Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
alt und ziemlich naiv. Ich habe ihnen alles gesagt. Ich habe ihnen gesagt, dass ich den Wind beherrschen kann. Daraufhin wurden sie sehr neugierig. Und sie versprachen mir, dass sie mich stark machen würden, wenn ich nur mit ihnen käme.“ Wieder schwieg er einen Moment. Ein frischer Wind kam auf und blies ihnen ins Gesicht. Els Haare flatterten als er Mark ernst ansah. „Sie sagten mir, meine Gabe sei etwas Besonderes. Sie meinten, ich bräuchte das nicht verschwenden. Sie würden an mir arbeiten und mich stärker machen, wenn ich nur tue, was sie wollten. Ich war... ich war noch niemals in meinem Leben so kurz davor, alles hinter mir zu lassen, was ich bisher hatte.“ Mark legte seine Hände auf seinen Schoß und ballte sie zu Fäusten. „Sie machten mir Versprechungen, dass ich einer von ihnen werden könnte. Alles, was ich bräuchte, wäre der Mut, mein altes Leben zu vergessen und Menschen für sie zu opfern. Das haben sie zu einem Kind gesagt! Einem Kind, das noch nicht einmal in der Lage war, zu begreifen, was es bedeutet, zu töten!“ Man konnte ihm ansehen, dass es ihm zu schaffen machte. Seine Augen waren von Trauer und Wut gleichzeitig erfüllt. Elijah begriff, dass Mark in jenem Moment noch niemals näher davor stand, seinen besten Freund zu verraten und zu den Windlern zu gehen. Und es roch geradezu nach ihnen. Ein Kind zu fragen, auf die andere Seite zu wechseln, sogar wenn es selbst noch keine Ahnung hatte, was es wollte. Geschweige denn, was richtig und was falsch war. Hätte Mark in jenem Moment zugestimmt, dann würde er nun auf der anderen Seite stehen. Und El würde gegen ihn kämpfen müssen. Vielleicht hätte Mark ihn sogar bereits getötet.
Lange Zeit wusste El nicht, was er sagen sollte. Wie konnte man Mark aufmuntern? Ging das überhaupt?
„Was mich eigentlich stört, ist aber eine ganze andere Tatsache.“ Marks Stimme war nun nicht mehr bedrückt. Sie war erregt. Er stand auf und die Schaukel schwang hin und her. „Dass die Windler diese unlauteren Mittel einsetzen, das ist für mich nichts neues. Nein, was mir zu schaffen macht ist die Tatsache, dass ich für einen langen, sehr langen Moment daran gedacht habe, mit ihnen zu gehen!!“ Er war immer lauter geworden. Seine Wut über sich selbst war echt. Seine Hände waren noch immer geballt. „Verstehst du das, El?“, rief er aus. „Eigentlich bin ich ein Mistkerl, genau wie du gesagt hast! Ich war in Versuchung, dich in diesem elenden Pfuhl eines Waisenhauses verrotten zu lassen! Mir war es egal, dich hinter mir zu lassen, wenn ich nur selbst stärker werde!“ Damit schlug er gegen die eiserne Kette der Schaukel. Der Sitz schwang unkontrolliert hin und her.
„Hey.“ El stieg von seiner Schaukel ab. „Hör auf damit. Du siehst doch, allein die Tatsache, dass es dich selbst heute noch so fertigmacht ist Beweis genug, dass du es gar nicht wirklich wolltest. Du warst fünfzehn Jahre alt! Und wie du gesagt hast, konntest du damals doch noch gar nicht entscheiden, was gut und was falsch ist. Sie haben versucht, dich zu hintergehen und dich mit ihren fiesen Mitteln zu ködern. Aber du hast dich dagegen entschieden. Du bist doch hier und nicht bei denen. Und darauf kannst du stolz sein. Wie ist es weitergegangen damals?“
Mark zuckte die Achseln. Seine Finger lösten sich langsam aus der verkrampften Haltung. „Ich habe Angst bekommen. Die Windler hatten schon immer diese unheimliche Aura und diese hässlichen Mäntel. Ich bin nach draußen gerannt, als sie meine Entscheidung nicht länger abwarten wollten und nach mir griffen. Was sollten sie tun? Sie konnten schließlich nicht auf offener Straße Orkane auslösen und ließen mich gehen.“ Nun wandte er sein Gesicht Elijah zu. „Es tut mir leid.“, meinte er dann ehrlich. „Es tut mir leid, dass ich je auch nur einen Gedanken daran verschwendet habe, dich im Stich zu lassen. Und das, obwohl du mich immer beschützt hast.“
El nickte. „Irgendwann hattest du meinen Schutz nicht mehr nötig und heute bist du unserer Anführer. Du siehst, die Zeiten ändern sich. Und jetzt hör auf, dir Vorwürfe zu machen.“
Mark seufzte auf und straffte seine Schultern. „Ein bisschen ein anderes Geheimnis als zerstörte Brettchen, oder?“, fragte er mit einem schiefen Lächeln.
„Tut mir leid. Ich wollte dir das schon lange mal erzählen, aber...“
„Hör endlich auf, dich zu entschuldigen!“, fuhr Elijah ihn im Spaß an. „Das geht mir auf die Nerven.“
„Ja.“ Mark
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