Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
seufzte wieder auf. Seine Stimmung war so ziemlich am Nullpunkt.
„Tut mir...“ Elijah packte ihn noch mitten im Satz und rieb seine Ohren mit den Fäusten. Er wusste ganz genau, dass Mark das nicht leiden konnte. Entsprechend wehrte sich der Student, doch El ließ nicht locker.
„Papa!“ Konrads Stimme ließ sie inne halten. Sie wandten sich um und sahen gerade noch, wie der kleine Junge aus der Sandkiste stieg und einem Mann entgegen lief. Der Kerl war ein wahrer Hüne. Mit breiten Schultern und einem kleinen Kopf. Man sah auf den ersten Blick, womit er seinen Geld verdiente. Dieser Mann war ein Bär. Und mit Sicherheit war er genauso kräftig wie er aussah.
„Hallo, mein Junge.“, begrüßte er seinen Sohn fröhlich. Suchend sah er sich um.
„Wo ist denn die Mama?“
„Katharina hat Konrad in unserer Obhut gelassen.“, sagte Mark, der seine roten Ohren langsam wieder abkühlen musste, um nicht wie ein mittelalterlicher Hofnarr aussehen zu müssen. Die Studenten gingen auf den jungen Mann zu, der Konrad über den Kopf strich. „Sind Sie Benjamin?“
Der Mann nickte und reichte ihnen die Hand. Dann stockte er einen kleinen Moment. „Wartet mal.“, meinte er nachdenklich. „Irgendwoher kenne ich euch. Wie heißt ihr denn?“
„Mark Thun ist mein Name. Das ist Elijah Mollen.“, stellte Mark sie vor. „Ich glaube kaum, dass wir uns schon einmal begegnet sind. Ich kann mich eigentlich immer gut an Gesichter erinnern.“
Doch Benjamin war nicht der Einzige, der so empfand. Auch Elijah hatte ebenfalls das Gefühl, diesen Mann schon einmal gesehen zu haben. Und das lag an den kleinen Schweinsäuglein und dem leicht schiefen Mund, die ihm so bekannt vorkamen. Doch es war ihm, als läge ein Schleier über seiner Erinnerung. Benjamin hatte noch immer Els Hand und schüttelte sie. „Natürlich!“, rief er aus und seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischem Grinsen. „Jetzt weiß ich es wieder. Ich kenne euch von früher. Wisst ihr nicht mehr? Ich bin es, Ben! Ich habe mich verändert, was man von euch ja nicht gerade sagen kann.“ Er zerquetschte El die Hand während er mit tiefer Stimme hässlich auflachte. „Ihr seht noch immer aus wie ein Fischgesicht und eine Weihnachtskerze.“
El zog seine Hand zurück, als hätte er soeben in eine voll funktionsfähige Steckdose gefasst. Nun fiel ihm wieder ein, woher er die Augen und den Mund kannte! Das war Ben ! Der Ben, der im Waisenhaus alle Kinder immer geärgert und schikaniert hatte. Der sie ständig verprügelt und getriezt hatte. Dem sie jeden Abend Geld geben mussten, damit sie ins Bett durften. Und dem sie zu Weihnachten immer ihre Süßigkeiten geben mussten, nur damit er sie nicht in den Kamin sperrte und eine große Holzkiste davor schob. El wusste, wovon die Rede war. All das und noch viel mehr hatte er ertragen müssen. Und zwar nur dann, wenn die Erwachsenen nicht hingesehen hatten. Denn Ben war die Sorte Mensch, die immer einen Vorteil gewann, wenn er die einen unterdrücken und sich bei den anderen einschleimen konnte. Er wäre die Idealbesetzung für den ,Untertan‘. Marks Gesicht nahm ein Ausdruck an, der El daran erinnerte, wie Mark vorigen Monat in die faulige Zitrone gebissen hatte. „Du bist das.“, sagte er mit leichter Verachtung.
Bens Grinsen wurde breiter. Es stellte sich heraus, das er sich nicht im mindesten geändert hatte. „Ich wünsche euch einen schönen Tag, ihr beide. Wie geht es euch? Es ist schließlich ewig her, dass wir uns gesehen haben.“
„Gut.“, meinte Elijah und war schon halb dabei zu gehen. „Wie ich sehe, hast du deine Talente zum Beruf gemacht.“ Er meinte das nicht als Kompliment. Es war eher Sarkasmus.
Ben ließ seine Muskeln spielen. „Aber ja.“, sagte er stolz. „Und ich bin gut! Ich trainiere manchmal sogar die Jungen im Studio. Sie beten mich an. Konrad hier wird auch mal Wrestler.“
„Ein wahrlich brutaler Sport.“, meinte Mark nun mit schleichendem Hass. „Viel Muskelmasse, wenig Hirn. Ein unglaublicher Sport, wobei es darum geht, die Grenzen des menschlichen Körpers zu testen. Stimmt es eigentlich, dass manche Wrestler unter ihren kurzen Höschen nichts drunter haben?“
„Mark?“ Fragend wandte Elijah ihm den Kopf zu. Ihm schmeckte der Gesichtsausdruck seines Freundes nicht. Es war eine Mischung aus Hass und unglaublichen Tatendrang. Vielleicht auch eine Spur Rachedurst.
Was glaubst du, was aus Ben geworden ist? Hast du in den letzten Jahren mal an ihn gedacht ?
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