Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
verdünnte das Gift und half, den Blutverlust auszugleichen. Er war für ihn lebensnotwendig.
Die Mädchen und Collin zogen die Stühle heran, die neben dem kleinen Fenster gegenüber der Tür standen und stellten sie rund um Els Bett auf. Mark ließ sich auf der Bettkante nieder.
Er sah Elijah an. Sein Freund schlief noch. Das Gesicht hatte einen weißen Farbton. Noch war wenig Blut in ihm. Aber er würde sich erholen, dessen war sich Mark sicher. Und sobald er wieder auf den Beinen war, würden sie über die Windler herfallen. Würden ihnen das Blut aussaugen, so wie sie Els Blut vergossen hatten. Er würde ihnen Schmerzen zufügen, sodass sie sich nie mehr trauten, sie anzugreifen. Sie waren zu weit gegangen.
„Elijah hatte einmal eine ganz heftige Grippe.“, sagte auf einmal Mar, die an Els rechter Seite saß und seine Hand genommen hatte. „Eine Woche lang war er unausstehlich. El ist sowieso immer nicht zu ertragen, wenn er krank ist.“ Sie sah Mark an und lächelte sanft. Noch immer waren ihre Augen feucht.
Er nickte und sah Els geschlossene Lider an. „Als er klein war, ist er von der Schaukel gefallen.“, erzählte er. „Wir hatten damals hinter dem Waisenhaus einen Spielplatz, zu dem wir täglich gingen. Er fiel von der brüchigen Schaukel und brach sich ein Bein. Das rechte. Es war kein offener Bruch und er merkte es nicht einmal. Erst als er aufstehen wollte, spürte er, dass etwas nicht stimmen konnte. Er rief nach mir und ich kam und wusste nicht, wieso er nicht aufstand.“ Mark sah nun auch die anderen beiden an, die sich im Hintergrund hielten. Collin hing an seinen Lippen. Sasha streichelte Els Bettdecke. Wahrscheinlich merkte sie nicht einmal, was sie da tat. „Er sagte mir, ich solle ihm helfen, aufzustehen.“, erzählte Mark weiter und wider Willen lächelte er. „Und als ich ihn hochziehen wollte, schrie er auf. ,Du hast mir das Bein gebrochen!‘, hat er immer wieder gebrüllt. Jämmerlich und kläglich. ,Mark, du hast mir mein Bein gebrochen!‘ Ich hatte solche Schuldgefühle, dass ich ihn von vorne bis hinten bediente, solange bis sein Bein wieder heil war. Und er genoss das.“
Er zauberte mit der Geschichte ein Lächeln in ihre Gesichter. Einen Augenblick war es wieder still.
„Es wäre schlimm, wenn wir El nicht gekannt hätten, nicht wahr?“, fuhr dann Line fort. „Immerhin ist er allein daran schuld, dass ich hier bin.“
Mark straffte sich. „Was soll das Trübsal blasen?“, ereiferte er sich. „Es geht ihm gut. Er wird wieder gesund.“
„Seid doch mal leiser.“, erklang es auf einmal heiser zwischen ihnen. „Bei dem Krach kann ja keiner schlafen.“
So als hätte er sich auf ein Nadelkissen gesetzt, schoss Mark hoch. Er beugte sich über El, der langsam die Augen öffnete. Es lag ein Schleier darin. „Elijah! Wie geht es dir?“
„Eine blödere Frage kann man wirklich nicht stellen.“, erwiderte das Feuer schwach. Seine Stimme war ein raues Flüstern, das man kaum verstand. „Ich fühle mich, als hätte sich ein Wal auf mir niedergelassen.“
Margarete beugte sich herab und küsste seine Hand. „Wir haben uns Sorgen gemacht.“, sagte sie, noch immer mit erstickender Stimme. „Du siehst furchtbar aus.“, fügte sie hinzu.
„Und du blendend wie immer.“ Elijah versuchte zu lachen, doch es klang eher wie das Krachen trockener Zweige. Dann erkannten seine müden Augen die anderen beiden. Er seufzte. „Nicht einmal in Ruhe vergiften kann man sich. Kaum wacht man auf, stehen alle schon um einen herum.“
„Immerhin ist sein Humor noch der alte.“ Line tätschelte Els Füße. „Schön, dass du wieder bei uns bist.“
„Starr keine Löcher in die Luft.“, fuhr Elijah Mark an und reichte ihm die linke Hand. „Glaubst du, ich will euch liegend empfangen? Hilf mir gefälligst auf.“ Mark nahm seine Hand, unternahm allerdings keinerlei Anstalten, ihm aufzuhelfen.
„Der Arzt meinte, du sollst dich ausruhen. Du bist gerade erst aufgewacht. Außerdem sollst du viel trinken.“
Elijah sah ihn vernichtend an. „Wenn ich eine Ersatzmutter bräuchte, hätte ich mich nicht an dich gewandt.“, fuhr er ihn an. „Und jetzt leite die Kraft von deinem Mund zu deinen Händen.“
Noch immer war er dagegen. Doch als Mark zu Margarete sah, verstand er, was Elijah dazu bewegte, so stark wie möglich auszusehen. Er beugte sich vor und stützte El, damit dieser sich hinsetzen konnte.
„Ich hole Wasser.“ Sasha war schon aufgestanden und zur Tür gelaufen.
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