Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
einen Blick um die Ecke, um sicherzugehen, dass er wirklich verschwunden war. Dann sprang er auf und nahm sich die Zeitung, die aufgeschlagen auf der Kommode lag. Hatte sein Vater sie hier vergessen? Aber warum sollte er Kontaktanzeigen lesen?
Sein Blick war auf eine besonders auffällige Anzeige gefallen. Sie füllte fast den oberen Rand der Zeitungsseite aus und konnte dem Betrachter nur ins Auge fallen. Viel mehr aber beunruhigte ihn der Text.
Suche meinen Helden von Hockenfeld!
Bist du von einer windigen Frische begleitet und suchst feurige Hitze,
die Kühle des Wassers und eine gute Portion Bodenständigkeit?
Dann bist du bei mir ganz richtig. Hast du Interesse?
Dann melde dich bei Johannes.
Es gab keine Telefonnummer, keine Chiffre. Für ihn war die Sache ganz klar. Das war keine einfache Anzeige. Dazu traf der Text viel zu sehr auf ihre Situation zu. Er fühlte sich angesprochen von diesen Worten. Und hinzu kam die eigenartige Aufforderung, sich bei Johannes zu melden. Er wusste ganz genau, wer damit gemeint war. Der junge Reporter, der ihn vor nicht allzu langer Zeit als ,Helden von Hockenfeld‘ bezeichnet hatte.
Aufgeregt blätterte Kai durch die Seiten der Zeitung. Es musste doch ein Impressum geben. Vielleicht hatte er Glück und die Studierenden hatten so weit mitgedacht, ihm eine Faxnummer zu hinterlassen? Dann musste er nur rüber in den Laden an der Ecke, in dem es ein Faxgerät gab. Es war ein Druckerladen, der Kopien anfertigte, von dem aus man aber auch ein Fax verschicken oder ins Internet gehen konnte. Dann endlich fand er, was er suchte. Kai stieß triumphierend die Faust in die Luft und eilte, sich etwas anzuziehen.
Plötzlich ratterte das Gerät neben ihm laut vor sich hin. Johannes schreckte auf und beobachtete sein Faxgerät, das eine lange papierne Zunge ausspuckte. Dann blinkte ein Lämpchen und es war wieder Ruhe.
Bernd wollte schon aufspringen, um ihm das Dokument zu geben, doch der junge Reporter schüttelte den Kopf und hob die Hand. Er erhob sich selbst, riss das Papier ab und las die Buchstaben, die noch nicht einmal getrocknet waren. Die Kälte in seinem Magen wurde immer größer. Er wusste ganz genau, von wem diese Nachricht stammte, auch wenn ein anderer Name darunter stand. Kai Austen. Das war sicher ein Deckname. Unbehagen bereitete ihm allerdings die Tatsache, dass Mark einen vollständigen Plan ausgearbeitet hatte. Da stand etwas von einer Villa, die erstürmt werden sollte. Von gefangenen Mädchen und vor allem einer langen, langen Erklärung, wieso Mark einen Fehler begangen hatte. Und von Gefahr. Eine Warnung.
Johannes sah auf. „Mir ist gerade eingefallen, was ich Dorothea schenken werde.“, sagte er zu Bernd, der an seinem Schreibtisch saß und über einigen Artikeln brütete. Sein älterer Kollege sah auf. „Was denn?“, wollte er wissen. Er sah müde aus.
„Eine Reise.“ Johannes beugte sich herab und schaltete das Gerät weiter unten im Schrank ein. Mit einem lauten Knattern erwachte es. Dann schob er das Fax in den Schlitz oberhalb des Geräts. Ein Reißen ertönte. „Wir werden lange verreisen Irgendwohin, nur weit weg von hier.“ Von Marks Nachricht blieben nur einige Papierstreifen übrig, die langsam in einen Behälter unter dem Schneider sanken.
„Was war das für ein Fax?“, wollte Bernd wissen und beobachtete die nervösen Gebaren seines Kollegen.
Johannes nahm die Schnipsel und jagte sie noch einmal durch das Gerät. „Werbung.“, erwiderte er. „Nur Werbung.“
10
Elijah warf einen Blick auf die Uhr. Er musste sich beeilen, wenn er nicht zu spät kommen wollte. Sie wollten heute noch ein wenig mit Collin üben und trafen sich deshalb bei ihm zuhause. Dass seine Eltern nicht da waren, war ein richtiger Glücksfall. So konnten sie im Haus seiner Eltern mit ihm üben. Viel Platz bot die Wohnung der Studierenden dafür nämlich nicht. Weder für Collins Stürme, die allmählich immer gewaltiger wurden, noch für Mars Bannkreis oder Zechis Wuchs. Übten sie im Garten hinter dem großen Haus konnte sie niemand sehen. Nur Lilly wollte er noch holen. Das arme Tier war gestern die meiste Zeit allein gewesen, da Grimbold sie alle aufgehalten hatte mit seinem Abschied. El musste sagen, er vermisste den Wächterzwergen jetzt schon. Er war ein netter, lustiger Kerl. Und vor allem war er ihm dankbar, dass seine Sicht; seine außen stehende und alles von oben betrachtende Sicht ihnen verholfen hatte, sich endlich wieder zu bewegen. El wusste
Weitere Kostenlose Bücher