Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
sie hoffnungsvoll.
Mar lächelte sofort. Collin spürte, dass ihre Art sich schlagartig verändert hatte. Sie wirkte buchstäblich wie ein nettes und unschuldiges Mädchen. „Guten Morgen, Frau Horn.“, sagte sie. „Wie geht es Ihnen?“
„Gut, danke, Margarete.“, erwiderte die Frau. Dann sah sie Collin. „Und wer ist der junge Herr hier?“
Noch immer lächelnd, schlang Mar ihm ein Arm um die Schultern. „Darf ich Ihnen meinen Cousin vorstellen, Frau Horn?“, sagte sie ehe Collin etwas erwidern konnte. „Er wird ein paar Tage bei uns wohnen. Wundern Sie sich also nicht, wenn sie ihn in Zukunft öfter im Haus sehen werden.“
„Ach ja?“, rief Frau Horn entzückt aus. „Ich wusste gar nicht, dass du so einen netten Jungen als Cousin hast. Wie heißt du denn, mein Kleiner?“ Sie lächelte ihn warmherzig an.
„Collin.“, gab er gepresst zurück. Mehr sagte er nicht. Mar verstärkte den Druck auf seinem Arm.
„Ich zeige ihm gerade das Haus.“, sagte sie ehe Frau Horn noch etwas sagen konnte. „Also, Collin. Komm mit zum Dachboden. Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag.“ Damit winkte sie der Frau und nahm noch die schmale Steige zu der kleinen Holztür, die zum Dachboden führte. Rasch schloss sie sie auf und die beiden verschwanden, eine glücklich lächelnde Frau Horn zurücklassend.
Der Dachboden des Mehrfamilienhauses war vor allem staubig. Einige Schränke, die niemand mehr benötigte, standen hier, zusammen mit altem Teppich, der es nicht mehr zum Sperrmüll geschafft hatte. „Wieso hast du ihr das erzählt?“, wollte Collin sofort wissen als sie über die knarrenden Bretter liefen in die Ecke unter dem dreckigen Fenster. Irgendwo gurrten Tauben.
„So ist es einfacher.“, erwiderte Mar. „Du weißt ja nicht, wie sehr die Frau tratscht. Lassen wir sie lieber über meinen plötzlich aufgetauchten Cousin reden als über einen ,unbekannten jungen Mann‘, der auf einmal oft ein und aus geht Glaube mir, das ist besser. Wollen wir nun anfangen, dich auszubilden? Ich meine, wir sind eigens dafür herauf gekommen. Wir können es nämlich nicht riskieren, dass du unsere Wohnung zerlegst.“
Wie sie das so sagte, mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen, stimmte sie Collin sehr zuversichtlich. Dennoch war er nervös, als er vor sie hin trat. „Und was muss ich machen?“, fragte er.
Mar lächelte noch immer. Sie winkte ihm und ließ sich dann in all dem Staub auf dem Boden nieder. „Zuerst konzentrierst du dich ein wenig und sagst mir, wie du deine Kräfte empfindest. Komm, setz dich!“
Noch immer vom Zögern geplagt, ließ er sich ihr gegenüber im Schneidersitz nieder. „Und jetzt?“, fragte er.
Die Studentin schüttelte ihre Haare über die Schulter. „Schließ die Augen.“, befahl sie und Collin folgte ihren Anweisungen. „Und jetzt suche in deinem Körper diese Kraft, die dich zu etwas Besonderem macht und sage mir, welche Gefühle du damit verbindest. Willst du sie einsetzen, um zu kämpfen? Möchtest du damit verteidigen? Möchtest du beschützen? Lass dir Zeit mit der Antwort.“ Collin rutschte unruhig hin und her und suchte nach dem Gefühl, das Mar ihm beschrieben hatte. Es war eine eigenartige Reise durch seinen eigenen Körper. Er spürte, wie er seine einzelnen Gliedmaßen abtastete, nach dem Wind suchte, der ihn angeblich ausfüllte. Doch so sehr er sich anstrengte, er spürte nichts und hörte nichts außer dem Rauschen seines eigenen Blutes. Es erfüllte seine Ohren zusammen mit seinem Atem, der ihm in der vollen Stille viel zu laut vorkam. Er seufzte laut. Dann öffnete er die Lippen, um Mar enttäuscht mitzuteilen, dass er absolut nichts fühlte, doch sie kam ihm zuvor.
„Ich sagte, du sollst dir Zeit lassen.“, sagte ihre sanfte Stimme. „So etwas benötigt nun einmal länger. Du setzt dich mit deinem eigenen Körper auseinander. Das ist anstrengend und zeitraubend.“
Er schüttelte den Kopf, doch es sollte kein Widerspruch sein. Eher eine Zustimmung mit einem Hauch von Fassungslosigkeit. Wo war er nur hin geraten?
Es schien ihm eine Ewigkeit, die er dort saß und seinen eigenen Körper durchforstete. Er suchte insgesamt alles zweimal erfolglos ab. Dann gab er es schließlich erneut auf. Er öffnete die Augen und sah Mar an, die ihn die ganze Zeit beobachtet hatte.
„Nichts.“, sagte er einfach nur. „Und wenn ihr euch geirrt habt? Was ist, wenn ich keine Kraft habe?“
„Du hast den Anführer der Windler zurückgeschlagen, wenn auch im
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