Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
geärgert hat. Ärgern ist gut und schön und auch das Schimpfen ist wichtig. Aber wenn uns auf die Nerven geht, dass jemand sich zu lange über immer dasselbe Thema aufregt, dann bekommt er den Teller. Und das bringt ihn meistens zum Lachen. Es ist eine bessere Art, als Streit zu provozieren. Komm, wir gehen jetzt.“
„Hast du ihn auch schon mal bekommen?“, wollte Collin nun wissen. Sie waren im Flur und Mar zog sich eine Strickjacke über. Er hatte keine Ahnung, wohin sie wollte.
Doch Mar lächelte nur geheimnisvoll und nahm ihren Schlüssel von der Kommode. „Natürlich.“, gab sie zurück. Sie zog hinter Collin die Tür auf. Als dieser die Stufen zur Haustür nehmen wollte, legte sie eine Hand auf seine Schultern und deutete nach oben. Er begriff, dass sie das Haus nicht verlassen würden. „Ich habe mich mal eine Zeitlang über El aufgeregt.“, erklärte sie während sie nach oben gingen. „Dass er immer wieder versuchte, mit mir zu flirten. Seit dem ersten Tag, an dem wir uns begegnet sind, ging das so. Irgendwann war es den anderen zuviel, dass ich mich darüber aufregte und sie gaben mir den Teller. El beschränkt seitdem seine Annäherungsversuche auf die Frage, ob ich mit ihm ausgehe. Das ist wenigstens nicht so schlimm. Man kann es ignorieren.“
Sie erreichten die zweite Etage. Unter dem Lichtschalter stand ein Schuhregal. Collin meinte, keine Kinderschuhe zu sehen. „Wer wohnt hier im Haus eigentlich noch?“, wollte er wissen.
Mar warf einen Blick über die Wohnungstür. „Mieter. Ganz unterschiedliche Typen. Wir haben ein junges Pärchen, einen allein stehenden Mann und ein altes Ehepaar hier wohnen.“, gab sie zurück. „Das Haus gehört meinen Eltern, aber sie haben die Wohnungen vermietet. Lediglich ich darf hier kostenlos wohnen. Dass ich mit meinen Freunden eine WG eröffnet habe, wissen sie gar nicht.“ Ihr zierliche Hand lag auf dem dunklen Geländer der Treppe. „Doch ich konnte in der großen Wohnung doch nicht ganz alleine leben. Und meine Eltern kommen ohnehin nicht hierher. Sie überlassen die Verwaltung des Hauses mir. Ich bin froh, mit einem Rechtstudenten befreundet zu sein. Mark ist mir eine große Hilfe in vielen Dingen. Im Mietrecht kenne ich mich nur halbwegs aus.“
„Und wenn mal etwas kaputt geht?“, wollte Collin wissen und ließ seinen Blick über die Wände streifen. Sie waren eigentlich noch gut in Schuss. Aber es konnte immerhin vorkommen, dass es Schäden in den Wohnungen gab.
Mar zuckte mit den Schultern. „Wie gesagt, meine Eltern interessieren sich nicht sehr für mich. Sie haben mir ein Konto angelegt, aus dem ich Geld für solche Fälle schöpfen kann, ansonsten kümmert es sie nicht, was ich in solchen Fällen tue, obwohl es doch ihr Haus ist. Einen Teil der Miete zahle ich regelmäßig auf das Konto ein, damit es sich nicht entleert, den anderen Teil nutze ich für mich.“
„Wieso wollen deine Eltern eigentlich nichts von dir wissen?“, fragte Collin nun. Er blickte nach oben, doch er sah, dass es noch eine weitere Treppe hoch ging. Er hatte sich schon mehrmals gewünscht, seine Eltern würden ihn mal für eine lange Zeit in Ruhe lassen. Doch so getrennt von ihnen zu sein, stellte er sich auch schrecklich vor.
Schon wieder zuckte Mar mit den Schultern. Der Schlüssel in ihrer Hand klapperte. „Ich weiß es nicht. Sie sind eben sehr viel unterwegs. Gerade sind sie in Irland, um irgendeinen Kunden zu beraten. Ich weiß nicht einmal, was sie genau machen. Alles, was ich aus meiner Kindheit weiß ist, dass sie nie zuhause waren. Ich habe noch einen Bruder, aber auf den sind sie wesentlich besser zu sprechen.“ Sie blieb einen Augenblick stehen. „Ich glaube, sie haben es gehasst, dass ich mich so für Technik interessiere. Ich studiere Informatik und sie wollten nie etwas davon wissen. Mein Bruder will Chirurg werden. Sie finden, das sei ein anständiger Beruf.“ Sie schüttelte sich.
Collin sah sie nachdenklich an. Seiner Meinung nach war es kein Wunder, warum die Studierenden alle ein wenig verrückt wirkten. Sie alle hatten schon einiges durchgemacht. Und er wusste noch nicht einmal, was Sasha erlebt hatte. Sicher auch nichts Gutes, so wie die anderen. Er dachte an ihren Großvater und wünschte ihm still gute Besserung.
Auf einmal ging die Tür neben ihnen auf. Eine ältliche Dame in einem Schottenrock trat nach draußen. Dann sah sie die beiden jungen Leute und ihr Gesicht hellte sich auf. „Wolltet ihr mich besuchen?“, fragte
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