildete El. Er als einziger von ihnen schien über das
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