Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
schleuderte die beiden Beißer zu Boden. Die Wucht war so gewaltig, dass sie mit ihren Körpern Löcher in die weiche Erde schlugen. Reglos blieben sie darin liegen. Ihre Glieder waren zerschmettert.
Der verbliebene Beißer rührte sich nicht. Durch den Wind war ihm die Kapuze vom Kopf gewischt worden. Seine Augen waren angstgeweitet und er starrte Mark an. Dieser hob die Hände. „Lass ihn los.“, forderte er kalt. „Sofort.“
„Ich töte ihn, wenn du näher kommst!“ Der Beißer konnte das Zittern in seiner Stimme nicht unterdrücken. „Bleib sofort stehen! Ich schwöre dir, ich werde...“ Ein Knurren entrann sich Marks Kehle. Es war, als hätte der Beißer eine Tür geöffnet, die eigentlich für immer verschlossen sein sollte. Er senkte den Blick und trotz seiner Unsicherheit hielt der Beißer ihm stand. Mark hatte nur ein einzige Möglichkeit, Collins Leben zu retten.
Er spürte sein Element. Er spürte das schnell schlagende Herz, das seinen Brustkorb zu sprengen drohte. Dann fühlte er, wie sich sein Körper auflöste. Mark sackte in sich zusammen. Als Wolke erhob er sich vom Boden. Und wie immer, wenn er in diesen Zustand verfiel, erschien ihm die Welt hundertmal größer, lauter und bunter. Überdeutlich sah er den Himmel über sich, roch den Duft des Grases unter sich. Und er sah das Glitzern von Lines Blut. Der Beißer bekam es mit der Angst. Er ließ das Messer fallen und stieß Collin von sich. Dann wollte er sich über den Zaun hinweg retten, doch Mark ließ ihn nicht entkommen. Diesmal nicht.
Mark näherte sich ihm. Der Beißer stolperte und fiel. Angstschweiß bildete sich auf seiner Stirn. Der Wind konnte jede einzelne Pore erkennen. Der Mann roch nach Angst.
Panisch wandte er sich um. „Bitte!“, flehte er verzweifelt. „Ich habe doch nur Befehle ausgeführt! Ich...!“
Doch diesmal kannte er keine Gnade. Mark erinnerte sich an Elijah, der zusammensank und Blut erbrach. Er erinnerte sich an Mars Rücken, in dem eine dünne Nadel stak. Er erinnerte sich an das Blut an Lines Hals. Er kam dem Mann ganz nah, der wimmernd am Boden lag. Dann drang er in ihn ein. Als strukturlose Wolke nutzte er die Kraft des Elements, um dem Mann unsägliche Qualen zu bereiten. Er fühlte sich in seinen Körper ein, umhüllte ihn und füllte ihn aus. Mit Lust brachte er seine Knochen zum krachen.
Er schrie auf, als Mark seine Arme und Beine zertrümmerte. Der Beißer schrie und schrie. In aller Überdeutlichkeit konnte Mark seine Schreie hören. Es war ihm, als kämen die Laute aus seinem eigenen Mund. Und er spürte das Blut, das aus den Wunden drang. Er spürte es in den Venen rauschen. Bis er es anhielt. Ja, Mark war dazu in der Lage. Er konnte diesen Mann töten. Nun schließlich hatten sie ihn dazu getrieben.
Erst als die Schreie verstummten löste sich Mark von ihm. Er verließ den leblosen Körper, der zu Boden sackte. Dann gab er sich Struktur zurück und erschien wieder als junger Student. Er schloss die Augen und kämpfte das Gefühl nieder, weiter zu morden. Als er die Augen öffnete, sah er, dass er zitterte.
Was war geschehen? Hatte er soeben einen Menschen getötet? Mark drehte sich nicht um. Er wollte es nicht sehen. Stattdessen trat er an Line heran, der zuammengesunken war und den Kopf in den Armen vergrub.
„Collin...“, flüsterte er. Er kniete sich nieder und streckte die Hand nach dem Jungen aus. Dieser zuckte zusammen, sodass Mark zurückwich. „Fürchtest du dich vor mir?“, wollte er wissen.
Line sah auf. In seinen Augen lag die blanke Angst. „Ich fürchte mich vor dem, wozu du in der Lage bist.“, gab er zurück. „Hast du denn nicht gehört, dass er um sein Leben gefleht hat?“
Mark sah ihn an. Hatte der Mann gefleht? Er konnte sich nicht mehr erinnern. Er wusste nur noch, dass er wie im Rausch war. Irgendwann wollte er den Mann nicht mehr nur erschrecken und vertreiben. Er hatte ihn töten wollen .
„Ich schaffe es nicht mehr.“ Mark war auf dem Stuhl zusammengesunken und hatte die Arme um seinen Kopf gelegt. „Ich verstehe einfach nicht, was mit mir los ist. Die ganze Welt steht Kopf. Und ich bin derjenige, der sie ankippt.“ Mitfühlend legte El ihm einen Arm auf die Schulter. „Mark, du weißt genau, dass du diesen Mann nicht töten wolltest. Es war...“ Doch er verstummte. Er hatte eigentlich sagen wollen, dass es ein Unfall war. Doch danach hörte es sich nicht an. Mark war schlichtweg durchgedreht. Er hatte diesen Mann nicht einfach getötet. Er hatte
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