Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
mir gemacht. Und seitdem kann ich nicht mehr klar denken.“
Nun endlich nickte Karla. „Du wirst es verstehen, Kai. Und deshalb wirst du dich schützen können.“
„Mutter, was tut er mit mir?“, wollte er wissen und kniete vor ihr. „Sag es mir. Bitte.“
Doch sie schüttelte den Kopf. „Ich kann es dir nicht sagen. Denn nur wenn du es verstehst, kannst du es bekämpfen. Deshalb würde es dir nichts nützen. Nicht einmal helfen kann ich dir. Du musst allein darauf kommen.“
„Dann werde ich ihn fragen.“ Mit neuem Tatendrang erhob sich Kai und nahm sie in die Arme. „Ich verspreche dir, dich zu retten, Mutter. Und dazu werde ich mich befreien. Jetzt und sofort.“
Sie nickte, strich ihm über den Kopf. Nein, diese Frau war nicht krank. Es waren die Drogen, die sie zu dem gemacht hatten, was sie war. Die Drogen seines Vaters! Wütend stürmte er aus dem Zimmer und lief den Gang nach vorn. Er wusste in etwa, wo sich das Arbeitszimmer seines Vaters befand. Dort würde er ihn zuerst suchen! Mit angestauter Wut im Bauch rannte er fast die Treppe herab. In der Eingangshalle wollte er eben nach links abbiegen, als er sah, dass die Tür unter der Treppe offen stand. Verwundert blieb er stehen. Vielleicht war Herr Austen auch dort unten? Sonst würde sicher dir Tür nicht offen sein.
Kurzerhand kam er vom Weg ab und lief die Treppe hinunter in den Saal mit den Türen. Doch mitten auf dem Absatz verharrte er. Es war, als hätte jemand ihn mit kaltem Wasser übergossen.
Sein Vater war nicht hier unten. Dafür waren drei Männer hier und brachten einen Gefangenen hinter eine der Türen.
Kai hielt sich am Geländer fest. Der Gefangene sah schrecklich aus. Seine Kleidung war zerfetzt. Blut hing an seinen Lippen und an seiner Brust. Also hatte sein Traum doch nicht gelogen! Zumindest war er nicht tot.
In diesem Moment blickte er auf und sah Kai. Er erstarrte. Auch der Gefangene rührte sich nicht mehr. Es war nichts zu sehen in ihren Mienen, kein Blick, kein Zeichen. Es war der bloße Moment, sich nach langer Zeit wieder zu sehen. Als wäre man Jahre getrennt gewesen. Als wären Welten zwischen den beiden.
„Elijah...“, flüsterte Kai.
Dieser sah einen Moment so aus, als wolle er die Stufen erklimmen. Doch seine Bewacher stießen ihn in den Rücken und trieben ihn hinter eine der Türen. Als sie ihn von seinen Fesseln befreien wollten, riss er sich los und trat einem von ihnen in den Unterleib. Doch ehe er sich dem zweiten zuwenden konnte, hatte dieser einen Stock gezückt und hielt ihn an Elijahs Schulter. Blaue Blitze umzuckten ihn und Elijah brach mit einem Keuchen unter den Elektroschocks zusammen. „Du hast ja Kraft, mein Kleiner!“, rief der Mann lachend.
Sie sperrten die Tür zu. Man konnte Elijahs Raserei hören, wie er gegen die Tür schlug. Doch Kai verstand nicht, was er rief. Es war nur ein Murmeln. Ein mit Wut erfülltes Schreien.
„Schrei du nur!“, rief der Mann, der sich den Unterleib rieb. „Heute Nachmittag schon wirst du das nicht mehr können. Wenn nämlich der junge Herr sich an dir gütlich labt!“ Sie lachten.
Die Wut in Kais Magengrube staute sich noch mehr an. Zornig wirbelte er herum und stürmte nach oben. Er musste mit seinem Vater sprechen; jetzt sofort! Zu seinem zweifelhaften Glück war Her Austen gerade auf dem Weg nach unten. Überrascht verharrte er und starrte seinen Sohn an. Dann lächelte er. „Ich sehe, du hast unseren Gast bereits begrüßt.“
„Wieso hast du Elijah gefangen genommen?“, schrie er ihn auf der Stelle an.
„Was soll das? Ich dachte, ihr lasst sie in Ruhe. Du hast doch mich! Wieso greift ihr sie weiter an?“
Herr Austen blieb ganz ruhig. „Ich weiß nicht, worüber du dich aufregst, mein Sohn. Wir haben nie gesagt, wir würden deine ehemaligen Freunde in Ruhe lassen. Im Gegenteil. Nun endlich haben wir die Gelegenheit, sie zu vernichten. Nun sind sie schwach und angreifbar.“
„Wieso ist Elijah hier?!“ schrie Kai außer sich vor Zorn und packte seinen Vater am Kragen. „Wieso ist er eingesperrt? Lass ihn auf der Stelle frei!“
„Aber das kann ich nicht, Kai.“ Sanft löste er die Finger seines Sohnes. „Elijah kommt eine große Aufgabe zuteil. Heute Nachmittag schon wird er nicht mehr eingesperrt sein. Ich gebe dir mein Wort, dass ich ihn freilassen werde.“
„Ist das dein Ernst?“, schoss Kai zurück. „Das soll ich dir glauben?“
„Hast du denn je an mir zweifeln können?“ Herr Austen hob eine Hand. „Mein Sohn,
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