Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
Rathaus gewohnt.“
Elijah zuckte grinsend die Schultern. „Das ist einfach sicherer. Wir können schließlich nicht riskieren, dass zufällig eine ältere Dame mit ihrer Gehhilfe über unser Versteck stolpert.“
Margarete klopfte inzwischen die zerfurchte Rinde der Eiche ab. Die Jungs stellten sich neben sie und warteten. Das leise Klopfen drang an ihre Ohren. Der Lärm der Stadt und der Straße waren weit entfernt. Ein paar Vögel sangen in den rauschenden Ästen des Baumes.
Dann plötzlich änderte sich der Ton. Mar war schon fast um den Baum herum gegangen. „Der Eingang hat sich verschoben.“, bemerkte sie trocken und drückte gegen die feste Rinde. „Da hat er wieder mal Langeweile gehabt.“ Dann warf sie Collin einen schelmischen Blick zu. „Ist nicht so schlimm, wie es aussieht.“ Sie lächelte und schob dann ihre Hand in den Eingang. Dieser wurde allerdings durch die Rinde verdeckt, sodass es aussah, als fasse sie in den Baum hinein. Dann stieg sie über die Schwelle und war verschwunden.
El wünschte sich so sehr einen Fotoapparat, um Collins Gesicht für die Ewigkeit festhalten zu können. Der Junge wich zurück. „Sie ist weg!“, rief er aus. „Einfach so in den Baum hinein gerutscht!“
„Und genau das werden wir jetzt auch tun.“ El nahm seinen Arm und zog ihn vor die Rinde.
Collin schüttelte den Kopf und entriss sich seines Griffes. „Nein, ich gehe da nicht rein!“, wehrte er sich. „Das ist doch nicht normal! Kein Mensch kann durch Rinde gehen. Und wir drei in den kleinen und engen Baum? Niemals! Als ihr gesagt habt, ihr würdet mir jemanden vorstellen, dachte ich an ein nahezu menschliches Wesen. Selbst so einen wie Tomaro hätte ich noch ertragen können. Aber das grenzt ja wohl...“
„Collin!“, durchfuhr Elijah den Redefluss. „Wir gehen jetzt da rein. Ob du das willst, oder nicht.“ Damit legte er einen Arm um ihn wie ein Schraubstock und zog ihn mit sich.
Als sie durch die Rinde traten, wurde El wieder von dem unangenehmen Gefühl getroffen, wie immer, wenn er den Baum besuchte. Einen winzigen Augenblick wurden ihre Körper zusammengepresst. Die Innereien wurden gequetscht, ihm blieb die Luft weg. Doch bald war es schon vorbei. Sie waren im Inneren der Eiche. Es erinnerte ein wenig an einen hohen Turm aus Holz. Stufen führten nach unten zu den eigentlichen Stollen. Alles hier war eng und es roch muffig nach Harz. Die Dunkelheit wirkte so erschlagend, dass El seinen Zeigefinger entzündete. So konnten sie wenigstens sehen, wohin sie liefen. Verzweifelt versuchte er die Ameisenkolonie zu ignorieren, die sich hier in der Rindes des Baumes ein Nest eingerichtet hatte. Die Kolonnen an kleinen Tierchen krochen unablässig den Stamm hoch und runter. Besser, wenn er die Wände nicht berührte.
„Ich kann es nicht glauben, ich glaube es einfach nicht...“, flüsterte der Junge immer wieder während El ihn die Stufen hinab drängte. Sie gelangten in das unterirdische Tunnelsystem und trafen am Fuße der Treppe auf Mar. Sie lächelte wegen des weißen Gesichts Collins. „Sag ich doch: Alles halb so schlimm.“
„Mir ist schlecht.“, erwiderte der Junge. „Nie mehr lasse ich mich von euch zu so etwas zwingen.“
„Keine Angst.“ El blickte den Gang entlang, der sich in Dunkelheit verlor.
„Wenn alles so läuft, wie ich mir das vorstelle, werden wir bereits heute Abend nicht mehr am Leben sein.“
„Nur keine gute Laune.“, warf Margarete ein. Und sie war noch zynischer als sonst. Leise schlichen sie über die festgestampfte Erde hinunter. Els Finger erhellte die dreckigen Wände und den Boden nur spärlich. Er spürte an der Flamme einen Luftzug. Kaum wahrnehmbar, aber er war da. Sie waren also auf dem richtigen Weg. Zügig kamen sie voran.
Als sie einige Minuten gelaufen waren, blieb Mar mit einem Mal stehen. Sie hielt ihre Hand hoch und die Jungs verharrten. Ihre grünen Augen huschten über die Umgebung. „Ich rieche eine Falle.“, flüsterte sie.
El hob die Augenbrauen. „Wir sind die einzigen, die diesen Gang kennen.“, erwiderte er. „Wo soll da plötzlich eine Falle herkommen, die wir nicht eingebaut haben?“
Das Wasser biss sich auf die Unterlippe. „Gut, wenn du meinst.“, flüsterte sie. Elijah entging jedoch nicht, dass sie noch immer nervös war und sich umsah. Zögerlich liefen sie weiter. Collin, der vor ihnen schritt, hatte aufgehört zu flüstern. Er schien noch immer blass. Dabei würde ihm doch jetzt noch nichts passieren! Er
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