Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
sein.“
Mark war auf dem Gehweg stehen geblieben und sah ihnen entgegen. „Nein, jetzt greifen wir an.“, flüsterte er. Dann richtete er sein Gesicht in die Sonne. „Es wird Zeit, Entscheidungen zu treffen.“
Schweigend warteten sie ab. Die Menschen liefen an ihnen vorbei, die Studierenden und den Jungen nicht beachtend. Sie hatten andere Belange. Sie hatten Streit mit der Liebsten, oder eine Klausur nächste Woche. Manch einer überlegte sich, ob er die Hose in dem Schaufenster kaufen sollte oder nicht. Und sie standen hier und wussten, dass sie den heutigen Abend vielleicht nicht mehr erleben würden.
Plötzlich öffnete Mark die Augen und sah sie an. In seinem Blick lag eine solche Klarheit, die so typisch für ihn war. Elijah kam nicht umhin, stolz auf seinen Freund zu sein. „Mar, Line und El. Ihr fahrt jetzt los und holt den Zylinder.“
„Wie bitte?“ Elijah fiel aus allen Wolken. Sie hatten geschworen, den Zylinder an dem Ort zu lassen, wo er jetzt war. Wenn er in ihre Nähe kam, würden die Windler verstärkt angreifen. „Bist du sicher?“
Mark sah ihn an. „Sie haben plötzlich ein so reges Interesse an ihm, dass ich mich frage, warum. Und deshalb müssen wir ihn bei uns haben. Er ist in seinem Versteck nicht mehr sicher. Sasha und ich warten zuhause auf euch.“
Noch immer zögerte El, doch Margarete nahm ihn an der Hand und führte ihn fort. Elijah wandte sich um und blickte zurück. Mark stand dort und sah ihnen nach, wie sie zum Auto gingen. Es war ihm, als sei auf einmal die Straße untergegangen. Als gäbe es nichts mehr außer diesem Studenten, der ihnen nachsah. Und das Glitzern in seinen Augen mochte El auf einmal nicht mehr gefallen. Es sollte das letzte Mal sein, an dem er Mark so sah, wie er ihn gekannt hatte. Ein Augenblick nur. Sekunden, die man benötigte, zu einem Auto zu gehen. Dann schob sich eine Häuserecke vor ihn und Mark verschwand.
„Meinst du, es ist klug?“, wollte Mar wissen während sie in das Auto stieg. „Wir sollten den Zylinder da lassen, wo er ist. Leider gebe ich dir recht.“
„Wieso fahren wir dann?“, erwiderte Collin und zwängte sich auf den Rücksitz.
„Warum gehen wir nicht zurück und sagen Mark, dass er im Moment keine guten Entscheidungen trifft?“
El schob den Schlüssel neben das Lenkrad ins Schloss und ließ den Motor an.
„Weil er unser Anführer ist.“, gab er zurück, um auch seine leisen Zweifel aus der Welt zu schaffen. „Und er ist es nur geworden, weil wir ihm ein gewisses Maß an Vertrauen geben. Und das sollten wir jetzt auch tun. Ihm vertrauen.“
Sie fuhren auf die Schnellstraße und verließen Hockenfeld. Elijah spürte, dass Collin immer leiser wurde. Er war neugierig, wo sie dieses letzte Bauteil versteckt hielten. El musste zugeben, ganz sicher waren sie in der Wahl des Verstecks auch nicht gewesen. Aber es hatte sich in vielen Gelegenheiten gezeigt, dass es unklug war, den Zylinder woanders zu verbergen. Dort wo Menschen waren, kamen immer Menschen ums Leben.
Die Fahrt ging zügig voran. Sie redeten nicht. Nach einer Weile schaltete El das Radio ein. Doch die Musik empfand er als so störend, dass er es wieder abschaltete. Die Stille, die darauf folgte, war noch schlimmer als das ständige Gerede der Sprecher im Radio. Fast war es ihm, als wäre die Anspannung greifbar.
El überholte einen blauen Passat und reihte sich dann wieder ein. „So lernst du wenigstens unseren Freund kennen.“, sagte er dann, um die Stimmung wenigstens ein bisschen zu heben. „Er ist sehr nett, ein lustiger Kerl.“
„Er ist alt und senil.“, hielt Mar dagegen. „Wir können froh sein, dass er uns nicht erschlägt, wenn wir ankommen.“ Sie verdrehte die Augen. Manchmal war seine kleine Prinzessin wunderbar zynisch.
„Wer denn?“ El hatte tatsächlich Lines Neugierde geweckt. „Wen meint ihr?“
„Lass dich überraschen.“ Er zwinkerte in den Rückspiegel und beließ es dabei. Sie fuhren durch weite Getreidefelder und durch angrenzende Dörfer. Elijah fand den Weg inzwischen im Schlaf. Nach etwa einer halben Stunde bog er von der Schnellstraße ab und sie hoppelten über einen Feldweg. Schließlich hielten sie an einer alten Eiche, die ihre gewaltigen Äste in den Himmel reckte. Nicht weit von ihr entfernt rauschte ein Zug über die Gleise in das nächste Dorf.
„Ihr habt einen Hang zu Orten, weit ab von Städten und Dörfern.“, bemerkte Collin trocken als er ausstieg. „Tomaro hat schließlich auch nicht neben dem
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