Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
nicht, wie lange dieses Gefühl anhalten würde. Er hatte heute Morgen gesehen, dass Johannes die Anzeige so gestaltet hatte, wie sie sich das vorgestellt hatten. Nun lag es an ihm , sich zu melden.
Lange hatten sie über den Text in der Anzeige nachgedacht. Es sollte nichts sein, das Aufsehen erregte bei denen, die nicht beteiligt waren. Und gleichzeitig sollte die Nachricht für ihn verständlich genug sein. So verständlich, dass er sich meldete und gefälligst Elijah um Vergebung anflehte. Ihm die Füße küsste oder ähnliches. Wut kam in ihm auf als er die Straße fast schon entlang rannte. Nein, so leicht würde er nicht davon kommen. Er hat das alles gewusst, er hatte sich vollständig unter Kontrolle gehabt. El konnte sich nicht vorstellen, dass er nicht aus freien Stücken gehandelt hatte. Und irgendetwas in dieser tiefen, schwarzen Seele musste schließlich geschlummert haben, damit er zu so etwas bereit gewesen sein konnte. Man konnte ihm nicht weismachen, dass er keinen Anteil an seinen Taten hatte. Mochte Grimbold sagen, was auch immer er wollte.
Endlich kam er an das Mietshaus. Elijah schob den Schlüssel in das Schloss der Eingangstür und zog sie auf. Zu seiner Überraschung begegnete er Frau Horn, die an der Tür zur Studierendenwohnung stand und ein Ohr darauf gepresst hatte. Kaum hatte sie El bemerkt, zuckte sie zusammen und entfernte sich ein wenig.
„Tut mir leid, Elijah.“, sagte sie und wurde rot. Ihr Einkaufsbeutel schlenkerte um ihr Handgelenk. „Ich habe Geräusche gehört und dachte, es sei etwas passiert. Deshalb habe ich...“ Sie verstummte. „Es ist doch hoffentlich alles in Ordnung?“
„Seien Sie beruhigt, Frau Horn.“, sagte er zu ihr freundlich. „Das wird der Hund gewesen sein. Er war ein wenig zu lange allein. Aber ich werde ihn jetzt mitnehmen. Guten Tag.“
Sie nickte und entfernte sich. Elijah wartete bis er eine Tür klappen hörte, dann schloss er die Wohnung auf und begab sich hinein. Zu seiner weiteren Verwunderung begrüßte ihn der Hund nicht überschwänglich, so wie es eigentlich sonst der Fall war. Elijah brachte seine Sachen in sein Zimmer und pfiff. Doch es kam nichts zurück. Kein Hecheln, kein Kläffen hinter unglücklicherweise verschlossener Tür.
„Lilly!“, rief er laut und pfiff noch einmal. „Lilly, komm her!“ Er lief hinüber zu Zechis Zimmer und öffnete es. Das Fenster stand offen. Ihre Vorhänge flatterten im Wind. Vom Husky keine Spur. War er aus dem Fenster gesprungen?
El durchquerte das Zimmer und klappte das Fenster wieder zu. Dabei blieben seine Finger an einem roten Fleck kleben, der sich über das weiße Fensterbrett hinzog. Kaum hatte er die Scheibe geschlossen, besah er sich das rote Zeug näher. Es war zähflüssig und leicht braun. Blut? Aber woher sollte es kommen? Schließlich waren sie gestern nicht hier gewesen und Elijah konnte sich nur schwer vorstellen, dass Sasha gerne und mit Absicht Blut im Fenster kleben hatte. In seinem Bauch wuchs ein Eisklumpen.
„Lilly!“, rief er noch einmal, diesmal schon etwas lauter. Hatte der Hund sich bei seinem Fluchtversuch verletzt? El stürzte durch die Wohnung, auf der Suche nach dem Husky. Doch er fand ihn nicht. Schließlich blieb er im Flur stehen. Es gab nur ein einziges Zimmer, in dem er noch nicht gesucht hatte. Er hatte es seit einigen Tagen nicht mehr betreten. Und das aus gutem Grund.
Elijah legte die Hand auf den Türgriff zu seinem Zimmer. Dann atmete er einmal ein, nahm all seinen Mut zusammen und betrat es. Er wusste mit Sicherheit, dass er hier etwas finden würde.
Aber was er fand, darauf war er nicht vorbereitet. Und es traf ihn wie der Schlag eines Holzfällers. Ihm wurde klar, dass die Windler in dieser Wohnung gewesen waren. Und dass sie Lilly getötet hatten.
Nein, töten konnte man das nicht bezeichnen. Sie hatten den armen, wehrlosen Husky abgeschlachtet und dann wie zu einem Ritual auf diesen Altar gebettet. Lilly als solches war nur noch als Hülle zu erkennen. Sie lag mit dem Kopf nach unten auf dem Boden, zwischen all den Möbeln, die mit Blut beschmiert waren. Ihr Bauch war aufgeschlitzt. Alle Innereien hatten die Windler auf der Wand und auf dem Bett verteilt. Das Herz lag inmitten weißer Handtücher, aufgebahrt wie zu einer schwarzen Zeremonie. Mit großen Buchstaben aus Hundeblut hatten die Windler über dem Schreibtisch eine Nachricht an die Wand gemalt.
Ihr seid wie Hunde.
Mehr nicht. Und dennoch verstand Elijah die Nachricht.
Das Feuer
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