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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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werden. «
    Duncan hob widerstrebend die Hand, und Eugene waltete seines Amtes.
    » Duncan Haynes, Euch wird vorgeworfen, Verrat begangen zu haben, indem Ihr es angreifenden Truppen, die zur Unterwerfung der freien Pflanzer von Barbados angerückt waren, heimlich ermöglicht habt, auf der Insel zu landen und so die Armee, die zur Verteidigung von Barbados aufgestellt war, zu besiegen. «
    Stirnrunzelnd hörte Duncan zu, wie Eugene mit blumigen Worten die Anklage ausschmückte, von seiner Gottlosigkeit und seiner gewissenlosen Geldgier sprach, von seinen schurkischen Umtrieben, seiner blasphemischen Gesinnung und seiner opportunistischen Skrupellosigkeit. Kurzum, nach den gegen ihn erhobenen Vorwürfen war Duncan Haynes der schlimmste Verräter auf Erden.
    » Das alles ist vollkommen lächerlich « , sagte Duncan, als Eugene endlich seinen Redeschwall zur Gänze herausgebracht hatte. » Merkt denn niemand, was hier gespielt wird? « Doch die Frage hätte er sich auch schenken können. Natürlich war es jedem Einzelnen in diesem Raum klar, welchem Zweck diese ganze Scharade diente. Sie waren alle eingeweiht, was leicht daran zu sehen war, wie sie auf ihren Stühlen herumrutschten und seinen Blicken auswichen.
    » Bekennt Ihr Euch schuldig oder nicht schuldig? « , wollte Doyle wissen.
    » Falls Euch hier etwas entgangen sein sollte– es sind nicht irgendwelche Feinde auf Barbados eingefallen. Sondern Truppen, die von den rechtmäßigen Herrschern dieses Landes entsandt wurden, um den englischen Gesetzen Geltung zu verschaffen. «
    » Bekennt Ihr Euch schuldig oder nicht schuldig? « , wiederholte der Gouverneur. Sein verlebtes Gesicht hatte sich noch stärker gerötet. Ihm war ersichtlich daran gelegen, die ganze Posse schnell hinter sich zu bringen.
    Duncan starrte ihn an. » Nicht schuldig. «
    » Dann soll der Beweis geführt werden « , sagte Doyle schlecht gelaunt. Er wandte sich an Eugene. » Gibt es Zeugen für die Anklage? «
    » Jawohl, genau, wie es das Gesetz vorschreibt « , erklärte Eugene. Sein rundliches Knabengesicht glänzte vor Schweiß und rosiger Selbstzufriedenheit.
    Die Verhandlung nahm ihren Fortgang, indem zwei Männer, die Duncan noch nie gesehen hatte, nacheinander hereingerufen wurden und unter Eid behaupteten, ihn dabei beobachtet zu haben, wie er eine geheime Botschaft auf das Flaggschiff der englischen Flotte geschickt habe. Während sie sprachen, scharrten sie mit den Füßen und blickten zu Boden. Das schlechte Gewissen stand ihnen ins Gesicht geschrieben, doch sie brachten ihre Aussagen flüssig heraus. Eugene musste sie gut bestochen haben. Duncan, der nur wegen der Soldaten, die sich hinter ihm aufgebaut hatten, davon absah, dem Kerl an die Kehle zu gehen, lief unterdessen wegen seines unbotmäßigen Verhaltens Gefahr, dass er an Ort und Stelle wegen Missachtung des Gerichts in Ketten gelegt und zum Galgen geschleift wurde.
    » Das ist grotesk! « , rief er, als der Gouverneur die Zeugen entließ. Er deutete mit ausgestrecktem Arm auf Eugene. » Wenn du kleiner Mistkerl ernsthaft glaubst, du könntest… «
    » Ihr habt zu schweigen, bis Euch das Wort erteilt worden ist! « , unterbrach Doyle ihn aufgebracht. » Allein für diese Entgleisung droht Euch schon die Todesstrafe! « Er machte ganz den Eindruck, als wollte er selbige sofort verhängen, ungeachtet der Tatsache, dass es eigentlich doch nur um das Gold ging, auf das alle hier im Raum so versessen waren. Eugene erkannte den Ernst der Lage und schritt ein, denn wenn der Angeklagte erst am Galgen baumelte, würde er sich nicht mehr mit dem Gold seiner Frau freikaufen können. Dann wäre die ganze Mühe umsonst gewesen.
    » Wir sollten nun zur Urteilsverkündung kommen « , sagte er hastig. Er ordnete die Papiere auf dem Pult und suchte den Blick des Gouverneurs. Dieser nickte grollend und beugte sich über ein Schriftstück, das fraglos den vorformulierten Urteilsspruch enthielt.
    » Duncan Haynes, das hier versammelte Gericht befindet Euch im Sinne der Anklage für schuldig, Hochverrat begangen zu haben. « Er räusperte sich und blickte auf, halb ungeduldig, halb erwartungsvoll. » Könnt Ihr Gründe nennen, warum von einer Strafe abgesehen werden sollte? «
    Duncan erwiderte Doyles Blick. Das war die Stelle, an der er sich herausreden und ihnen zugleich anbieten konnte, sich vom Galgen freizukaufen. Gnade vor Recht, Gold gegen Freiheit– dies war der Handel, auf den es hinauslief.
    » Nein « , sagte Duncan kalt. » Ich

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