Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
Sie sahen nicht mehr, dass sich soeben ein Mann dem Bett näherte.
Mit einem Ruck wurde die Tür aufgerissen. Elijah blinzelte. Er hatte sich inzwischen an das Dämmerlicht hier unten gewöhnt. Nun stach ihn die Helligkeit ins Auge. „Was gibt es?“, fragte er. Er war eingeschlafen.
„Es wird Zeit.“, erwiderte der Mann, der ihn vor der Harpyie gerettet hatte. Zuerst war El dem Glauben verfallen, der Mann würde ihm Gutes wollen. Doch dann hatte er den verletzten Jungen gefesselt und ihn hierher gebracht. „Schließlich will ich heute noch Feierabend machen.“
„Das tut mir aber leid.“, erwiderte Elijah. Er rührte sich nicht und ließ sich von dem Kerl auf die Beine ziehen. „Ist schließlich mein erstes Mal. Und bei dir? Wie vielem Morden hast du schon beigewohnt?“
„Halt die Klappe!“
Er schaffte Elijah nach draußen. Grob und unsanft stießen die Männer ihn in den Raum mit dem seltsamen Marmorboden und brachten den Gefangenen zu einer Stange, die am Ende des Zimmers befestigt war. Er unterdrückte ein Keuchen als er spürte, dass die feine Kruste, die sich auf seiner Wunde gebildet hatte, aufzuplatzen drohte.
„Nicht so grob.“, flüsterte er. „Ich bin doch so wertvoll.“
Sie fesselten seine Hände hinter dem Metallstab, der bis zur Decke reichte. Ohne Hilfe würde er sich nicht befreien können. Aber vielleicht konnte er ja einigen von ihnen noch gehörig den Pelz verbrennen?
Als er seinen Blick schweifen ließ, konnte er erkennen, dass etwa ein Dutzend Beißer hier unten versammelt waren, Männer wie Frauen. Auch die Dienerin Herrn Austens war dabei. „So wenige nur?“, beschwerte er sich bei ihr. „Jetzt hört doch auf! Ich bin doch so wertvoll. Haben wir uns nicht so oft geprügelt? Ich glaube, ich hätte da einige mehr verdient, meinst du nicht auch?“
„Sei still!“, zischte sie. „Du hast gar nichts zu sagen!“
„Wieso denn nicht?“ Er dachte gar nicht daran, klein bei zu geben. „Ich bin schließlich die Hauptperson hier.“
„Dein fahriges Mundwerk wird dir nicht mehr helfen.“ Die schneidende Stimme gehörte zu Herrn Austen, der die Treppe herab geschritten kam. Er war allein.
„Meine Güte, du liebst große Auftritte, was?“, lachte Elijah. Die Fesseln schnitten in seine Handgelenke. „Immer wenn man denkt, man sei allein oder hätte dir erfolgreich ins Kreuz getreten, erscheinst du am Spielfeldrand. Sei ruhig heute, ich habe dir nichts mehr zu sagen.“
Herr Austen zitterte mit den Augenlidern. Elijah sah mit Genugtuung, dass er es wieder geschafft hatte, seinen ärgsten Widersacher wütend zu machen. Das war seine größte Freude.
Leider hatte er die Folgen nicht bedacht. Herr Austen kam und hielt ihm den verhassten Stab an die Hüfte. Volt um Volt wurden durch seinen Körper gejagt und Elijah schrie auf. Es war ein schmerzhaftes Kribbeln an jeder Stelle seines Körpers, schlimmer als alles, was er je erlebt hatte. Die Harpyie eingeschlossen.
„Schon gut!“, schrie er auf. „Schon gut! Ich sag nichts mehr!“
„Das ist auch besser so.“ Herr Austen ließ den Stab sinken. Elijah keuchte und rang nach Atem. „Meine Freunde!“, wandte sich der Anführer der Windler den Versammelten zu. „Heute biete ich euch ein Schauspiel der besonderen Art. Heute werdet ihr erleben, wie unser stärkster Konkurrent sein Leben aushauchen wird. Und dann könnt ihr seine sterblichen Überreste nehmen und mit ihnen machen, was ihr wollt.“ Elijah ließ seinen Blick erneut schweifen. Er sah, dass manche Beißer sich über die Lippen leckten. Gut, dass er ihnen dann tot übergeben wurde. Er wollte sich nicht vorstellen, was die mit ihm anstellen würden, wenn er noch lebendig war. Es ekelte ihn vor jedem einzelnen. Sie stanken nach Blut.
„Und heute werdet ihr auch erleben, wie mein Sohn stark wird. Stark für uns und für unsere Sache!“ Herr Austen nickte einem versteckten Mann zu und dieser verschwand über die Treppe.
Elijah wusste, was kommen würde. Doch als man Kai die Treppe herab führte, fühlte er, wie ihm kalt wurde. Sein Element versteckte sich. Erschrocken bemerkte er, dass er vor Angst nicht einmal das Feuer zur Hilfe rufen konnte.
Kai schritt langsam und gemächlich die Treppe herab. Er sah furchtbar aus. Die dunklen Strähnen umrandeten sein eingefallenes Gesicht. Blicklos sah er sich um. Man hatte ihm andere Kleidung gegeben. Er trug nun so etwas wie eine weiße Toga, einem Nachthemd ähnlich. Nur die Turnschuhe ließen darauf schließen,
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