Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
falsche Versuchsobjekt zu Rate zieht, sollte belangt werden.“
Sasha sah ihn aus großen Augen an. „Was soll das bedeuten?“, wollte sie wissen. Mark schnaubte. „Das bedeutet, er heißt es gut, wissenschaftliche Versuche an ungeborenen Babys durchzuführen. Seiner Meinung nach ist das kein Verbrechen.“
„Aber er hat doch recht damit, wenn nach dem Gesetz vorgeschrieben ist, dass erst nach der Geburt ein Mensch ein Mensch ist.“ Sie stockte. „Ist das ein Fehler im Gesetz?“
Doch er schüttelte nur den Kopf. „Nein, es ist eine Festlegung. Wir sind nämlich nicht die ersten Menschen, die sich darüber unterhalten. Ach, was soll’s? Ich jedenfalls will kein Leiter einer Forschungsgruppe sein, die am Leben herum pfuscht. Die haben doch keine Ahnung.“
„Du meinst, sie wissen nicht, was wir wissen?“, fragte Sasha und blickte auf die flimmernden Bilder der Werbung. „Dass alles Leben eine Seele besitzt? Nicht zuletzt, weil wir sie einfangen müssen.“
Mark schob die Zettel in seinem Schoß zurecht und warf sie auf den Tisch. Das Gedröhne aus Mars Zimmer war noch immer nicht abgeklungen. Nun gut, es war Wochenende. Es wurde Zeit, dass sie alle mal wieder ausspannten. Außer ihm, denn er musste morgen arbeiten. Er seufzte. „Ja, das wissen sie nicht. Und sie werden es niemals verstehen. Was schaust du da eigentlich?“, fragte er und rieb sich die müden Augen. Er hatte bis eben an dem Ausdruck gehangen und vom Fernsehprogramm nichts mitbekommen. Nun erklang die Melodie einer Limonadenwerbung.
„Das wird dir gefallen.“, grinste Sasha. „Es ist eine Gerichtssendung.“
Mark stöhnte auf. „Wieder irgendwelche armen Teufel, denen man ansieht, dass sie schauspielern?“
In dem Moment hörten sie das Klappen der Wohnungstür. Marks Blick wanderte zu der Uhr über dem Fernseher. Sie war der einzige Schmuck, den sie hier an den Wänden hatten. Es war kurz vor sieben. „Das wird Elijah sein.“, sagte er, denn El war der einzige, der noch nicht zuhause gewesen war. „Wo war der eigentlich die ganze Zeit?“
Sasha zuckte mit den Schultern und wandte den Kopf. Zusammen blickten sie durch die offene Tür in den Flur hinaus. Dann sahen sie Elijah, der an ihnen wort- und grußlos vorbeizog. Mark blinzelte einen Augenblick, doch Elijah war schon vorbeigegangen. Mark meinte, seine Augen hätten ihm einen Streich gespielt Er sah Sasha an, die ebenso erstaunt zurück starrte. „Hatte er gerade einen Jungen über den Armen?“, fragte sie.
Mit einem Ruck war er aufgestanden. Sasha tapste mit nackten Füßen hinter ihm her. Zusammen liefen sie durch den schmalen Flur zum Badezimmer, aus dem lautes Rauschen erklang.
„El?“, fragte Mark als sie in das Badezimmer schielten.
Elijah hockte vor der Badewanne, in dem ein kleiner Junge lag. Er hatte die Brause angestellt und ließ warmes Wasser über den Körper des Knaben laufen. Mark sah entsetzt, wie von Dreck und Blut gefärbtes Wasser in die Wanne tropfte. Der Junge war bewusstlos. Und er blutete aus einigen Kratzern.
Elijah selbst sah nicht besser aus. Er war verschwitzt und der heruntergelaufene Schweiß hatte Schlieren in die Dreckschicht auf seinem Gesicht gezogen. Seine Tasche und noch zwei weitere Taschen standen achtlos in der Ecke. Auch auf ihnen lag eine Staubschicht.
„Um Himmels willen, El.“, flüsterte Mark und trat näher. „Was ist denn passiert? Wer ist das?“
Elijah begann, den Körper des Jungen abzuwaschen. „Das ist Collin.“, erklärte er besorgt und verwirrt gleichzeitig. „Der Junge von heute Morgen. Ich habe versucht, ihn zu beschützen. Aber es waren zu viele... ich...“ Seine Stimme versagte und Mark sah, wie er zitterte.
Sasha drängte sich an ihm vorbei und kniete neben Elijah. Sanft nahm sie ihm den Brausekopf aus der Hand. „Gib mir das, El.“, sagte sie. „Geh mit Mark raus. Ich werde mich um ihn kümmern.“ Mit zärtlicher Gewalt drängte sie das Feuerelement beiseite und rieb über das Gesicht des Jungen, der sich noch immer nicht rührte.
Mark wusste, was er zu tun hatte. Er schob Elijah nach draußen und in dessen Zimmer. „Komm her.“, sagte er. „Zieh dich um, ich hole dir einen Waschlappen.“ Und als sein Freund sich langsam auszog, nahm er frische Sachen aus dem Schrank und gab sie ihm. „Sag mir, was passiert ist.“, bat er ihn.
Elijah zitterte noch immer als er sich die Hose anzog, die Mark ihm reichte. „Ich habe im Unterricht mit ihm geredet und da hat er mir erzählt, er hätte mich
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